Postkarten für die Seele
Damit Capito die St.-Bonaventura-Realschule in Dillingen digital betreten konnte, musste erst das Programm ausgetrickst werden. Dann gab es eine Überraschung
Bisher war das mit den CapitoSchulbesuchen immer eine einfache Sache gewesen: Die Schulen haben mich eingeladen, ich bekam einen Link zugemailt – und der war so etwas wie der Schlüssel zum digitalen Klassenzimmer. Doch plötzlich, von heute auf morgen, funktionierte das so nicht mehr. Das Videokonferenzprogramm, das bei vielen Schulen beliebt ist, hatte ein Update bekommen. Das ist eine Programmveränderung, die in diesem Fall wie ein zusätzliches Schloss funktionierte. Die Folge: Ich kam morgens nicht in das digitale Klassenzimmer der Klassen 8a und 8b an der St.-Bonaventura Realschule Dillingen.
Als Schülerin bekam ich den Schlüssel zum Klassenraum
Also wurde der Besuch verschoben, und in der Zwischenzeit tricksten Lehrerin Christine Günther-Lamarche und der stellvertretende Schulleiter Bernd Völkel das Programm aus: Ich wurde offiziell einfach für zwei Stunden Schülerin der Schule, bekam einen Benutzernamen und ein Passwort – schon kam ich rein und erlebte zwei besondere Schulstunden mit insgesamt 64 Schülerinnen und Schülern.
Christine Günther-Lamarche startet den Tag mit ihren Klassen immer gleich: Weil die Schülerinnen und Schüler die Kameras nicht anschalten möchten, begrüßt sie alle nacheinander mit Namen, und die Angesprochenen wünschen ebenfalls „Guten Morgen“– nicht nur auf Deutsch. Ich höre da auch Russisch, Kroatisch und Spanisch. Frau Günther-Lamarche hakt die Anwesenheitsliste ab. „In all den Wochen waren immer alle da, ganz toll“, lobt sie. Nach dem Abzählen gibt es immer einen Morgenimpuls. So nennt Frau Günther-Lamarche das, wenn sie morgens ein paar Worte zum Wachwerden und Nachdenken an die Schülerinnen und Schüler richtet. „Ich habe im Distanzunterricht festgestellt, dass die Schüler morgens müde
sind. Das ist auch völlig in Ordnung. Daher dürfen sie beim Morgenimpuls etwas in den Computer blicken und sich von mir berieseln lassen“, erklärt die Lehrerin. Die kleine Morgenandacht hören sich laut Frau Günther-Lamarche auch gerne manche Eltern an.
Für den Morgenimpuls bei meinem Besuch wählt sie zwei Postkarten aus, die sie jeweils auf dem geteilten Bildschirm
einblendet: „Du bist einmalig, wie du lachst, was du sagst, wenn du träumst, wie du handelst. Es ist einmalig schön, dass es dich gibt“, steht auf der einen für die Klasse 8b. „Die Welt ist schön, weil du mit drauf bist“, auf der anderen für die 8a. Und die Botschaft dahinter ist in beiden Fällen: Es ist toll, wie du bist, du bist kostbar und einzigartig; zu dir gehören auch deine Fehler, akzeptiere die, erklärt
Frau Günther-Lamarche. Außerdem sei es wichtig, anderen auch mal eine Freude zu machen – ganz besonders in diesen Zeiten. Das sagt Frau Günther-Lamarche nicht nur so, das tut sie auch. Sie hat ihren Schülerinnen und Schülern im Lockdown schon Postkarten geschrieben. Als Überraschung und um ihnen eine Freude zu machen. Schließlich sei in Homeschoolingzeiten auch wichtig, dass es der Seele gut geht und man spürt, dass die anderen da sind, sagt Frau Günther-Lamarche. Sie freut sich auch, dass sich die Jugendlichen in ihrer Klasse umeinander kümmern und sich im Homeschooling helfen. „Sie haben von sich aus Lerngruppen gegründet, das finde ich sehr schön“, sagt die Lehrerin.
Für den richtigen Schulstart haben sie schon eine Idee
Nach dem jeweiligen Morgenimpuls sind die Schülerinnen und Schüler fit, und wir machen in jeder Klasse eine digitale Abstimmung: Die Jugendlichen dürfen entscheiden, über welches Thema ich nun mit ihnen spreche. Dazu heben die Jugendlichen die digitalen Meldehände. Die 8a interessiert sich für Fake News, die 8b für den Beruf der Redakteurin. Die Jungen und Mädchen stellen richtig gute Fragen und erzählen auch, wie ihnen das Homeschooling gefällt. Sie können es kaum erwarten, in der Schule wieder ihre Freunde zu sehen.
Die Klasse 8a hat übrigens auch schon eine schöne Idee für das Wiedersehen. Gerade gestalten die Schülerinnen und Schüler Corona-Steine, die sie dann im Klassenzimmer zeigen wollen. Das hatten sie auch schon im ersten Lockdown so gemacht, damals als 7a, da bastelten sie kleine Holzhäuschen und verzierten diese. Matthias hat sogar für das Klassenmaskottchen, den Pinguin Kevin, eine Holzhütte gebaut. Die Kunstwerke stehen nun zusammen mit Kevin in der Klasse und warten, dass die echte Klassentür aufgeht und wieder Leben in die Bude kommt. Auch im Internet wird gemobbt. Man nennt das dann auch Cybermobbing. Dort werden peinliche Bilder verschickt oder Gerüchte über jemanden verbreitet. Das kann teilweise sogar strafbar sein.
Weil wir seit Beginn der Corona-Krise viel mehr Zeit im Internet verbringen, hat das Cybermobbing zugenommen. Das sagten Experten vor einem wichtigen Tag: dem „Behaupte dich gegen Mobbing“-Tag, der gestern stattfand. Er soll darauf aufmerksam machen, dass Mobbing ein großes Problem ist. Und meist ist es so: Es gibt nicht nur einen, der mobbt und einen anderen, der gemobbt wird. Hinzu kommen Mitläufer, die mitmachen, weil sie Angst haben, sonst selbst zum Opfer zu werden. Und es gibt oft viele Leute, die wegschauen und das Mobbing anderer hinnehmen.
Hier ein paar Tipps, was du gegen Mobbing tun kannst
Doch was kann man dagegen tun? Wenn du selbst betroffen bist, dann mach dir zuerst klar: Du bist nicht daran schuld, dass andere sich falsch verhalten. Such dir jemanden, dem du vertraust, und sprich mit ihm. Das können deine Eltern sein oder auch Lehrer. Gerade am Anfang kann es helfen, die Mobber darauf anzusprechen, was sie da machen.
Wenn du mitbekommst, dass andere gemobbt werden, dann suche dir Verbündete. Bestimmt finden auch andere nicht gut, was passiert. Als Gruppe seid ihr stärker. Wenn ihr das nächste Mal mitbekommt, dass jemand gemobbt wird, dann sagt etwas. Fordert die Mobber auf, damit aufzuhören und die Klappe zu halten.