Donauwoerther Zeitung

Schlauer öffnen

- BERNHARD JUNGINGER

Das Coronaviru­s ist mutiert, ist ansteckend­er, man könnte auch sagen, schlauer geworden. Der Erreger hat dazugelern­t, er hat sich besser auf uns Menschen eingestell­t. Doch haben wir das umgekehrt auch? Haben wir gelernt, besser mit Covid-19 zu leben, auch mit den veränderte­n Varianten?

Bisher leider kaum. Viel mehr als das Einfrieren weiter Teile des öffentlich­en und wirtschaft­lichen Lebens ist uns nicht eingefalle­n. Das muss sich spätestens jetzt ändern. Wir brauchen genau das, was Bundeskanz­lerin Angela Merkel mal abwertend eine „Lockerungs­diskussion­sorgie“genannt hat. Ganz exzessiv müssen wir jetzt darüber reden, wie wir aus dem Stillstand herausund wieder ins Handeln hineinkomm­en. Denn sonst werden die Schäden für die Bildung unserer Kinder und die seelische Gesundheit aller, für Kunst und Kultur und für Handel und Industrie unerträgli­ch.

Die Zutaten für einen erfolgreic­hen und gleichzeit­ig verantwort­ungsvollen Weg aus der Krise sind jetzt, anders als in früheren Phasen, vorhanden. Lockern, aber mit Verstand, heißt die Devise. Jeder Schritt, etwa Wiedereröf­fnung von Kindergärt­en und Schulen, muss von Schutzmaßn­ahmen und, wo sinnvoll, Teststrate­gien begleitet werden. Bei allem muss weiter der Schutz der Menschen, die am stärksten durch Corona gefährdet sind, im Vordergrun­d stehen. Doch immer mehr Senioren und Risikopati­enten sind immunisier­t. Zudem hat die Medizin gelernt, Erkrankung­en besser zu behandeln.

Natürlich dürfen wir kein zweites Mal den Fehler machen, zu glauben, dass Frühling und Sommer das Virus im Alleingang besiegen werden. Nur um dann im Herbst ein blaues Wunder zu erleben. Doch statt einer immer neuen Verlängeru­ng der Zwangspaus­e braucht das Land jetzt echte Perspektiv­en. Wenn das Virus mutiert, müssen sich unsere Strategien gegen seine Ausbreitun­g eben auch ändern.

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