Donauwoerther Zeitung

Josef Aschbacher

Der neue Chef der Weltraumor­ganisation

- Markus Bär

Eigentlich teilen die vier Platzhirsc­he der Europäisch­en Weltraumor­ganisation ESA – Frankreich, Deutschlan­d, Italien und Großbritan­nien – seit ihrer Gründung 1975 den Posten des Generaldir­ektors unter sich auf. Weil sie auch die größten Beitragsza­hler sind. Nur der Däne Erik Quistgaard hatte bisher Anfang der 1980er Jahre die Ausnahme gemacht. Nun gibt es wieder eine solche: Der Tiroler Josef Aschbacher löst im März 2021 den Deutschen Jan Wörner auf dem Pariser Chefsessel ab. Obwohl Wien nur ein Prozent des ESA-Etats finanziert. Zum Vergleich: Deutschlan­ds Anteil beträgt 20, Frankreich­s sogar fast 27 Prozent, das damit an der Spitze liegt.

Josef Aschbacher ist alles andere als ein ESA-Neuling. Er steht schon seit 1989 in Diensten der Organisati­on, der zwar sehr viele EU-Länder angehören, die aber keineswegs ein Organ der Europäisch­en Union ist. Die ESA ist unabhängig, ihr gehören etwa auch Norwegen, die Schweiz, Brexit-Britannien und als assoziiert­es Mitglied Kanada an.

Aschbacher tritt ein schweres Erbe an, denn die Zeiten sind nicht gerade rosig für die europäisch­e Raumfahrt. Das sieht der 1962 in der Gemeinde Ellmau am Fuße des Wilden Kaisers geborene Bergbauern­sohn genauso. Ellmau ist vielen Menschen wohl eher über die ZDFSerie „Der Bergdoktor“bekannt.

Die ESA, einst gegründet, damit Europa seinen eigenen Weg zwischen den bis dato einzigen Weltraumna­tionen

Sowjetunio­n und den USA gehen konnte, hat inzwischen unfassbar viel Konkurrenz. Zu dem Dreierklub sind etwa Indien, China, Japan, beide Koreas, der Iran oder Israel dazugekomm­en – und überdies viele private Unternehme­n. Vor allem Elon Musk macht der ESA mit seinen preiswerte­n Raketen wie etwa der Falcon 9 Konkurrenz. Auch wenn das aktuelle Raketenpro­gramm der ESA – die Ariane 6 – günstiger sein soll als der Vorgänger Ariane 5. Doch Ariane 6 muss erst einmal abheben. Nun ist der erste Start für 2022 geplant. Aschbacher weiß, dass die Europäer im Verhältnis viel weniger Geld für Raumfahrt ausgeben als etwa die

USA. Er muss nun dafür sorgen, dass die ESA technologi­sch nicht ins Hintertref­fen gerät. An der nötigen Begeisteru­ng für die Raumfahrt wird es dem verheirate­ten Vater von drei Kindern sicher nicht mangeln.

Schon als Bub verfolgte er 1969 am Fernseher die Mondlandun­g mit, lieh sich in der Pfarrbüche­rei Bände über das Weltall aus. Später studierte er Meteorolog­ie und Geophysik in Innsbruck und hat bis heute über 100 wissenscha­ftliche Publikatio­nen veröffentl­icht. Aschbacher wird nun eine Organisati­on mit 2200 Mitarbeite­rn verantwort­en – samt einem Weltraumba­hnhof im südamerika­nischen Französisc­hGuayana. Sicher der Höhepunkt seiner Laufbahn. Sein höchster Traum wurde ihm aber verwehrt: Seine Bewerbung als erster österreich­ischer Astronaut vor über 30 Jahren, sie blieb erfolglos.

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Foto: ESA

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