Mann bei Drogendeal ausgeraubt
Eine Menge Haschisch sollte in Thierhaupten den Besitzer wechseln. Bei der Übergabe wird der Dealer geschlagen und beraubt
Thierhaupten Für gewöhnlich regeln Drogendealer ihre Angelegenheiten lieber ohne die Polizei. In diesem Fall ist das anders. Ein Dealer aus dem nördlichen Landkreis Augsburg packte aus, weil er bei der Drogenübergabe ausgeraubt wurde. Es geht um ein halbes Kilo Haschisch, das an einem Abend im Dezember 2019 den Besitzer wechseln sollte. Nach Plan lief die Übergabe nicht.
Der Dealer, der vor Kurzem selbst zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, war in diesem Prozess das Opfer. Über einen Kurznachrichtendienst verabredete sich der Mann mit einem 23-Jährigen. Auf dem Parkplatz eines Discounters sollte im Dezember 2019 dann die Übergabe stattfinden. Dort habe das Opfer gewartet, bis ein roter Kleinwagen vorfuhr. „Dann ging alles ganz schnell“, erinnerte sich der Dealer vor Gericht.
Drei Männer seien plötzlich auf ihn losgegangen, hätten ihn geschlagen und ihm die Drogen, ein halbes Kilo Haschisch im Wert von rund 3600 Euro, weggenommen. Das Rauschgift hatte der Geschädigte auf Kommission bei einem anderen Dealer gekauft. Weil es ihm aber gestohlen wurden, konnte der Mann diesen nicht bezahlen. „Der Typ hat mich und meine Familie bedroht. Er wollte sein Geld“, sagte der geschädigte Dealer vor Gericht. „Es wurde immer schlimmer.“Irgendwann offenbar so schlimm, dass er sich dazu entschloss, reinen Tisch zu machen. Er kümmerte sich um einen Platz zur Drogentherapie, habe das Dealen aufgegeben und sich freiwillig bei der Polizei gemeldet.
Bei der Vernehmung wurden dem Angeklagten Fotos von Männern gezeigt, die ihn möglicherweise ausgeraubt haben könnten. Einer kam dem 25-Jährigen bekannt vor. Es war der 23-Jährige, der nun vor Gericht stand. Die beiden anderen Täter konnte die Polizei nicht ausfindig machen. Der Angeklagte, der seit Kurzem in Untersuchungshaft sitzt, ist dem Gericht bekannt. Erst im vergangenen Jahr wurde er wegen Drogenhandels und gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Weitere Vorstrafen wegen Fahrens ohne Führerschein, Beleidigung, Fälschung und Diebstahl liegen vor.
Der Norden des Landkreises Augsburg rückte in jüngster Vergangenheit immer wieder wegen Drogendelikten in den Fokus. Laut Polizei sind besonders chemische Drogen ein Problem. Während der Verhandlung erhärteten sich die Beweise gegen den Angeklagten. Das Opfer sagte erneut aus und belastete ihn schwer. Weitere Zeugen vom Vorfall gab es nicht. Aussagen musste aber auch ein Zeuge, mit dessen Wagen der Angeklagte zusammen mit zwei anderen geflüchtet sein soll. Ob dieser Mann einer der zwei weiteren Täter ist, muss noch geklärt werden. „Sie erwartet auf jeden Fall ein Ermittlungsverfahren“, gab Richter Andreas Endres dem Zeugen mit auf den Weg.
Immer wieder ließ Verteidiger Wolfgang Polster die Verhandlung unterbrechen, um sich mit dem Angeklagten zu besprechen. Doch auch nach den Pausen wollte der 23-Jährige nichts zur Sache sagen. Aus Sicht von Staatsanwalt Konstantin Huber gab es dennoch keinen Zweifel an der Tat. Er stützte sich auf die Aussage des Opfers. „Warum sollte das Opfer lügen?“, fragte Huber. Dafür gebe es keinen Grund. Schließlich kenne er den Angeklagten nicht persönlich. Hinzu komme die Tatsache, dass sich der Name des Angeklagten mit dem Account deckt, über den der Treffpunkt zum Drogendeal ausgemacht wurden. Der Staatsanwalt forderte drei Jahre Haft. Auf Freispruch hingegen plädierte Verteidiger Polster.
Doch Richter Endres und seine beiden Schöffen sahen keinen Zweifel an der Schuld des Mannes. Die Aussage des Opfers, der Name bei Snapchat, die Vorstrafen, der Wohnort des Mannes – das alles ergebe ein klares Bild. „Sie sind ein Gewalttäter“, sagte Richter Endres zum schweigsamen Angeklagten. Verurteilt wurde der junge Mann schließlich zu einer Haftstrafe von drei Jahren wegen Raub, Drogenhandel und Fahren ohne Führerschein. Gegen das Urteil kann noch Berufung eingelegt werden.