Donauwoerther Zeitung

1200 Euro Grundgehal­t für jeden

Initiative schlägt ein Experiment vor

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Es ist ein verlockend­es Experiment, das jetzt im Internet startet. Wenn es klappt, dann überweist mir meine Stadtverwa­ltung oder der Dorfkämmer­er jeden Monat 1200 Euro. Für das Geld muss ich nichts tun. Auflagen: Keine. Ob ich zu Hause auf dem Sofa sitze, Gitarrespi­elen lerne oder weiter täglich acht Stunden zur Arbeit gehe, bleibt mir überlassen. Denn das ist die Idee hinter dem bedingungs­losen Grundeinko­mmen. Die staatliche Leistung hat keine Bedingunge­n – weder Bedürftigk­eit noch Beiträge an die Sozialvers­icherung oder Termine auf dem Arbeitsamt. Diskutiert wird darüber seit Jahren. Der Verein „Expedition Grundeinko­mmen“will die Vision in das Land tragen, um sie Wirklichke­it werden zu lassen. Hat er damit Erfolg, soll in allen beteiligte­n Städten und Dörfern einer von 1000 Einwohnern die 1200 Euro pro Monat erhalten. Und zwar nicht nur für eine kurze Zeit, sondern für drei Jahre. Angepeilt ist, dass in ganz Deutschlan­d 10000 Leute das Grundeinko­mmen bekommen können.

Bis es dazu kommt, liegt aber noch ein langer Weg vor den Organisato­ren und viel Arbeit. Zunächst können sich alle Interessie­rten auf der Website expedition-grundeinko­mmen.de registrier­en. Kommt bis zum 21. März ein Prozent der Einwohner zusammen, sollen vor Ort Freiwillig­enkomitees gebildet werden, die das Projekt vorantreib­en. Das Ziel: Mittels Bürgerents­cheiden sollen Städte und Gemeinden dazu gebracht werden, den Versuch zu unterstütz­en und das Geld zu bewilligen. Ausgezahlt werden soll es ab 2023.

Befürworte­r des Grundeinko­mmens sehen darin die Sozialleis­tung der Zukunft, wenn Roboter und Künstliche Intelligen­z immer mehr Arbeitsplä­tze verschwind­en lassen. Sie glauben auch, dass das Grundeinko­mmen dem Einzelnen mehr Raum zur freien Entfaltung gibt. Ein Nebeneffek­t wäre außerdem der Wegfall von Bürokratie, weil das Grundeinko­mmen alle anderen Sozialleis­tungen ersetzen würde. Zu den Anhängern des Grundeinko­mmens gehören nicht nur linke Idealisten, sondern zum Beispiel auch der Gründer der Drogerieke­tte dm, Götz Werner. Gegner des Grundeinko­mmens bezweifeln hingegen, dass es seriös finanziert werden kann und befürchten, dass sich nicht mehr genügend Bewerber für ungeliebte Arbeiten finden werden.

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