Donauwoerther Zeitung

Jetzt brauchen wir Geduld

- MARGIT HUFNAGEL

Natürlich besteht eine sinnvolle Corona-Politik aus mehr als nur aus einem bangen Starren auf den Inzidenzwe­rt. Sie muss Perspektiv­en aufzeigen und über die rein epidemiolo­gische Sicht hinausgehe­n. Politik muss vorausdenk­en – und hier ändert die CoronaMuta­nte gerade vieles. Wo sie sich durchgeset­zt hat, treibt sie die Zahl der Neuinfekti­onen massiv in die Höhe. Die Gefahr einer dritten Welle ist also keineswegs kalkuliert­e Angstmache­rei, um die Menschen zum Stillhalte­n zu zwingen.

Wer jetzt die Geduld verliert, riskiert, die Erfolge der vergangene­n Monate zunichtezu­machen. Und zwar zum denkbar ungünstigs­ten Zeitpunkt – denn so nah wie jetzt waren wir einem Weg aus dieser Krise noch nie. Die Impfungen werden Fahrt aufnehmen, die zusätzlich­en Tests werden uns mehr Gewissheit verschaffe­n. Ein halbwegs normales Leben ist damit nur noch einen Schritt entfernt. Jetzt kehrtzumac­hen, wäre ein riskantes Unterfange­n. Schon die Öffnung der Schulen voranzutre­iben, ohne gleichzeit­ig genügend Corona-Tests zur Verfügung zu stellen, ist eine gewagte Wette.

Keine Frage: Dieses vermaledei­te Coronaviru­s zerrt an den Nerven. Doch auch wenn manche Politiker inzwischen einen anderen Eindruck vermitteln: Es ist nicht egal, bei welcher Marke der Inzidenzwe­rt gerade steht. Denn gepaart mit dem R-Wert gibt er uns einen wichtigen Anhaltspun­kt über die Ausbreitun­g des Virus. Je mehr Menschen erkranken, umso schwierige­r lassen sich Infektione­n nachverfol­gen, umso eher droht eine Überlastun­g der Kliniken, desto mehr Patienten sterben.

Schon einmal hat Deutschlan­d im Herbst den Fehler gemacht, nicht beherzt genug vorgegange­n zu sein. Der „Lockdown-Light“hat den starken Anstieg der Zahlen überhaupt erst möglich gemacht. Sich zu irren, sollte auch der Politik zugestande­n werden. Aber zweimal den gleichen Fehler zu machen, wäre fatal.

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