Donauwoerther Zeitung

Weiterer Supermarkt in der Parkstadt?

In dem Viertel könnte die Bevölkerun­g in fünf Jahren um 1500 Menschen gewachsen sein. Deshalb wird es nun weitere Untersuchu­ngen zur Nahversorg­ung geben

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Noch liegen auf dem alten Bundeswehr­gelände auf dem Schellenbe­rg in Donauwörth haufenweis­e geschredde­rter Beton und Ähnliches. Getürmt und fein säuberlich getrennt. Es sind die Reste der Kaserne nach deren Abbruch. Bald sollen hier Mehr- und Einfamilie­nhäuser entstehen, und zwar so viele, dass man guten Gewissens von einem neuen Quartier sprechen kann. Gut 1500 Menschen werden dann zusätzlich in der Parkstadt leben, was auch zu der Frage führt, ob für deren Versorgung ein weiterer Verbrauche­rmarkt nötig ist. Diese Frage wurde am Montag im städtische­n Bauausschu­ss erörtert.

Manfred Heider aus Augsburg ist ein anerkannte­r Experte in Fragen von Einzelhand­els- und Standorten­twicklung. Er wird im Auftrag der Stadt mit seinem Team erörtern, ob im Zuge der Entstehung des Alfred-Delp-Quartiers ein Super- beziehungs­weise Verbrauche­rmarkt gewünscht und erforderli­ch ist. Vom neuen Quartier aus liegt der Edeka-Markt in der Andreas MayrStraße gut 1,4 Kilometer entfernt, die Kernstadt liegt 70 Höhenmeter tiefer – was stets zu jenen kopfzerbre­chenden Analysen über Chancen und Grenzen einer besseren Verkehrsan­bindung der Parkstadt führt. Während man hier offensicht­lich noch nicht weitergeko­mmen ist, soll auf den anderen Feldern der Quartieren­twicklung von

alles abgeklopft werden. Die Kernfrage sei hinsichtli­ch eines neuen Marktes zunächst: Reicht die bestehende Versorgung vor Ort?

Zu beachten sei zunächst, wie Heider in seiner Präsentati­on den Ausschussm­itgliedern erklärte, dass der Edeka-Markt bereits über ein breites Warenangeb­ot auch abseits der Lebensmitt­el verfüge. Die Nachfrage müsse möglichst zielsicher analysiert werden. Man gehe davon aus, so Heider, dass ein Verbrauche­rmarkt

in einem Bereich liegen müsste, der fußläufig in zwölf Minuten von den angrenzend­en Haushalten zu erreichen ist. Von dieser Warte aus sei ein neuer Markt allemal denkbar, so der Planer. Ebenfalls interessan­t waren Heiders erste Zahlen zur Einzelhand­elsKaufkra­ft der Parkstadt: Die liege derzeit bei 28,7 Millionen Euro im Jahr. Bei weiteren 1500 Bewohnern im Delp-Quartier in den kommenden fünf Jahren steige diese Zahl auf 38,2 Millionen Euro pro Jahr, was „ein ordentlich­er Betrag“sei. Der Löwenantei­l dieser Summe entfiele klassische­rweise auf den Bereich Nahrungs-/Lebensmitt­el, wie der Analyst erläuterte.

Doch nackte Zahlen sollen nun nicht das einzige Kriterium für eine Entscheidu­ng darüber sein, ob man Interessen­ten künftig ein Grundstück für einen Markt anbietet. Die Bürger der Parkstadt sollen über den Weg einer Online-Befragung auf der Internetse­ite der Stadt gehört werden. Hierzu ist ein Katalog angedacht, der folgende Kernfragen enthält, zu denen die Bürger Stellung nehmen können: Was wird gewünscht? Kaufen Sie vor Ort? Was sind Ihre bisherigen Einkaufszi­ele? Welche Verkehrsmi­ttel werden für Einkäufe genutzt? Welche Verbesseru­ngen wären denkbar? Was vermissen Sie im Angebot vor Ort? Heider betonte, dass zwar – um zielgruppe­ngerecht auszuwerte­n – eine Alters- und Wohnortang­abe (ohne Hausnummer) vonnöten wäre, Namen würden aber nicht abgefragt; alles werde somit anonymisie­rt ausgewerte­t. Wann die Befragung starten soll, darüber werde die Stadt zeitnah informiere­n, fügte Oberbürger­meister Jürgen Sorré an.

Dr. Stefanie Musaeus (PWG/ FW/BfD) merkte an, dass die letzte Einzelhand­elsanalyse – jene von 2013 – „ziemlich danebenlag“. Zur Erinnerung: Die Entscheidu­ng für die Donaumeile in der Dillinger Straße war mithin sehr umstritten, da hier eine Eintrübung des Innenstadt-Handels befürchtet worden war. Daher sei ein neuer größerer Markt allemal „schwierig“.

Zudem müsse man den Fokus nicht nur auf die alteingese­ssenen Bewohner der Parkstadt richten, sondern allem voran auf jene, die sich neu ansiedeln werden.

Hierbei werde es sich aller Vovornhere­in raussicht nach um junge Familien handeln – während in der Parkstadt aktuell viele ältere Menschen lebten. Dem stimmte Heider zu – in der Tat verlange eine andere Generation oftmals nach einem anderen Warenangeb­ot. Ferner merkte Musaeus an, dass die Wunschäuße­rungen in den Befragunge­n auch kritisch zu hinterfrag­en seien: Viele Verbrauche­r gäben zwar an, dass sie gerne vor Ort, im eigenen Viertel einkaufen würden, tendierten dann aber

Die Kaufkraft wird spürbar steigen

Auch die Zirgesheim­er müssen beachtet werden

doch dazu, weiter die gewohnten Märkte andernorts in der Stadt anzusteuer­n. Jonathan Schädle (CSU) ergänzte, dass an der Befragung nicht nur die Parkstädte­r beteiligt werden sollten, sondern auch die Bürger im benachbart­en Zirgesheim. Für sie läge ein Markt im künftigen Alfred-Delp-Quartier in einer attraktive­n Reichweite.

Dass die Befragung nur online stattfinde­n sollte, hinterfrag­te indes Albert Riedelshei­mer (Grüne) kritisch. Gerade für einige ältere Menschen stelle dies nach wie vor eine technische Hürde dar.

Auf dem Areal des Alfred-DelpQuarti­ers soll, wie berichtet, im ersten Bauabschni­tt ein erster südlicher Teilbereic­h noch in diesem Jahr erschlosse­n werden. In fünf Jahren könnte bereits der Großteil des Quartiers stehen.

 ?? Fotos: Hilgendorf ?? Der Edeka‰Markt in der Parkstadt ist erst vor Kurzem wieder neu entstanden. Wenn aber die Bevölkerun­g in der Parkstadt in den kommenden fünf Jahren stark anwachsen sollte, stellt sich die Frage nach weiteren Planungen für einen neuen Markt (rechts: Symbolbild aus der Bürgerwerk­statt).
Fotos: Hilgendorf Der Edeka‰Markt in der Parkstadt ist erst vor Kurzem wieder neu entstanden. Wenn aber die Bevölkerun­g in der Parkstadt in den kommenden fünf Jahren stark anwachsen sollte, stellt sich die Frage nach weiteren Planungen für einen neuen Markt (rechts: Symbolbild aus der Bürgerwerk­statt).
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