Impfaffäre: AWO greift jetzt durch
Arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet
Augsburg Die schwäbische Arbeiterwohlfahrt (AWO) zieht nach der Affäre um unberechtigt geimpfte Personen Konsequenzen. Der Bezirksverband habe arbeitsrechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen eingeleitet, teilte die Vorsitzende Brigitte Protschka mit. In einer Dienstanweisung sei zudem festgelegt worden, dass künftige Verstöße zu schwerwiegenden Folgen führen würden, so Protschka.
Durch Recherchen unserer Redaktion war vor knapp zwei Wochen ans Licht gekommen, dass in Augsburg die Ehefrau eines AWO-Heimleiters und der Lebensgefährte einer Heimleiterin unberechtigt früh geimpft worden sind. Hierfür waren die Impflinge fälschlich als Personal ausgegeben worden. Zunächst hatte die AWO Schwaben versucht, die Verantwortung zumindest teilweise auf die Impfteams vor Ort zu schieben. Nun äußert sich der Sozialverband erstmals ganz klar: „Dass in einigen unserer schwäbischen Häuser den Heimleitern nahestehende Personen im Rahmen der ersten Priorität geimpft wurden, ist nicht zu billigen und nicht hinzunehmen“, sagte die Vorsitzende Protschka. Insbesondere sei durch dieses Verhalten völlig verkannt worden, zu welch fatalen Auswirkungen es bei Menschen führen könne, die in Sorge um sich oder ihre Angehörigen „gesetzestreu“warten müssen, bis sie an der Reihe sind. Die Betroffenen hätten ihr Verhalten bedauert.
Dennoch hält die AWO fest, dass das schnellstens eingeführte Impfverfahren anfangs mit vielen Unabwägbarkeiten und Fallstricken versehen gewesen sei. „Dies hat ein Stück weit solch ein Handeln begünstigt“, betonte Protschka. Im Falle der für die Heime aufsichtlich Verantwortlichen wie den Vorstandsvorsitzenden Dieter Egger sei die Lage anders, betonte die AWO erneut. Sie gehörten zur ersten Impfpriorität, da sie ständig in den Einrichtungen tätig sein müssten.
Die AWO bedauere die Unregelmäßigkeiten umso mehr, als dadurch der Erfolg ihrer Impfkampagne fast untergegangen sei, sagte Protschka. In den Einrichtungen der AWO Schwaben sind nach Angaben der Vorsitzenden schon 90 Prozent der Bewohner und 50 Prozent der Mitarbeitenden zweimal geimpft worden.