Ich kauf mir mal ’nen Fußballklub
Wenn russische Milliardäre und arabische Scheichs genügend Rolls Royces und Ferraris in ihren Garagen geparkt haben, die Ehefrau mit dem fünften Pelzmantel und der zehnten Gucci-Tasche ausgestattet ist und die Luxus-Jacht langsam langweilt, suchen sie sich gern neue Herausforderungen. Vornehmlich auf Spielfeldern, die dem männlichen Ego schmeicheln. Und was lockt das Kind im Manne mehr als der Fußball? Dieser ruhmreiche wie unberechenbare Sport, dem mitunter attestiert wird, dass ein Verein nur genügend Geld in Spielerbeine investieren muss, um als Global Player die internationale Bühne zu rocken.
So ist es bei solventen Oligarchen zuletzt groß in Mode gekommen, sich einen eigenen Fußballklub zu gönnen. Nicht relevant, dass sie selbst vielleicht nie gegen den Ball getreten haben. Nicht spielentscheidend, dass sie wahrscheinlich weder die WM-Standorte der letzten 40 Jahre aufsagen, noch die Abseitsregeln richtig erklären können. Im Fußball darf sich jeder als Experte fühlen. Erst recht mit dem nötigen Kleingeld.
Begonnen hat dieser Trend in Person eines Silvio Berlusconi noch ziemlich laienhaft in den 80er Jahren. Der spätere italienische Ministerpräsident ließ sich tatsächlich noch zum Klubpräsidenten des AC Mailand wählen. Wahrscheinlich hat er sogar die Büroarbeit erledigt. Die heutigen Großinvestoren
verzichten großzügig auf jedweden Funktionärstitel oder ähnlich gefühlsduselnde Einbindung in den Verein. Sie wollen Eigentümer der Klubs sein: Geld geben und über das große Ganze entscheiden. Mehr Macht geht nicht.
Gemessen an ihrer Rendite sind die milliardenschweren Männer wie der Russe Roman Abramowitsch (FC Chelsea), der Österreicher Dietrich Mateschitz (RB Leipzig), der US-Amerikaner Stan Kroenke (FC Arsenal) oder Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan (Manchester City) nicht immer zu beneiden. Aber eines haben sie gemeinsam: Sie können sich teures Erstliga-Niveau eben leisten!
Selbst große Hollywoodstars schauen da blass aus. Weil der Besitz eines eigenen Fußballklubs aber trotzdem so reizvoll ist, hat der kanadische Schauspieler Ryan Reynolds jetzt zugeschlagen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rob McElhenney ist er auf Shoppingtour gegangen. Im Warenkorb gelandet ist der traditionsreiche AFC Wrexham. Welcher Fußballexperte diesen Namen jetzt nicht gleich perfekt verorten kann, braucht sich nicht grämen. Der walisische Klub ist ganz tief unten beheimatet: fünfte englische Liga!
Weit weg von Ferraris, GucciTaschen und Luxus-Jachten. Ein klein wenig peinlich vielleicht für einen Hollywoodstar, aber umso sympathischer. Für so wenig Glamour würden Abramowitsch und Co. wahrscheinlich nicht einmal ihr Sparschweinchen plündern.