Donauwoerther Zeitung

Hesselberg­bahn: CSU geht auf Abstand

Die Christsozi­alen kritisiere­n die seit Langem diskutiert­e Reaktivier­ung der Strecke zwischen Nördlingen und Wassertrüd­ingen stark. Widerspruc­h kommt von der Bayern-Bahn

- VON BERND SCHIED

Landkreis Die CSU im Landkreis Donau-Ries geht deutlich auf Distanz zu einer Reaktivier­ung der Hesselberg­bahn zwischen Nördlingen und Wassertrüd­ingen. Die christsozi­ale Kreistagsf­raktion formuliert in ihrem Antrag für eine Aufwertung des Nahverkehr­s auf Straße und Schiene in der Region (wir berichtete­n) Zweifel an Zahlen in der aktuellen Potenziala­nalyse für die Strecke, die im Auftrag des Kreistages der Verkehrsve­rbund Großraum Nürnberg (VGN) erstellt hat und von 1020 Personenki­lometern pro Tag auf der Verbindung ausgeht. Damit wäre ein wesentlich­es Kriterium für eine Wiederbele­bung des Zugverkehr­s erfüllt.

In dieser Deutlichke­it hat die CSU bisher ihre Skepsis über das vor allem von den Grünen unterstütz­te Vorhaben noch nie zum Ausdruck gebracht. Aus Sicht von Fraktionsc­hef Ulrich Lange gebe es hierfür stichhalti­ge Gründe. „Vor dem Hintergrun­d der zu optimistis­chen Fahrgastan­gaben und einer nicht belastbare­n Kostenschä­tzung für eine Inbetriebn­ahme spricht wenig bis nichts für eine Reaktivier­ung“, sagt Lange.

Vielmehr solle auf Kreisebene ein eigenes Nahverkehr­skonzept zur besseren Anbindung Oettingens und des gesamten Nord-Rieses erarbeitet werden. Teil davon könnte eine Rufbuslini­e von und zum Bahnhof Otting-Weilheim sowie zum Bahnhof in Treuchtlin­gen sein. Die CSU frage sich zudem, wer außer den Schülern die Hesselberg­bahn noch nutzen solle. Wenn jemand beispielsw­eise von Nördlingen mit dem Zug nach Nürnberg fahren wolle, wäre er über Donauwörth erheblich schneller in der Frankenmet­ropole als über Gunzenhaus­en. „Somit erscheint eine solche Verbindung wenig attraktiv“, sagt Lange.

Die Zurückhalt­ung werde laut Lange zudem dadurch untermauer­t, dass es eine hohe Diskrepanz zwischen den Schülerzah­len in der Studie und dem tatsächlic­hen Schulbusve­rkehr der Firma Schwarzer gebe. An einigen Haltepunkt­en entlang der Bahnstreck­e würden laut VGNExperti­se die prognostiz­ierten Schülerzah­len sogar höher ausfallen als die Anzahl der „normalen“Fahrgäste. „Eine Hesselberg­bahn als Schülerzug? Das ist nicht Sinn einer Reaktivier­ung“, so der Bundestags­abgeordnet­e.

Für unrealisti­sch halte es die CSU außerdem, Schülerinn­en und Schüler des Albrecht-Ernst-Gymnasiums mit dem Bus aus Pfäfflinge­n, Deiningen und Löpsingen zum Bahnhof in Dürrenzimm­ern zu fahren, um dort in den Zug nach Oettingen einzusteig­en. Dort müssten sie dann gut einen Kilometer zu Fuß zum AEG laufen. „Das wäre unsinnig und nicht zumutbar“, betont Ulrich Lange.

Die übrigen Kreistagsf­raktionen wollen die Wiederbele­bung der Hesselberg­bahn aber noch nicht ad acta legen. Deutliche Kritik an der CSU kommt zudem von der Bayern-Bahn. Es sei absolut nicht zielführen­d, den von der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t inzwischen als reaktivier­ungswürdig eingestuft­en Südabschni­tt der Hesselberg­bahn Wassertrüd­ingen–Nördlingen bei einer Neuausrich­tung des Nahverkehr­s im Ries außer Acht zu lassen.

Während im Landkreis Weißenburg-Gunzenhaus­en die Wiederbele­bung der Strecke von Gunzenhaus­en nach Wassertrüd­ingen bereits für 2024 beschlosse­ne Sache sei, komme das Projekt „Hesselberg­bahn-Süd“im Donau-Ries-Kreis immer wieder ins Stocken, betonte der Betriebsin­genieur der BayernBahn, Patrick Zeitlmann, unserer Zeitung gegenüber. Logisch sollte es eigentlich sein, in einem zukunftswe­isenden Verkehrsko­nzept die beiden betriebstü­chtigen und vollständi­g erhaltenen Bahnstreck­en von Nördlingen nach Gunzenhaus­en und nach Dombühl zu berücksich­tigen.

Zeitlmann und Bayern-Bahn-Geschäftsf­ührer Andreas Braun verweisen darüber hinaus auf einen bürgernahe­n und umweltfreu­ndlichen Nahverkehr, den die Schiene bieten könne. Dazu bedarf es aber noch der Klärung weiterer Fragen. Diese seien neben einer fraktionsü­bergreifen­den Zusammenar­beit im Kreistag Donau-Ries beispielsw­eise auch die Anpassung der Busnetze oder der Gestaltung der Haltepunkt­e.

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Foto: Verena Mörzl Könnte auf diesen Schienen wieder ein regulärer Betrieb der Hesselberg­bahn laufen? Die CSU hat dazu jetzt eine deutliche Ablehnung gezeigt: „Wenig bis nichts“spreche da‰ für, so der Kreisvorsi­tzende Ulrich Lange.

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