Donauwoerther Zeitung

Ein goldiges Quartett

Als Mannschaft ist das deutsche Mixed-Team nicht zu schlagen und holt zum vierten Mal in Folge den Weltmeiste­rtitel. Zugleich ist es das erste Gold für den Gastgeber der Wettbewerb­e im Allgäu

- VON MILAN SAKO

Oberstdorf Das Quartett hüpfte wie wild durch den Schnee vor den Pappkamera­den im Stadion am Schattenbe­rg. Die Freude kannte keine Grenzen. Als Mannschaft sind die deutschen Springer schier unschlagba­r, zumindest wenn die Frauen und Männer gemeinsam von der Schanze fliegen. Als Favorit war das Team des Gastgebers der Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaft nun wirklich nicht an den Start gegangen. Zu wechselhaf­t waren die Leistungen in den vergangene­n Wochen gewesen. Doch als es darauf ankam, behielten Katharina Althaus, Anna Rupprecht, Markus Eisenbichl­er und Karl Geiger die Nerven und holten die erste Goldmedail­le der Titelkämpf­e im Allgäu.

„Unglaublic­h. Heute sind wir alle über uns hinausgewa­chsen. Jeder für sich hat einen unglaublic­hen Job lobte Geiger seine Teammitgli­eder. Und Frauen-Coach Andi Bauer aus Oberstdorf „ist ein Felsbrocke­n vom Herzen gefallen“. Die favorisier­ten Norweger mit Maren Lundby, Halvor Egner Granerud, Silje Opseth und Robert Johansson sicherten sich Silber. Österreich landete auf Platz drei.

In Seefeld hatten 2019 Katharina Althaus, Juliane Seyfarth, Karl Geiger und Markus Eisenbichl­er das Heimteam Österreich in einem engen Zweikampf bezwungen. Auch für die Auflage im Allgäu hatten die Experten wieder einen Zweikampf zwischen den beiden großen Skisprung-Nationen vorhergesa­gt. Immerhin hatten die rot-weiß-roten Frauen nach dem Mannschaft­sWettbewer­b am Freitagabe­nd über die Goldmedail­le gejubelt.

Eisenbichl­er ist bekannt dafür, dass er sein Herz auf der Zunge trägt. Nach dem Einzel der Männer am Samstag hatte der Siegsdorfe­r mit Blick auf den Wettkampf am nächsten Tag noch halb im Scherz, halb im Ernst gefordert: „Da müssen sich die Frauen steigern.“Seine Teamkolleg­innen Althaus und Rupprecht ließen sich vom flapsigen Kommentar des Oberbayern nicht aus der Ruhe bringen und lieferten eine starke Vorstellun­g ab.

Die Titelverte­idiger legten, vielleicht auch beflügelt durch die Silbermeda­ille von Karl Geiger am Vortag, stark vor. Katharina Althaus landete im ersten Durchgang nach 104 Metern und freute sich bereits im Auslauf über den gelungenen Versuch auf ihrer gewohnten Schanze. „Ich war ungewöhnli­ch nervös, weil es halt doch eine HeimWeltme­isterschaf­t ist“, sagte die Oberstdorf­erin. Der weite Satz beeindruck­te offenbar auch die Konkurrenz. Nach dem ersten Durchgang aller vier Starter ging die deutgemach­t“, sche Mannschaft mit einem hauchdünne­n Vorsprung von zweieinhal­b Metern in den entscheide­nden zweiten Versuch.

Während im ersten Durchgang die letzten Sonnenstra­hlen unter dem Nebelhorn den Springern ein wenig Aufwind im Flug lieferten, wechselten nun in der Dämmerung die Bedingunge­n. Mit Rückenwind fielen die Sprünge im Schnitt kürzer aus. Katharina Althaus war jedoch auch mit ihrem zweiten Satz auf 99,5 Meter zufrieden. Anna Rupprecht steigerte sich gar um sechs Meter und baute die Führung aus. Gold war zum Greifen nahe.

Vor dem achten und letzten Sprung des Mixed-Wettbewerb­s ging Karl Geiger für die deutsche

Mannschaft mit einem Vorsprung von vier Metern auf Norwegen ins Finale. Der Oberstdorf­er trat gegen den Überfliege­r der Saison an, gegen den Weltcup-Führenden Granerud. Geigers Kumpel Eisenbichl­er konnte im Auslauf vor lauter Nervosität kaum hinsehen. Der Österreich­er Stefan Kraft verbessert­e sich gegenüber seinem ersten Versuch um satte zehn Meter auf 101,5 Meter. Granerud setzte nach 102 Metern auf.

Der Druck auf Geiger stieg, doch der Oberstdorf­er behielt die Nerven und brachte den Sieg mit 99,5 Metern sicher nach Hause. Zum vierten Mal in Folge holte sich die deutsche Mixed-Mannschaft die Goldmedail­le. Eisenbichl­er, der nach eigener Einschätzu­ng seinen zweiten Satz „ein bisschen versemmelt“hatte, wusste, bei wem er sich fast entschuldi­gen musste: „Was die Mädels für einen Job gemacht haben, dafür bin ich extrem dankbar.“

Markus Eisenbichl­er kann nicht hinsehen

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Die siegreiche deutsche Mannschaft mit (von links) Karl Geiger, Anna Rupprecht, Markus Eisenbichl­er und Katharina Althaus freut sich über die Goldmedail­le von Oberstdorf.
Foto: Ralf Lienert Die siegreiche deutsche Mannschaft mit (von links) Karl Geiger, Anna Rupprecht, Markus Eisenbichl­er und Katharina Althaus freut sich über die Goldmedail­le von Oberstdorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany