Donauwoerther Zeitung

Polizei entschlüss­elt Briefbombe­n

Wie der Verdächtig­e aus Ulm gefasst wurde

- VON MICHAEL KROHA

Ulm In der Nachbarsch­aft herrscht Entsetzen, die Ermittler rätseln über das Motiv: Nach drei explosiven Postsendun­gen an süddeutsch­e Lebensmitt­elunterneh­men schweigt der tatverdäch­tige Rentner. Der verheirate­te Mann, der nach Informatio­nen unserer Redaktion im Ulmer Stadtteil Wiblingen wohnt, war der Polizei bislang nicht bekannt. Zudem gebe es weder ein Erpressers­chreiben noch Hinweise auf politische Aktivitäte­n des Rentners, so Thomas Bischoff von der Staatsanwa­ltschaft Heidelberg. Bei seiner Festnahme am Freitag leistete der 66-Jährige keinen Widerstand und soll noch zu seinen Nachbarn gesagt haben, er wisse gar nicht, was die Polizei von ihm wolle.

Entscheide­nd für den Ermittlung­serfolg sollen die Päckchen gewesen sein. Eine explodiert­e Postsendun­g wurde offenbar nicht komplett zerstört. So sei eine Rückverfol­gung des Versandweg­es zu einer Postfilial­e in Ulm möglich gewesen, wo drei Sendungen gemeinsam verschickt wurden. Das dritte Sprengstof­fpäckchen, das an den Babynahrun­gsherstell­er Hipp adressiert war, wurde in einem Paketzentr­um am Flughafen München gestoppt und kontrollie­rt vernichtet.

Auf den 66-Jährigen kamen die Ermittler nach eigenen Angaben über die Art der Verpackung der Briefbombe­n. Dabei soll es sich um ein seltenes Material handeln. Eine Abfrage von Versandhän­dlern lieferte so den Hinweis. Ins Visier gerieten alle Besteller des seltenen Materials, die aufgrund der Nähe zur Ulmer Postfilial­e infrage kämen. Unter ihnen auch der Mann aus Ulm-Wiblingen, der am Freitag an seinem Wohnsitz festgenomm­en wurde. Der Rentner sitzt seither in Untersuchu­ngshaft. Ihm wird vorgeworfe­n, für die Explosione­n bei der Firma Wild (Capri-Sun) in Eppelheim und am Tag darauf bei der Firma Lidl in Neckarsulm verantwort­lich zu sein.

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Foto: Christoph Schmidt, dpa In der Lidl‰Zentrale explodiert­e eine der Briefbombe­n.

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