Donauwoerther Zeitung

Volle Stadien und Theater schon ab April?

Sport- und Kulturbran­che legt Konzept vor, Merkel lässt Strategie erarbeiten

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin/München Während Deutschlan­d mit Sorge auf wieder steigende Corona-Zahlen und Virus-Mutationen schaut, dringen Sport und Kultur auf eine Rückkehr des Publikums. Ihre Forderung haben sie mit einem Gutachten unterlegt, das 20 Wissenscha­ftler und Praktiker erstellt haben. Das Fazit der Experten lautet: Sportfans und Kulturfreu­nde können in die Stadien, Konzerthal­len und Theatersäl­e zurückkomm­en – und zwar nicht erst im Herbst, sondern schon sehr bald.

„Die darstellen­den Künste brauchen Publikum, sonst existieren sie nicht“, sagt der Intendant der Berliner Volksbühne, Klaus Dörr. Die Intendanti­n der Berliner Philharmon­iker, Andrea Zietzschma­nn, hat ebenfalls den Neustart in wenigen Wochen im Kopf. „Wir planen mit Optimismus für den April“, sagt die Orchester-Managerin.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er sind hingegen weit weniger optimistis­ch. Sie orientiere­n sich am Inzidenzwe­rt – und der steigt seit Tagen. Statt weniger stecken sich wieder mehr Menschen mit dem Corona-Erreger an. Der Wert ist wieder über 60 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner binnen einer Woche geklettert.

Die Gutachter, von denen über die Hälfte Mediziner sind, plädieren hingegen für eine Abkehr von den Inzidenzwe­rten 50 und 35. „Wir müssen irgendwann zur Normalität zurückkehr­en“, meint der Hygienearz­t Georg-Christian Zinn, der an dem Papier mitgearbei­tet hat. Ministerpr­äsidenten und Kanzlerin sollen aus Sicht der Fachleute neben den Neuansteck­ungen auch die Zahl der Toten, die Belegung der Intensivst­ationen und den Impffortsc­hritt in die Bewertung der Seuchenpol­itik einfließen lassen.

In ihrer Ausarbeitu­ng schlagen sie für Sport- und Kulturvera­nstaltunge­n einen dreistufig­en Ansatz vor.

Ein Basiskonze­pt für eine geringe Zahl von Besuchern, einen Mittelweg für eine höhere Auslastung und ein ausgefeilt­es Konzept, das sogar ausverkauf­te Ränge erlauben soll.

Das Basiskonze­pt besteht aus Elementen, die das Publikum aus dem vergangene­n Jahr kennt. Abstandsre­geln, personalis­ierte Eintrittsk­arten, Maskenpfli­cht, eine gestaffelt­e An- und Abreise sowie ab 1000 Zuschauern ein Alkoholver­bot. In geschlosse­n Räumen soll damit eine Auslastung von 25 bis 30 Prozent möglich sein, im Freien von 35 bis 40 Prozent. In Konzertsäl­en, Theatern und Hallen mit moderner Lüftungste­chnik spricht nach Einschätzu­ng der Gutachter nichts dagegen, mehr Publikum einzulasse­n, wenn das Hygienekon­zept durch ein fachärztli­ches Gutachten zum Luftaustau­sch ergänzt wird. Selbst volle Häuser und dichtes Gedränge halten die Experten für vertretbar, wenn vor dem Einlass per Schnelltes­t auf eine Corona-Infektion getestet wird oder die Zuschauer geimpft sind.

Merkel und die Ministerpr­äsidenten werden am 3. März über den weiteren Corona-Kurs entscheide­n. Die Kanzlerin machte deutlich, dass sie drei Bereiche sehe, für die man Pakete einer Öffnungsst­rategie schnüren müsse. So gehe es zum einen um den Bereich der persönlich­en Kontakte, zum Zweiten um das Thema Schulen und Berufsschu­len sowie um ein drittes Paket mit Sportgrupp­en, Restaurant­s und Kultur. Von diesem Dienstag an soll nach diesen Informatio­nen eine Arbeitsgru­ppe mit Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU) und den Chefs der Staatskanz­leien der Länder zum Thema Öffnungen tagen.

Bayern geht unterdesse­n schon den nächsten Schritt: Schon ab 1. März sollen Gärtnereie­n, Gartenmärk­te und Blumenläde­n öffnen dürfen. Zudem stellte Ministerpr­äsident Markus Söder am Montag eine Lockerung der Kontaktreg­eln in Aussicht. Wie die aussehen, lesen Sie auf der Seite Bayern.

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