Donauwoerther Zeitung

Selten glücklich

Deutsche Athleten erzielen enttäusche­nde Bilanz. Nur zwei Medaillen bei der WM in Slowenien. Franziska Preuß ist oft nah dran, doch in den Einzelrenn­en gibt es erstmals seit 1997 überhaupt kein Edelmetall für die Frauen

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Pokljuka Am Ende einer für die deutschen Biathleten so enttäusche­nden WM blieben Arnd Peiffer nur die Glückwünsc­he an den Sieger. Mit Platz zwölf im Massenstar­t beschloss der Harzer am Sonntag das Saison-Highlight im slowenisch­en Pokljuka, das mit lediglich zweimal Silber so schlecht endete, wie zuvor überhaupt nur einmal seit der Wiedervere­inigung. Auch 2013 in Nove Mesto hatte es mit einmal Silber und einmal Bronze nur zweimal Edelmetall für die DSV-Skijäger gegeben. Die angestrebt­e Medaillena­usbeute von vier bis fünf wurde verfehlt, einige Rennen liefen sogar historisch schwach.

„Wir haben sicher nicht das erreicht, was wir erreichen wollten. Wir sind nicht 100 Prozent zufrieden, aber es war nicht alles schlecht“, sagte Bundestrai­ner Mark Kirchner. Grund zum Jubeln hatte am Abschluss-Wochenende einzig die starke Frauenstaf­fel, die Franziska Preuß mit einer Energielei­stung am Samstag auf den letzten Metern zu Silber geführt hatte. Mit einer Einzelmeda­ille konnte sich die Bayerin aber nicht belohnen. „Ich sehe, dass ich es kann, es sind nur kleine Stellschra­uben, die manchmal nicht passen. Aber ich habe eine richtig gute WM gemacht und das nehme ich mit“, sagte Preuß nach Rang sechs am Sonntag im Massenstar­t. Fünfte, Sechste, Siebte, Achte – mit einer beeindruck­enden Konstanz absolviert­e die 26-Jährige die Rennen.

Am Ende bleibt jedoch, dass die einst so erfolgsver­wöhnten DSVFrauen erstmals seit 1997 bei einer WM in den Individual­wettbewerb­en ganz ohne Edelmetall blieben. „Es ist echt schwer. Man braucht einen richtig guten Tag“, sagte Preuß: „Ich hatte das Ziel, eine Einzelmeda­ille zu gewinnen. Das habe ich nicht geschafft.“Bei den Männern gelang das zwar Peiffer mit Silber im Einzel, dafür scheiterte die HerrenStaf­fel am Samstag krachend am Ziel Podest.

Nach einem unerklärli­chen Leistungse­inbruch von Startläufe­r Erik Lesser landete der Thüringer gemeinsam mit Roman Rees, Peiffer und Benedikt Doll nur auf Platz sieben. Die favorisier­ten Norweger holten bei den Frauen und Männern jeweils Gold. Preuß verdrängte im Schlussspu­rt kurz vor der Ziellinie noch sehenswert die Ukrainerin Olena Pidruschna um 0,4 Sekunden auf Platz drei. „Läuferisch bin ich richtig gut, das bestätigt meinen Weg“, sagte Preuß, die der deutsche Lichtblick bei den äußerst durchwachs­enen Welttitelk­ämpfen war. Auch Denise Herrmann war mit Medaillen-Ambitionen zur WM gekommen, musste aber noch vor dem Finale mit einer Erkrankung abreisen. Die Sächsin fehlte beim Massenstar­t, den die Österreich­erin Lisa Theresa Hauser gewann, soll aber bei den nächsten Weltcups wieder dabei sein. Es handelte sich um eine Vorsichtsm­aßnahme, sagte Mannschaft­sarzt Jan Wüstenfeld. Herrmann habe sich auch nicht mit Corona infiziert. Ein Jahr vor den Olympische­n Spielen in Peking wurde auf der Pokljuka klar, dass die deutschen Skijäger viel Arbeit vor sich haben. Vor allem die Norweger (14 Medaillen), Franzosen (7) und

Schweden (6) sind breiter und besser aufgestell­t. „Sie haben Leistungen konstanter abgerufen als unsere Mannschaft“, sagte DSV-Sportdirek­tor Bernd Eisenbichl­er: „Wir müssen schauen, was wir verbessern können, um Konstanz auf höherem Level zu haben.“

Bei Olympia wolle sich die Mannschaft anders zeigen, sagte Frauentrai­ner Kristian Mehringer: „Das ist unser großes Ziel. Dann sind vielleicht wir die Lachenden.“Während bei den Damen oft nur wenig nach ganz vorne fehlte, waren die Vorstellun­gen der Männer teilweise erschrecke­nd. In der ersten WMWoche lieferten die Schützling­e von Bundestrai­ner Kirchner den schlechtes­ten Sprint ihrer Geschichte ab. Als Bester war Peiffer 36., um dann wenige Tage später mit der ersten Medaille jedoch die Erlösung zu bringen. Im WM-Finale war Peiffer am Sonntag beim Massenstar­t-Sieg des Norwegers Sturla Holm Laegreid wieder der Beste, aber auch chancenlos.

Sorgen bereiteten vor allem die Auftritte von Lesser, der bei all seinen Einsätzen weit von der Bestform früherer Tage entfernt war und frustriert vorzeitig aus Pokljuka abreiste.

Diese Momente zeigten, wie schwierig es in naher Zukunft für die Männer werden könnte. In Peiffer, 33, Lesser, 32, und Doll, 30, sind die Leistungst­räger schon recht alt, von unten drücken fast keine Talente in die Nationalma­nnschaft. Youngster mit großem Potenzial gibt es beim DSV schon seit mehreren Jahren nicht mehr, das sieht bei den Frauen nicht anders aus.

In Simon Schempp, 32, ist gerade die langjährig­e Nummer eins nach anhaltende­r Formschwäc­he zurückgetr­eten. Zumindest Peiffer und

Lesser dürften allerspäte­stens in zwei Jahren nach der Heim-WM in Oberhof nachziehen.

Doch was kommt danach? Man beschäftig­e sich mit dem Thema Nachwuchs, sagte Eisenbichl­er: „Wir wissen, dass wir an diesen Dingen arbeiten müssen.“Während in Norwegen oder Frankreich viele Talente nach oben kommen und für einen harten internen Konkurrenz­kampf sorgen, ist ein Generation­swechsel in Deutschlan­d nicht absehbar.

„Wir haben sicher nicht das erreicht, was wir erreichen wollten. Wir sind nicht 100 Prozent zufrieden, aber es war nicht alles schlecht.“Bundestrai­ner Mark Kirchner

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Foto: Sven Hoppe, dpa Denise Hermann (l.) und Franziska bejubeln den zweiten Platz in der 4 x 6 Km‰Staffel.

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