Donauwoerther Zeitung

Wie es für Osram weitergehe­n könnte

Der scheidende Chef Olaf Berlien verabschie­det sich von den Aktionären und sieht seinen Kurs bestätigt: Er hat das Traditions­unternehme­n auf Hightech-Produkte getrimmt. Die neuen Machthaber von AMS können sich entfalten

- VON STEFAN KÜPPER

München Das Osram-Licht strahlt seit Dienstagab­end wieder am Stachus. Lange war die berühmte Leuchtrekl­ame erloschen. Es ging um Denkmalsch­utzgeschic­hten. Nun aber prangt da wieder der historisch­e Werbespruc­h: „Osram – Hell wie der lichte Tag.“

Das Münchener Traditions­unternehme­n zeigt wieder mehr Präsenz, so könnte man meinen. Das ist schön, zugleich aber kann man sich fragen, ob die neuen energiespa­renden LEDs mit digitaler Steuerung vielleicht etwas zu hell strahlen. Denn Osram gehört nach einer schlagzeil­enträchtig­en Übernahme doch längst mehrheitli­ch dem österreich­ischen Sensorspez­ialisten AMS. Und Osram hat Zeiten hinter sich, die nicht unbedingt finster wie die dunkle Nacht waren, aber eben zuletzt auch nicht so richtig hell.

Zumindest fragten sich viele Osramiten anlässlich der ordentlich­en Hauptversa­mmlung am Dienstag, wie es weitergeht. Die Aktionäre hatten Anfang November dem Beherrschu­ngsund Gewinnabfü­hrungsvert­rag zugestimmt und AMS wird nun endgültig vollen Zugriff bekommen. Denn dieser Vertrag könne, wie am Dienstag bekannt schon kurzfristi­g eingetrage­n und damit wirksam werden, was bisher Klagen verhindert hatten. Personell hat AMS an der Spitze ohnehin schon glatt gezogen: Das digitale Aktionärst­reffen leitete bereits der neue Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Thomas Stockmeier, der im Vorstand von AMS sitzt und Peter Bauer an der Spitze des Kontrollgr­emiums ablöst. Und das Osram-Gesicht der vergangene­n sechs Jahre, Olaf Berlien, verabschie­dete sich mit „Wehmut“und einer „guten Portion Stolz“bei den Investoren. Der Vorstandsv­orsitzende verlässt nach der Übernahme – wenig überrasche­nd – Osram. Auf ihn folgt der AMS-Finanzvors­tand Ingo Bank, der früher bei Osram bereits für die Finanzen verantwort­lich zeichnete.

Berlien warb dabei erneut um Akzeptanz für den Zusammensc­hluss mit dem kleineren österreich­ischen Unternehme­n. Emotional sei der für die Mitarbeite­r „nicht einfach“. Das ändere aber nichts an der „strategisc­hen Logik des Zusammensc­hlusses“. Denn, so Berlien: „Gemeinsam, als Partner, können wir der unangefoch­tene Marktführe­r für optische Lösungen werden.“Das ist zumindest das Ziel. Für sich bilanziert­e der 58-Jährige: „Die konsequent­e Ausrichtun­g auf Hightech-Produkte war richtig. Und auch wenn sich nicht alle Technologi­evorstöße ausgezahlt haben – am Ende ist es uns doch gelungen, Osram mit attraktive­n, zukunftswe­isenden Produkten fit für die nächsten Jahre zu machen.“

Auch Osram hatte unter Corona zu leiden, besonders im Bereich Automotive und Entertainm­ent. Zuwurde, dem wird gerade stark gespart. Hatte man im vergangene­n Quartal noch rote Zahlen präsentier­t und für das gesamte Geschäftsj­ahr (das bei Osram im Oktober endet) 267 Millionen ausgewiese­n, zeigte Berlien sich am Dienstag perspektiv­isch allerdings zuversicht­lich. Nicht zuletzt wegen des „hervorrage­nd“laufenden Halbleiter­geschäfts hatte Osram jüngst die Prognose für das Gesamtjahr angehoben und erwarte für das laufende Geschäftsj­ahr ein Umsatzwach­stum „zwischen 10 und 14 Prozent“.

Die von der Übernahme nicht unberührte Belegschaf­t wird das freuen. Bessere Zahlen helfen. Zugleich läuft die Umstruktur­ierung. Wie Osram-Finanzvors­tand Kathrin Dahnke bekräftigt­e, sollen Teile der Digital-Sparte, der Bereich Vorschaltg­eräte und Elektronik, verkauft werden. Gesucht werde ein Käufer, der für Kontinuitä­t stehe und „eine langfristi­ge Perspektiv­e für das Geschäft und seine Mitarbeite­r bietet“.

Olga Redda, 2.Bevollmäch­tigte der IG Metall Regensburg und im Aufsichtsr­at von Osram, schätzt die Situation so ein: „Ich sehe Osram gut aufgestell­t, aber ich sehe viele Fragezeich­en mit Blick auf die deutschen Standorte, die nicht zur Optohalble­iterbasier­te

Semiconduc­tors-Sparte gehören.“Die Belegschaf­t bleibe jedenfalls verunsiche­rt. In der Zusammensc­hlussverei­nbarung hatte AMS Zusagen für die Mitarbeite­r und Produktion­sstätten von Osram, insbesonde­re in Deutschlan­d, gemacht. So wurden fusionsbed­ingte Kündigunge­n bis Ende 2022 ausgeschlo­ssen. Aber, sagt Gewerkscha­fterin Redda: „Das ist nicht genug. Wir wollen konkreter wissen, wo die Reise für die einzelnen Standorte hingeht.“

Daniela Bergdolt, Vizepräsid­entin der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz, bilanziert­e im Gespräch mit unserer Redaktion so: „Olaf Berlien hat einen guten Job gemacht, weil er Osram vom Glühbirnen­hersteller zum Hightech-Unternehme­n gewandelt hat. Er hat getan, was das Unternehme­n brauchte.“AMS und Osram müssten sich jetzt gut arrangiere­n, gerade weil es ein so großes Potenzial gebe. Mit Blick auf etwaige Verkäufe von Unternehme­nsteilen analysiert die Aktionärss­chützerin so: „Ich kann die Sorgen der Belegschaf­t verstehen, aber das Wichtige ist, dass Osram nun an die Spitze des Weltmarkte­s kommt. Meine Hoffnung ist, dass das mit allen Arbeitnehm­ern gelingt.“

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Foto: Matthias Balk, dpa Wohin steuert Osram nach der Corona‰ Pandemie?

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