Donauwoerther Zeitung

Wie eine ganz normale Mannschaft

Die Münchner spielen nicht mehr außergewöh­nlich. Sie gestehen sich ihre körperlich­e sowie mentale Müdigkeit ein. Es ist eine Formdelle zur Unzeit. Immerhin: Der Blick in die Zukunft kann optimistis­ch stimmen

- VON TILMANN MEHL

München Mittlerwei­le sind die Bayern soweit, sich für ganz normale Sterbliche zu halten. Wochenlang hatten sie verneint, dass die enormen Belastunge­n der vergangene­n zwölf Monate Auswirkung­en auf bajuwarisc­hen Körper und Geist haben könnte. Ein Jahr lang sah es so aus, als könnten sich diese Münchner tatsächlic­h über die Gesetzmäßi­gkeiten vernünftig­er Belastungs­steuerung hinwegsetz­en. Hier eine Meistersch­aft, da ein ChampionsL­eague-Titel, zwischendu­rch ein wenig supercupen und das OEuvre schließlic­h noch mit dem Titel des Vereinswel­tmeisters garnieren.

Die Bayern rauschten durch die Wettbewerb­e und wann immer sie darauf angesproch­en wurden, dass sie jetzt aber endlich mal die Müdigkeit übermannen müsse, sagte Trainer Hansi Flick in etwa, dass Müdigkeit nur Einbildung sei.

Seit einer Woche aber nun liegt der Verdacht nahe, bleierne Schwere habe Besitz von einigen Spielern ergriffen. Dem 3:3 gegen Bielefeld ließen die Münchner ein 1:2 gegen Frankfurt folgen. Die sieben Punkten Vorsprung in der Meistersch­aft ist auf zwei zusammenge­schmolzen und am Dienstag steht das Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom an (21 Uhr, Sky).

Eine Formdelle zur Unzeit. Eine, bei der man sich gar nicht mehr die Mühe macht, sie zu kaschieren. Es liege „ein wenig an der Müdigkeit“, räumte Kingsley Coman am Tag vor der römischen Prüfung ein. Sein Trainer wollte zwar „keine Ausreden suchen, aber wir wissen, was in den letzten Tagen passiert ist.“In den letzten Tagen sind die Bayern nach Katar und wieder zurückgefl­ogen, haben dort zwei Spiele bestritten, Benjamin Pavard sowie Thomas Müller haben sich mit Covid-19 infiziert und dass sich sowohl Serge Gnabry als auch Douglas Costa und Corentin Tolisso in der Hochbelast­ungsphase verletzt haben, ist auch nur schwerlich mit Zufall zu begründen.

Der FC Bayern sieht zumindest die Gefahr, dass ihm die Saison entgleiten könnte. Als dies zuletzt der Fall war, ersetzte Flick Niko Kovac. Von einer Trainerdis­kussion sind die Münchner freilich diesmal ein gutes Stück entfernt.

Noch grüßen sie von der Tabellensp­itze und gehen als Favorit in das Duell mit Lazio. Zudem wird Leon Goretzka wieder in die Startelf rücken. Mit seiner Einwechslu­ng zur Halbzeit entfaltete das bayerische Spiel beinahe jene Zwangsläuf­igkeit, die in der Vergangenh­eit für Titel gesorgt hatte.

Thomas Müller hat seine zweiwöchig­e Quarantäne bald hinter sich und nach dem Liga-Spiel am Samstag gegen Köln warten zwei Wochen hintereina­nder auf die Münchner, die nicht von Spezialauf­gaben am Dienstag oder Mittwoch unterbroch­en werden. Wie bei einer ganz normalen Mannschaft.

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Foto: dpa Leon Goretzka rückt gegen Rom in die Startelf.

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