Tränen statt Triumph
Serena Williams scheitert erneut kurz vor dem großen Ziel. Langsam wird die Zeit knapp
Melbourne Serena Williams schluckte, sie stockte und konnte die Tränen nach dem nächsten abrupten Ende ihrer Rekordjagd nicht zurückhalten. „Ich weiß nicht“, antwortete die 39-Jährige, als sie gefragt wurde, ob sie sich ihre zahlreichen leichten Fehler erklären könne. „Das war’s“, schob sie beim Aufstehen bloß noch hinterher, fing an zu weinen und verließ den Interviewraum.
Als sie so nach dem schmerzhaften 3:6, 4:6 gegen die Japanerin Naomi Osaka im Halbfinale der Australian Open mitten in der Antwort ihre Pressekonferenz abbrach, fing die Tenniswelt an, noch mehr zu rätseln. Wird es nichts mehr mit diesem so herbeigesehnten 24. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier? Bleibt der vielleicht besten Spielerin der Tennis-Historie die Einstellung des Allzeit-Rekords der Australierin Margaret Court für immer verwehrt? Es wird immer wahrscheinlicher, insbesondere wenn man sieht, wie die 16 Jahre jüngere Osaka als Vertreterin der neuen Generation sie am Donnerstag in Melbourne dominierte.
Mit einem Lächeln hatte Williams bei der Pressekonferenz noch auf die Frage reagiert, ob sie sich von ihren
Fans Down Under tatsächlich verabschiedet habe. Nach einem fünftägigen Lockdown durften wieder Zuschauer auf die Anlage und wurden Zeugen der aufwühlenden Szenerie, als Williams das Stadion verließ. „Ich weiß es nicht. Wenn ich irgendwann Farewell sage, würde ich es keinem verraten. Also ...“, sprach Williams zu den wenigen vor Ort anwesenden Berichterstattern.
Es folgte Frage Nummer acht, bei der sie die Emotionen übermannten. 2017 gewann Williams zuletzt ein Grand-Slam-Turnier. Bei den Australian Open. Sie war damals bereits schwanger. Vier Mal erreichte sie nach der Geburt ihrer Tochter ein Grand-Slam-Finale, vier Mal verlor sie ein Grand-Slam-Finale. Ein Grand-Slam-Titel als Mutter fehlt ihr noch. Und natürlich läuft ihr nun bei der Jagd nach der Grand-SlamBestmarke mehr und mehr die Zeit davon. Statt Williams trifft nun Osaka im Endspiel am Samstag auf die Final-Debütantin Jennifer Brady aus den USA.