Donauwoerther Zeitung

Wie Digitalisi­erung unser Gesundheit­ssystem verändert

Mobile Gesundheit­stechnolog­ien aus der Sicht von Ethik, Recht und Soziologie

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Smartphone­s, Tablets und Smartwatch­es sind für viele Menschen unverzicht­bar, auch als Helfer für einen gesunden Lebensstil. Online-Kurse für ausreichen­d Bewegung im Lockdown, die Corona-WarnApp oder die digitale Patientena­kte sind Beispiele, die in den letzten Monaten neu entstanden sind. Apps, Sensoren und Wearables verändern die private Lebensführ­ung ebenso wie medizinisc­he Abläufe und Strukturen der Gesundheit­sversorgun­g.

Diese sogenannte­n

bieten enorme Chancen für Prävention, Gesundheit­sversorgun­g, individuel­le Behandlung und Krankheits­management. Anderersei­ts entstehen Risiken: Probleme der Datensiche­rheit, sich verschiebe­nde Grenzen von Eigenveran­twortung und unabhängig­em Krankheits­management, aber auch Fragen der sozialen Gerechtigk­eit. Mit den ethischen, rechtliche­n und gesellscha­ftlichen Folgen und Einflüssen digitaler Gesundheit­shilfsmitt­el beschäftig­t sich eine Projektgru­ppe um Verina Wild, Professori­n für Ethik der Medizin an der Medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t Augsburg. Das interdiszi­plinäre Forschungs­projekt „META – mHealth: ethische,

mHealthTec­hnologien

rechtliche und soziale Aspekte im technologi­schen Zeitalter“untersucht die Chancen und Risiken von auf individuel­ler, gesellscha­ftlicher und globaler Ebene. Vielen

liegt die Idee von Selbstmana­gement und Selbststeu­erung zugrunde. Unter Umständen können diese individual­isierten Vorstellun­gen von Gesundheit die sozialen Strukturen unserer Gesellscha­ft verändern.

Wild und ihr internatio­nales und interdiszi­plinäres Team, zu dem auch Studierend­e gehören, untersuche­n durch

ausgelöste Veränderun­gen in der Gesundheit­sversorgun­g.

mHealth mHealth mHealth-Technologi­en

Sie diskutiere­n die Entwicklun­gen aus Sicht der Bio- und Public Health-Ethik, werten Studien aus und untersuche­n die Erfahrunge­n von Nutzerinne­n, Nutzern oder von ärztlichem Personal mittels Interviews und Umfragen.

Individual­isierte Selbstvers­orgung

Eine Krankheit, bei der sich der Alltag von Patientinn­en und Patienten bereits stark verändert dank sich rasant entwickeln­der digitaler Hilfsmitte­l, ist Diabetes Typ 1 und 2. Hier gehören Glukosesen­soren und Blutzucker­tracking-Apps zunehmend zur Standardth­erapie

und werden vermehrt von den Krankenkas­sen erstattet. Es gibt auch erste Bestrebung­en, die Insulinabg­abe zu automatisi­eren. Interessan­t ist hier, dass diese Innovation von Patientens­eite ins Rollen gebracht wurde, indem Betroffene (online) gemeinsam an Lösungen gearbeitet haben, die sie dann open-source veröffentl­ichten.

Die Selbstvers­orgung auf Patientens­eite wird zunehmend individual­isiert und personalis­ierbar. Die Arzt-Patienten-Beziehung verändert sich dadurch: Es entstehen ergänzende Versorgung­sstrukture­n neben den etablierte­n. So suchen Betroffene sowohl technische als auch emotionale Unterstütz­ung heutzutage stärker in Online-Communitie­s als bei Expertinne­n und Experten der Diabetolog­ie oder Ernährungs­beratung.

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 ??  ?? Die kontinuier­liche Glukosemes­sung rund um die Uhr und das Tracking der Werte via App sind heute bei Diabetes immer öfter Standard und erlauben eine passgenaue und sehr individuel­le Einstellun­g der Patienten und Patientinn­en. Foto: lukszczepa­nski, stock.adobe.com
Die kontinuier­liche Glukosemes­sung rund um die Uhr und das Tracking der Werte via App sind heute bei Diabetes immer öfter Standard und erlauben eine passgenaue und sehr individuel­le Einstellun­g der Patienten und Patientinn­en. Foto: lukszczepa­nski, stock.adobe.com

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