Lehrer sollen digital besser werden
Bildungsministerin Anja Karliczek will die Forschung für die Lehrerfortbildung ausweiten und gleichzeitig neue Angebote kreieren. Die CDU-Politikerin beklagt, dass die Bundesländer nicht mitziehen
Berlin Wenn es um die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf den Schulbetrieb geht, fällt in der Debatte häufig das Wort Digitalisierung. Der Fokus richtet sich auf die Schülerinnen und Schüler, seltener auf ihre Lehrerinnen und Lehrer und deren Wissensstand. Der ist unterschiedlich hoch, und dem will Bundesbildungsministerin Anja Karliczek nun entgegenwirken. „Mein Ziel ist es, die Lehrerfortbildung für einen digitalen Unterricht zu verbessern“, sagte die CDU-Politikerin unserer Redaktion. Beim Personal dürfte das kaum auf Gegenwind stoßen. Der kommt von den Bundesländern. Sie beharren einmal mehr auf ihre Kulturhoheit, wie Karliczek beklagte.
Karliczek diskutiert derzeit mit den Ländern über folgendes Modell: Der Bund fördert die Forschung an lehrerbildenden Hochschulen und
Instituten. Dort sollen auch neue Module und Angebote für die Fortbildung entstehen. Eine ebenfalls vom Bund geförderte Koordinierungs- und Transferstelle führt diese Angebote zusammen. Sie wiederum kooperiert eng mit den Landesinstituten für Lehrerfortbildung und diese werden am Ende „gewissermaßen zu Kompetenzzentren für die digitale Fortbildung entwickelt und ertüchtigt“, wie Karliczek erklärte.
Ein Anschub für die Lehrerfortbildung ist offenbar nötig. „Deutsche Betriebe geben für die Weiterqualifizierung des Personals im Schnitt etwa dreimal so viel aus wie der Staat für die Fortbildung der Lehrkräfte“, kritisierte der Hamburger Fortbildungsexperte Peter Daschner bereits vor gut einem Jahr bei einer Fachkonferenz, zu der der Deutsche Verein zur Förderung der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung (DVLfB) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eingeladen hatten.
Die Lehrkräfte kritisieren, dass ihrer Fortbildung zwar in den Lehrerbildungsgesetzen der Länder und den Erklärungen der Kultusminisaußeruniversitären terkonferenz ein hoher Stellenwert eingeräumt werde, die Praxis jedoch ganz anders aussehe. In allen Bundesländern sei Fortbildung zwar Pflicht, doch quantitative Vorgaben und Kontrollen gebe es lediglich in Bayern, Bremen und Hamburg.
„Mir geht es darum, Bildungsforschung und Fortbildung enger zu verzahnen“, sagte Karliczek und betonte, ihr Modell wäre da „schon mal ein Fortschritt“. Doch die CDU-Politikerin weiß auch, dass sie nur so weit gehen kann, „wie es das Grundgesetz derzeit zulässt“. Bildung ist laut Verfassung eben Sache der Länder, und die diskutieren im Moment noch. „Hier scheint es noch unterschiedliche Auffassungen zu geben“, wie die Ministerin erklärte.
Das Problem aus Karliczeks Sicht: Der Bund kann in ihrem Modell nur den Anteil bezahlen, für den er laut Grundgesetz zuständig ist. In diesem Fall sind das die Aufwendungen für die Bildungsforschung.
Den nicht unerheblichen Rest müssten die Länder regeln, und zwar schnell, findet die CDU-Politikerin. „Das Thema drängt. Wir brauchen die Digitalisierung der Bildung, um unsere Kinder besser für das Leben in der digitalen Welt fit zu machen und sie individueller fördern zu können. Und dazu brauchen wir gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer.“
Ebenso dringend bräuchte das Land nach Karliczeks Auffassung eine Verfassungsänderung, um die Kulturhoheit aufzubrechen. Die Ministerin verweist als Beispiel auf den Digitalpakt, dessen Gelder nur schleppend abfließen. Karliczek sieht da „keinen Geldmangel, aber ein Umsetzungsproblem“. Insgesamt könne es helfen, wenn Bund und Länder auf diesem Feld noch enger zusammenarbeiten würden. „Deshalb sollte das Grundgesetz an dieser Stelle erweitert werden“, bekräftigte die Ministerin.