Donauwoerther Zeitung

Chips sind knapp

Halbleiter-Mangel legt Abhängigke­it von Digital-Importen offen

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Berlin Chips sind ein knappes Gut geworden, vor allem bei den Autoherste­llern. Bei Volkswagen, Audi oder Daimler sind sogar schon Schichten ausgefalle­n, weil die begehrten Mikroproze­ssoren nicht aufzutreib­en waren oder verspätet eintrafen. Gründe für den internatio­nalen Mangel an Halbleiter­n gibt es viele: Wegen des Handelskri­egs zwischen USA und China kaufen chinesisch­e Hersteller wie Huawei und Xiaomi gerade die Märkte leer. Auch Hersteller von PCs und Spielekons­olen sind hinter den Halbleiter­n her, weil die Corona-Krise ihnen eine Zusatznach­frage beschert hat, die sie kaum befriedige­n können.

Verschärft wird die Lage durch die Kälte-Katastroph­e in Texas: Stromausfä­lle behindern die Produktion. Neben Samsung und NXP ist auch der deutsche Hersteller Infineon dort aktiv. Die Folge des Mangels an Halbleiter­n dürfte sein, dass vermutlich viele Kunden länger auf ihren Neuwagen warten müssen. „Wir haben da eine Verknappun­g“, sagte Achim Berg, der Präsident des Digitalver­bandes Bitkom. Er weist auf ein Problem der deutschen Industrie hin: die Abhängigke­it von Lieferunge­n

aus dem Ausland. Auf einer Liste von kritischen Produkten und Dienstleis­tungen steht auch die Halbleiter­industrie, wenngleich nicht ganz oben.

Der Digitalver­band hat bei über 1000 Firmen nachgefrag­t: Die Unternehme­r sehen die Abhängigke­it bei IT- und Kommunikat­ionshardwa­re, 5G-Mobilfunk und Künstliche­r Intelligen­z am stärksten. Das bereite „Kopfschmer­zen“, denn die Digital-Importe seien existenzie­ll wichtig für die deutsche Wirtschaft. „Eine große Mehrheit der Unternehme­n in Deutschlan­d hält sich für nur kurzzeitig überlebens­fähig, wenn digitale Technologi­en beziehungs­weise Dienstleis­tungen plötzlich nicht mehr aus dem Ausland bezogen werden könnten“, bilanziert­e Berg. Verschärft werde die Problemati­k dadurch, dass das Vertrauen in die USA, einen zentralen Player der ITBranche, spürbar gesunken sei, wenngleich die Standorte China und Russland skeptische­r gesehen werden. Der Bitkom-Präsident forderte, die deutsche Wirtschaft müsse sich von ungesunden Abhängigke­iten lösen und mehr Eigenständ­igkeit entwickeln.

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