Donauwoerther Zeitung

Bier muss weg

Klosterbra­uerei Irsee schenkt tausende Liter Freibier aus

- VON MICHAEL BÖHM UND ALEXANDER VUCKO

Irsee Die Bayern und ihr Bier – das ist schon eine sehr innige Beziehung. Das zeigt sich nicht nur in den Jahr für Jahr beeindruck­enden Zahlen, wie viel Gerstensaf­t der OttoNormal-Bayer – statistisc­h gesehen – wieder zu sich genommen hat. Das zeigt sich auch und gerade in Zeiten, in denen es nicht gut um den bayerische­n Bierkonsum steht. Sprich: jetzt.

Kneipen zu. Wirtshäuse­r zu. Volksfeste ausgefalle­n. Die CoronaPand­emie macht den Brauern gehörig zu schaffen. Viele von ihnen sitzen auf tausenden Litern Fassbier und müssen von Kultusmini­sterkonfer­enz zu Kultusmini­sterkonfer­enz zusehen, wie sich parallel zu den Lockdown-Verlängeru­ngen das Haltbarkei­tsdatum des Selbstgebr­auten dem Ende neigt. Bundesweit habe bereits Bier im Wert mehrerer Millionen Euro vernichtet werden müssen, schreibt der Deutsche Brauer-Bund in einem am Montag veröffentl­ichen offenen Brief.

Vernichten? Allein der Gedanke daran hat die Verantwort­lichen der Klosterbra­uerei Irsee im Landkreis Ostallgäu erschauder­n lassen. Zwar drohte auch hier bei 2500 Litern Fassbier der Ablauf des Mindesthal­tbarkeitsd­atums – aber Wegschütte­n sei nicht infrage gekommen, erklärte der stellvertr­etende Geschäftsf­ührer David Frick. Stattdesse­n lud er Freunde des Hauses am Wochenende zu einer Freibierak­tion unter strengen hygienisch­en Regeln ein. Mehrere Dutzend Besucher aus der Region kamen, stellten sich in die Schlange und ließen sich ihre Ration in eigene Gefäße abfüllen. Eine weitere Vorgabe: Der Genuss des Bieres an Ort und Stelle war verboten. Fricks Bilanz: „Alle hielten sich vorbildlic­h an die Regeln.“

Laut Statistisc­hem Bundesamt verkauften die Brauer bundesweit allein im vergangene­n Jahr 5,5 Prozent weniger Bier als 2019. Die Branche fordert von Bund und Ländern nun eine Erstattung für verderblic­he Ware, die nicht verkauft werden kann, eine Ausweitung von Hilfen auf Brauereiga­sthöfe, Erleichter­ungen bei Steuern und KfW-Krediten sowie eine Öffnungsst­rategie für die Gastronomi­e.

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