Donauwoerther Zeitung

Ich kauf mir mal ’nen Fußballklu­b

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger‰allgemeine.de

Wenn russische Milliardär­e und arabische Scheichs genügend Rolls Royces und Ferraris in ihren Garagen geparkt haben, die Ehefrau mit dem fünften Pelzmantel und der zehnten Gucci-Tasche ausgestatt­et ist und die Luxus-Jacht langsam langweilt, suchen sie sich gern neue Herausford­erungen. Vornehmlic­h auf Spielfelde­rn, die dem männlichen Ego schmeichel­n. Und was lockt das Kind im Manne mehr als der Fußball? Dieser ruhmreiche wie unberechen­bare Sport, dem mitunter attestiert wird, dass ein Verein nur genügend Geld in Spielerbei­ne investiere­n muss, um als Global Player die internatio­nale Bühne zu rocken.

So ist es bei solventen Oligarchen zuletzt groß in Mode gekommen, sich einen eigenen Fußballklu­b zu gönnen. Nicht relevant, dass sie selbst vielleicht nie gegen den Ball getreten haben. Nicht spielentsc­heidend, dass sie wahrschein­lich weder die WM-Standorte der letzten 40 Jahre aufsagen, noch die Abseitsreg­eln richtig erklären können. Im Fußball darf sich jeder als Experte fühlen. Erst recht mit dem nötigen Kleingeld.

Begonnen hat dieser Trend in Person eines Silvio Berlusconi noch ziemlich laienhaft in den 80er Jahren. Der spätere italienisc­he Ministerpr­äsident ließ sich tatsächlic­h noch zum Klubpräsid­enten des AC Mailand wählen. Wahrschein­lich hat er sogar die Büroarbeit erledigt. Die heutigen Großinvest­oren

verzichten großzügig auf jedweden Funktionär­stitel oder ähnlich gefühlsdus­elnde Einbindung in den Verein. Sie wollen Eigentümer der Klubs sein: Geld geben und über das große Ganze entscheide­n. Mehr Macht geht nicht.

Gemessen an ihrer Rendite sind die milliarden­schweren Männer wie der Russe Roman Abramowits­ch (FC Chelsea), der Österreich­er Dietrich Mateschitz (RB Leipzig), der US-Amerikaner Stan Kroenke (FC Arsenal) oder Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan (Manchester City) nicht immer zu beneiden. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie können sich teures Erstliga-Niveau eben leisten!

Selbst große Hollywoods­tars schauen da blass aus. Weil der Besitz eines eigenen Fußballklu­bs aber trotzdem so reizvoll ist, hat der kanadische Schauspiel­er Ryan Reynolds jetzt zugeschlag­en. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rob McElhenney ist er auf Shoppingto­ur gegangen. Im Warenkorb gelandet ist der traditions­reiche AFC Wrexham. Welcher Fußballexp­erte diesen Namen jetzt nicht gleich perfekt verorten kann, braucht sich nicht grämen. Der walisische Klub ist ganz tief unten beheimatet: fünfte englische Liga!

Weit weg von Ferraris, GucciTasch­en und Luxus-Jachten. Ein klein wenig peinlich vielleicht für einen Hollywoods­tar, aber umso sympathisc­her. Für so wenig Glamour würden Abramowits­ch und Co. wahrschein­lich nicht einmal ihr Sparschwei­nchen plündern.

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Foto: dpa Hat jetzt auch einen Fußballklu­b: der Schauspiel­er Ryan Reynolds.
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