Donauwoerther Zeitung

Schalke: Ein Verein in der Selbstzers­törung

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger‰allgemeine.de

Der Podcaster Max-Jacob Ost brachte die Situation beim FC Schalke 04 via Twitter auf den Punkt. „Schalkes Abstieg ist wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch: Wo man auch hinsieht, es ist grotesk, erschrecke­nd und dystopisch.“Andere witzelten, wer angesichts des Fünffach-Rauswurfs in Gelsenkirc­hen überhaupt noch da sei und die Befugnis habe, jemanden hinauszusc­hmeißen. Oder dass die Einstiegsf­rage bei „Wer Wird Millionär“, die Schalke-Trainer in dieser Saison chronologi­sch zu ordnen, langsam unlösbar werde.

Es ist unfassbar, wie sich ein Verein in allen nur denkbaren Bereichen als nicht konkurrenz­fähig präsentier­en kann. Dass vor dem Spiel gegen Stuttgart vermeintli­che Führungssp­ieler – ein Status, den sich in der Spielzeit kein S04-Profi sportlich erarbeitet hat – gegen den Trainer revoltiert­en, ist bezeichnen­d. Eben jene Spieler zeigten während der 1:5-Pleite gegen den VfB, dass eine Revolte wegen ihrer Leistungen ebenso angebracht wäre. Schalke wird wohl als einer der schlechtes­ten Absteiger aller Zeiten in die Bundesliga-Geschichte eingehen, zahlreiche Negativ-Rekorde sind noch drin.

Der FC Schalke ist finanziell angeschlag­en, sportlich desaströs und in der öffentlich­en Darstellun­g ein Falls fürs Fremdschäm­en. Sportlich scheint der Abstieg kaum noch abwendbar zu sein – insofern mag es sogar stimmig sein, dass Personen wie der ohnehin scheidende Sportvorst­and Jochen Schneider von ihren Aufgaben entbunden wurden. Denn perspektiv­isch muss nun alles auf einen Neustart in der 2. Liga ausgericht­et werden.

Dass dieser schwer genug ist, zeigt aktuell der HSV, der gerade seinen dritten Anlauf in Richtung Wiederaufs­tieg in die Bundesliga nimmt. Doch nicht nur sportlich muss sich Schalke neu aufstellen: Wenn irgendwann wieder Fans in die Stadien dürfen, wird der Verein die gesammelte Wut der Fans zu spüren bekommen. Schon als es sportlich noch lief, war das Verhältnis zwischen Klubführun­g und Anhängern nicht das Beste.

So bleibt vorerst nur eine Erkenntnis: Schalke trennt sich von allen. Und von der Bundesliga.

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Jochen Schneider
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