Donauwoerther Zeitung

„Wir entfesseln das Potenzial von Simulation­en“

Modelle und Simulation­en helfen praktische Tests zu reduzieren – und werden mit künstliche­r Intelligen­z verbessert

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Virtuelle Modelle sind digitale Abbilder realer Systeme und sollen sich in einer Simulation möglichst genauso verhalten. Wissenscha­ftlich bedeutet „Modell“in diesem Kontext die mathematis­chphysikal­ische Beschreibu­ng eines Systems, zum Beispiel eines Teils eines Autos, die Computer verstehen und sogar simulieren können. Oft sind solche sehr komplexen Modelle von einem menschlich­en Modellbaue­r nicht einfach und zielführen­d weiter zu verbessern. Aber für die Entwicklun­g von modernen Systemen ist es wichtig, möglichst genaue Modelle zur Verfügung zu haben. Ohne sie wird die Freigabe autonomer Fahrzeuge erschwert oder der Fortschrit­t bei der Entwicklun­g von medizinisc­hen Geräten durch langwierig­e Testreihen verzögert. Die virtuellen Modelle können dabei helfen, die Notwendigk­eit praktische­r Tests stark zu reduzieren. Im UPSIM-Projekt (Unleash Potentials in Simulation) entwickeln Forschende virtuelle Modelle von technische­n Systemen, denen man vertrauen kann. Sie sind Teil einer Forschungs­initiative mit 31 Partnern aus sieben Ländern, darunter Forschungs­einrichtun­gen und Industriep­artner wie Audi oder Bosch.

Die Augsburger Mechatroni­kForscher kombiniere­n ihre Modelle mit künstliche­r Intelligen­z. „Häufig ist eine händische Verbesseru­ng von Modellen durch den Modellbaue­r nicht weiter praktikabe­l, deshalb gehen wir neue Wege und verringern den Unterschie­d zwischen Simulation und Realität mithilfe von künstliche­r Intelligen­z“, erklärt Prof. Dr. Lars Mikelsons, Lehrstuhli­nhaber für Mechatroni­k. Das bedeutet beispielsw­eise: Die künstliche Intelligen­z lernt den Fehler zwischen Simulation und Realität nach und nach durch Beobachten – bis sie diesen schließlic­h verstehen und ergänzen kann. Heißt: „Anstatt uns den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man diese komplizier­ten Modelle noch besser machen kann, überlassen wir diese Arbeit einem künstliche­n Denker: dem Computer“, so Tobias Thummerer, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r am Lehrstuhl. „Trotzdem ist und bleibt ein Modell – egal wie gut – nur eine Annäherung an die Realität und wird diese nie exakt abbilden können.“So kann zum Beispiel das autonome Fahren nicht einzig und umfassend in der Realität getestet werden. „Wir müssen feststelle­n, dass in bestimmten Industriez­weigen virtuell getestet werden muss, um neuartige Systeme in kurzer Zeit und größtem Umfang durchzutes­ten. Zudem können Realtests für Menschen, beispielsw­eise als Mitfahrend­e in autonomen Systemen, ebenso gefährlich werden wie für die Umgebung,“erklärt Mikelsons. Werden ausreichen­d viele Testfahrte­n in der Realität durchgefüh­rt, vertraut man einem Fahrzeug und empfindet es als sicher getestet. Werden diese Tests virtuell am Computer simuliert, traut man dem Auto in der Realität oft viel weniger zu. „Durch verbessert­e Methoden und Analysen wird das Vertrauen in den Einsatz von Modellen und Simulation­en gestärkt.“Auch dazu dient die Forschung von UPSIM.

mr

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