Donauwoerther Zeitung

Nicht zu fassen

Der FCA kassierte mit der letzten Aktion des Spiels den 1:1-Ausgleich gegen Leverkusen. Nach einer kuriosen Szene waren sie dem ersten Sieg gegen die Rheinlände­r ganz nahe

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Die Spieler sanken zu Boden. Völlig enttäuscht. Mads Pedersen brauchte Minuten, um wieder aufzustehe­n. Heiko Herrlich, der über den Rasen marschiert­e, um Trost zu spenden, brachte Rafal Gikiewicz nicht dazu, sich zu erheben. Der Torwart des FC Augsburg blieb einfach am Boden liegen. Der Frust war riesengroß nach diesem 1:1 gegen Bayer Leverkusen. Was sich nach einem guten Ergebnis gegen ein Spitzentea­m der Bundesliga anhörte, war wegen der Entstehung eine große Enttäuschu­ng. In den letzten Sekunden der vierminüti­gen Nachspielz­eit gelang Edmond Tapsoba der Ausgleich für die Gäste, Florian Niederlech­ner hatte den FCA in Führung gebracht (5.).

„Das war kämpferisc­h eine Topleistun­g mit viel Leidenscha­ft“, lobte Heiko Herrlich hinterher. Der Trainer des FCA aber musste auch zugeben: „Der Punkt fühlt sich eher wie eine Niederlage an.“Dennoch könne man viel Positives für die kommenden Partien mitnehmen, vor allem für das eminent wichtige Spiel am Sonntag beim Tabellenvo­rletzten FSV Mainz 05. „Das Auftreten war heute über weite Strecken richtig gut, da war ein deutlicher Fortschrit­t zu sehen“, sagte Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport beim FCA, „ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment ausspreche­n, wie sie das Spiel angegangen ist“. Wegen des großen Engagement­s sei ein Sieg verdient gewesen. „Für uns ist die Art und Weise wichtig. Wenn wir so spielen, bin ich überzeugt, dass wir die nötigen Punkte holen“, sagte Stefan Reuter.

Vor der Partie hatte Herrlich das zuletzt fehlende Spielglück moniert. Er sprach den verschosse­nen Elfmeter gegen Bayern München an oder die letzte Szene beim 1:2 in Leipzig, als Jeffrey Gouweleeuw eine Kopfballve­rlängerung von André Hahn vor dem gegnerisch­en Tor abblockte und so Florian Niederlech­ner die Chance zum 2:2 raubte. Gegen Leverkusen hatten die Augsburger nun lange Zeit dieses Spielglück – ehe mit der letzten Aktion in der Nachspielz­eit alles dahin war.

Dabei hätte das Spiel für den FCA nicht besser beginnen können. In der 5. Minute schien in Leverkusen­s Hintermann­schaft alles geklärt. Bailey spielte den Ball zurück auf Torwart Niklas Lomb, der den verletzten Lukas Hradecky vertrat, und orientiert­e sich mit seinem Blick wieder nach vorne. Er bekam so gar nicht mit, welche Slapsticka­ktion sich sein Torwart leistete. Lomb schoss sich den Ball mit dem rechten Fuß so ungeschick­t weg, dass er mit links nur noch ein Luftloch schlug. Der Ball trudelte derweil verlassen von ihm, Florian Niederlech­ner schob ihn aus wenigen Metern zur FCA-Führung ins Tor. Glückliche­r kann ein Spiel nicht beginnen. Vor allem für eine Mannschaft, die die Verunsiche­rung in den Trikots trägt nach sechs Niederlage­n aus sieben Spielen. Der FCA konnte sich weit zurückzieh­en, Leverkusen dominierte, offenbarte aber spielerisc­he Mängel und fehlende Ideen. So waren es eher die Augsburger, die mit ihren seltenen Angriffen für Gefahr sorgten. So schoss Florian Niederlech­ner knapp über das Tor, Laszlo Bénes und Daniel Caligiuri vergaben beste Freistoßmö­glichkeite­n.

Aufregung herrschte in Minute 32, als Edmond Tapsoba Daniel Caligiuris Drang zum Tor unsanft bremste und dabei der letzte Mann der Verteidigu­ngskette war. Schiedsric­hter Christian Dingert beließ es bei Gelb, die Augsburger forderten dagegen eine Hinausstel­lung. Vor allem tat dies FCA-Präsident Klaus Hofmann sehr lautstark, er hatte sich diesmal mittig auf der Tribüne hinter den Auswechsel­bänken platziert. Oft sitzt Hofmann deutlich weiter rechts auf der Tribüne. Ob er näher an die Mannschaft rücken wollte? Stefan Reuter hatte sich auch lautstark beschwert. Wie bei einigen Situatione­n. Hinterher sagte er allerdings: „Es gab einige Entscheidu­ngen, die deutlich zu unseren Gunsten hätten ausfallen können, aber nicht müssen.“Sollte heißen: Wirklich viel falsch hatte der Schiedsric­hter nicht gemacht. Ebenso wie die Augsburger Spieler vor den Augen von Bundestrai­ner Joachim Löw. Denn auch in Hälfte zwei stand die Defensive kompakt, nur beim Ausspielen der Konterchan­cen war der FCA nicht konsequent genug. Es schien dennoch gut auszugehen – bis Tapsoba kam und flach zum Ausgleich traf.

FC Augsburg: Gikiewicz ‰ Framberger (72. Gumny), Uduokhai, Gouweleeuw, Pe‰ dersen ‰ R. Khedira, Strobl ‰ D. Caligiuri (79. Oxford), Bénes (72. Moravek), Vargas (66. Hahn) ‰ Niederlech­ner (79. M. Richter)

Bayer Leverkusen: Lomb ‰ Fosu‰Mensah, S. Bender (74. Gray), Tapsoba, Wendell ‰ Ch. Aranguiz ‰ Wirtz (58. Alario), Demirbay ‰ Bailey (58. Frimpong), Schick, Diaby

Tore: 1:0 Niederlech­ner (5.), 1:1 Tapsoba (90.+4)

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Foto: Ulrich Wagner Gibt‘s doch nicht: Nach dem Leverkusen­er Ausgleich in der letzten Sekunde waren die FCA‰Spieler Felix Uduokhai, Mads Pedersen und Torhüter Rafal Gikiewicz (von links) am Boden zerstört. Wieder gelang dem FCA kein Sieg gegen Bayer.

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