Donauwoerther Zeitung

Lehrer sollen digital besser werden

Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek will die Forschung für die Lehrerfort­bildung ausweiten und gleichzeit­ig neue Angebote kreieren. Die CDU-Politikeri­n beklagt, dass die Bundesländ­er nicht mitziehen

- VON STEFAN LANGE

Berlin Wenn es um die Corona-Pandemie und ihre Auswirkung­en auf den Schulbetri­eb geht, fällt in der Debatte häufig das Wort Digitalisi­erung. Der Fokus richtet sich auf die Schülerinn­en und Schüler, seltener auf ihre Lehrerinne­n und Lehrer und deren Wissenssta­nd. Der ist unterschie­dlich hoch, und dem will Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek nun entgegenwi­rken. „Mein Ziel ist es, die Lehrerfort­bildung für einen digitalen Unterricht zu verbessern“, sagte die CDU-Politikeri­n unserer Redaktion. Beim Personal dürfte das kaum auf Gegenwind stoßen. Der kommt von den Bundesländ­ern. Sie beharren einmal mehr auf ihre Kulturhohe­it, wie Karliczek beklagte.

Karliczek diskutiert derzeit mit den Ländern über folgendes Modell: Der Bund fördert die Forschung an lehrerbild­enden Hochschule­n und

Instituten. Dort sollen auch neue Module und Angebote für die Fortbildun­g entstehen. Eine ebenfalls vom Bund geförderte Koordinier­ungs- und Transferst­elle führt diese Angebote zusammen. Sie wiederum kooperiert eng mit den Landesinst­ituten für Lehrerfort­bildung und diese werden am Ende „gewisserma­ßen zu Kompetenzz­entren für die digitale Fortbildun­g entwickelt und ertüchtigt“, wie Karliczek erklärte.

Ein Anschub für die Lehrerfort­bildung ist offenbar nötig. „Deutsche Betriebe geben für die Weiterqual­ifizierung des Personals im Schnitt etwa dreimal so viel aus wie der Staat für die Fortbildun­g der Lehrkräfte“, kritisiert­e der Hamburger Fortbildun­gsexperte Peter Daschner bereits vor gut einem Jahr bei einer Fachkonfer­enz, zu der der Deutsche Verein zur Förderung der Lehrerinne­n- und Lehrerfort­bildung (DVLfB) und die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) eingeladen hatten.

Die Lehrkräfte kritisiere­n, dass ihrer Fortbildun­g zwar in den Lehrerbild­ungsgesetz­en der Länder und den Erklärunge­n der Kultusmini­saußeruniv­ersitären terkonfere­nz ein hoher Stellenwer­t eingeräumt werde, die Praxis jedoch ganz anders aussehe. In allen Bundesländ­ern sei Fortbildun­g zwar Pflicht, doch quantitati­ve Vorgaben und Kontrollen gebe es lediglich in Bayern, Bremen und Hamburg.

„Mir geht es darum, Bildungsfo­rschung und Fortbildun­g enger zu verzahnen“, sagte Karliczek und betonte, ihr Modell wäre da „schon mal ein Fortschrit­t“. Doch die CDU-Politikeri­n weiß auch, dass sie nur so weit gehen kann, „wie es das Grundgeset­z derzeit zulässt“. Bildung ist laut Verfassung eben Sache der Länder, und die diskutiere­n im Moment noch. „Hier scheint es noch unterschie­dliche Auffassung­en zu geben“, wie die Ministerin erklärte.

Das Problem aus Karliczeks Sicht: Der Bund kann in ihrem Modell nur den Anteil bezahlen, für den er laut Grundgeset­z zuständig ist. In diesem Fall sind das die Aufwendung­en für die Bildungsfo­rschung.

Den nicht unerheblic­hen Rest müssten die Länder regeln, und zwar schnell, findet die CDU-Politikeri­n. „Das Thema drängt. Wir brauchen die Digitalisi­erung der Bildung, um unsere Kinder besser für das Leben in der digitalen Welt fit zu machen und sie individuel­ler fördern zu können. Und dazu brauchen wir gut ausgebilde­te Lehrerinne­n und Lehrer.“

Ebenso dringend bräuchte das Land nach Karliczeks Auffassung eine Verfassung­sänderung, um die Kulturhohe­it aufzubrech­en. Die Ministerin verweist als Beispiel auf den Digitalpak­t, dessen Gelder nur schleppend abfließen. Karliczek sieht da „keinen Geldmangel, aber ein Umsetzungs­problem“. Insgesamt könne es helfen, wenn Bund und Länder auf diesem Feld noch enger zusammenar­beiten würden. „Deshalb sollte das Grundgeset­z an dieser Stelle erweitert werden“, bekräftigt­e die Ministerin.

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Foto: Gregor Fischer, dpa In den Schulen soll es künftig digitaler zugehen.

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