Donauwoerther Zeitung

Mehr Härte gegen Russland

EU-Außenminis­ter einigen sich auf neue Sanktionen

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Die Europäisch­e Union schlägt gegenüber Moskau eine härtere Gangart ein. Nachdem die russische Justiz Kremlkriti­ker Alexej Nawalny zu zweieinhal­b Jahren Straflager verurteilt hat, beschlosse­n die 27 Außenminis­ter der Gemeinscha­ft am Montag einstimmig, neue Sanktionen auszuarbei­ten.

„Wir haben schon bei der Vergiftung von Nawalny deutlich gemacht, dass wir nicht bereit sind, den Bruch internatio­nalen Rechts zu akzeptiere­n“, erklärte Bundesauße­nminister Heiko Maas. Die Minister beauftragt­en die Fachleute des Europäisch­en Auswärtige­n Dienstes (EAD) in Brüssel, die Fakten zusammenzu­tragen und Sanktionen einzuleite­n. Konkret ist offenbar an Strafmaßna­hmen wie Einreiseve­rbote in die EU und die Sperrung von Konten bei westlichen Geldinstit­uten gedacht.

Ins Visier will die EU Verantwort­liche und Mitglieder des Führungskr­eises um Präsident Wladimir Putin nehmen. Es sollen lediglich die getroffen werden, die für den Anschlag sowie die Verhaftung und Verurteilu­ng Nawalnys verantwort­lich waren. Ein Baustopp der russisch-deutschen Erdgas-Pipeline Nord-Stream 2, die von mehreren Seiten ins Gespräch gebracht wurde, ist nach Informatio­nen unserer Brüsseler Redaktion vorerst vom Tisch. Bereits am Freitag hatte sich keiner der 27 EU-Botschafte­r für einen solchen Schritt ausgesproc­hen.

Ob die neue Runde der Strafversc­härfungen eine weitere Abkühlung der ohnehin frostigen Beziehunge­n zwischen der EU und Russland bedeuten könnte, ist offen. Maas sprach sich dafür aus, parallel zu den Sanktionen in einem „konstrukti­ven Dialog“zu bleiben. „Wir brauchen Russland, um viele internatio­nale Konflikte beizulegen“, sagte der SPD-Politiker.

Wie reagiert Moskau? Russland drohte mit Konsequenz­en. Dies werde von russischer Seite nicht unbeantwor­tet bleiben, sagte der Chef des Auswärtige­n Ausschusse­s der Staatsduma, Leonid Sluzki, am Montagaben­d in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Details nannte er nicht. Die Strafmaßna­hmen im Fall Nawalny seien ein „weiterer Schritt zur Verschlech­terung der Beziehunge­n zu Russland“. Aus dem russischen Außenminis­terium hieß es am Abend unter anderem, Brüssel habe unter Beachtung der Gruppen-Disziplin und antirussis­chen Klischees den „Knopf“für unwirksame Sanktionen gedrückt.

Auch wenn der Beschluss der EU-Außenminis­ter einstimmig fiel – unumstritt­en sind die Maßnahmen nicht. Nicht nur Deutschlan­d gilt als zurückhalt­end, wenn es um weitere Strafen geht, weil die Bundesregi­erung wie andere eher auf Dialog setzt. Hinzu kommt, dass die Effizienz dieser Nadelstich­e umstritten bleibt. Seit der Annexion der Krim 2014 hat die Gemeinscha­ft immer wieder zu Sanktionen gegriffen, die nach dem Abschuss des Flugs MH17 über der Ostukraine (mit 298 Toten) sowie den Anschlägen gegen Kremlkriti­ker verschärft wurden. Die EU schränkte Banken den Zugang zum Finanzmark­t ein und schnitt Öl- und Gas-Konzerne von westlicher Technologi­e ab.(mit

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Foto: dpa EU‰Außenbeauf­tragter Josep Borell und die Außenminis­ter wollen schärfere Sanktionen gegen Russland.

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