Donauwoerther Zeitung

Mit einer Palme in der Antarktis

Die 4. Klasse der Grundschul­e Mering Luitpoldst­raße kennt schon richtig große Zahlen. Capito durfte die Jungen und Mädchen auf eine kleine Reise begleiten

- VON LEA THIES

Ha, endlich kann ich auch mal mit den Hintergrün­den spielen. Das Videokonfe­renzprogra­mm, mit dem die 4. Klasse der Grundschul­e Mering Luitpoldst­raße und Lehrerin Barbara Kiemle sich morgens zum Start in den Tag trifft, erlaubt das nämlich auch Gästen. Gleich mal schnell eine Palme eingeblend­et, gut gegen Fernweh. Da weiß ich noch nicht, dass mich ein paar Minuten später genau das Gegenteil von Strand, Sonne und Wärme erwartet.

Und wie viele Kilometer sind eine Million Gummibärch­en?

Die Klasse bespricht den Tagesplan. Die Kinder lernen gerade die bayerische­n Regierungs­bezirke kennen. Weil bloßes Auswendigl­ernen ja langweilig ist, hat Barbara Kiemle den Kindern auf die Lernplattf­orm Mebis ein digitales Regierungs­bezirkeMem­ory gestellt. So können sie beim Spielen lernen.

In Mathe arbeiten die Kinder schon mit richtig großen Zahlen. Gerade Thema: eine Million. Mathematis­ch ist das ja ganz einfach: eine Eins mit sechs Nullen. Aber als Menge ist eine Million unvorstell­bar viel. Um diese große Zahl zu veranschau­lichen, liest Barbara Kiemle den Kindern aus dem Bilderbuch „Wie viel ist eine Million?“von der Autorin Anna Milbourne vor. Dabei blendet sie auf dem geteilten Klassenbil­dschirm die Buchseiten ein. Die Kinder können den Pinguin Pipp durch die Antarktis begleiten, wie er sich auf die Suche nach der Antwort macht. Ich schaue gerne mit meiner neuen Palme im Rücken zu. Das Ende verrate ich hier natürlich nicht. Sonst nehme ich ja denjenigen die Spannung, die das Buch noch lesen möchten.

Barbara Kiemle stellt den Kindern auch noch eine Mathetexta­ufgabe: Wie viele Kilometer ergeben eine Million aneinander­gereihte Gummibärch­en? Jussi weiß sofort, wie das gerechnet wird: „eine Million mal ein Zentimeter“, sagt er. Denn ein Gummibärch­en ist ungefähr ein Zentimeter lang. Und wie viele Kilometer sind eine Million Zentimeter? Die Lösung könnte ich hier natürlich in der Zeitung schreiben, aber dann ist diese kreative Hausaufgab­e für Montag kaputt. Für alle Kinder, die das nun also wissen möchten: selbst ausrechnen oder Mama und Papa fragen.

Dann spreche ich mit den Jungen und Mädchen über das Homeschool­ing und wie sie das finden. Ich erfahre: Diese Art des Lernens ist für die Kinder irgendwie normal geworden und nichts Besonderes mehr. Das merke ich nicht nur durch die Antworten (siehe Infokasten unten), sondern auch an der tollen Beteiligun­g. Die Kinder melden sich wie im normalen Klassenzim­mer. Sie stellen mir auch Fragen zu meiner Arbeit und meinem Beruf. Alle passen gut auf. Als nach 50 Minuten die Videokonfe­renzsitzun­g

abgelaufen ist, loggen sich alle Kinder einfach noch mal ein und wir sehen uns nach einer Minute gleich wieder. Wir reden noch ein wenig weiter per Video. Dann sagt Melina: „Eigentlich sind Sie ja so etwas wie Karla Kolumna aus Benjamin Blümchen.“Da müssen alle lachen – ich natürlich auch. Die Geschichte­n mit der rasenden Reporterin habe ich auch vor vielen, vielen Jahren gehört.

„Die Kinder sind in dieser Zeit unheimlich gewachsen“

Frau Kiemle lobt die Kinder: „Ihr habt wirklich toll mitgemacht.“Dann verabschie­den sich die Jungen und Mädchen aus der Videokonfe­renz. Homeschool­ing geht für sie nun daheim und ohne Klasse weiter. Für alle, die noch Fragen haben, hat Frau Kiemle dann wie jeden Tag um 12 Uhr eine Kindervide­osprechstu­nde. „Außerdem hat jedes Kind die Nummer des Telefons, an das nur ich gehe. Die Kinder dürfen mich immer anrufen“, sagt Frau Kiemle zu mir. Sie und ich sind nun die einzigen in der Konferenz und wir unterhalte­n uns noch ein wenig. „Die Kinder sind in dieser Zeit unheimlich gewachsen. Sie haben so viel Neues gelernt, mit Medien umzugehen, an Videokonfe­renzen teilzunehm­en. Sie sind fit“, sagt sie. Dann verabschie­de ich mich auch von ihr und meiner digitalen Palme.

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Wie viel ist eine Million? Die Kinder der 4. Klasse der Grundschul­e Mering Luitpold‰ straße wissen die Antwort. Lea Thies (r. o.) vom Capito‰Team hat sie gehört.

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