Wie riesige Klopapierrollen aus Schnee
Andrea Schmidutz ging kürzlich bei Kronburg im Unterallgäu spazieren und staunte nicht schlecht, als sie an einer Wiese vorbeikam: „Die ganze Wiese voller Rollen aus Schnee – und dabei keine Fußspuren im Schnee?! Wenn die Rollen von Menschenhand gemacht worden wären, müssten im Schnee doch Schuhabdrücke zu sehen sein?“, dachte sie sich. Zum Glück hatte sie ihren Fotoapparat dabei und machte gleich einige Bilder von dem seltsamen Anblick. Daheim setzte sie sich an den Computer und versuchte herauszubekommen, was genau sie da auf der Wiese gesehen hatte. Schnell fand sie heraus: Diese 20 bis 50 Zentimeter hohen Gebilde werden Schneeroller genannt und sind ein seltenes Phänomen.
Das hat auch seinen Grund, sagt Professor Bernd Pinzer von der Hochschule in Kempten. Der ist Physiker und hat nach seinem Studium erst mal vier Jahre in der Schweiz am Institut für Schnee und Lawinenforschung (SLF) in Davos gearbeitet. Dort hat er auch seine Doktorarbeit über die Schneemetamorphose geschrieben, also die Umwandlung von feinen Schneestrukturen in gröbere. Daher kennt er sich prima mit Schnee aus und weiß: „Da geht richtig die Post ab, wenn der Schnee am Boden liegt, der formt sich ständig um.“
Die Schneeroller, die Andrea Schmidutz fotografiert hat, treten wirklich selten auf, erklärt der Professor: „Sie brauchen eine bestimmte Kombination an Bedingungen: Der Untergrund muss hart und nicht mit dem lockeren Neuschnee darauf verbunden sein. Der Neuschnee darf nicht zu hoch liegen (nur wenige Zentimeter) und die Temperatur muss gerade so über dem Nullpunkt liegen, damit der Neuschnee beim Rollen auch zusammenpappt. Und es braucht starken Wind. Ohne den geht nichts.“Der Wind kann an einer Unregelmäßigkeit der Oberfläche drunterfahren und den Neuschnee etwas hochlupfen: „Was dann entsteht, ist ein bisschen wie beim Pfannkuchen einrollen: eine Walze mit einem Loch in der Mitte.“