Hesselbergbahn: CSU geht auf Abstand
Die Christsozialen kritisieren die seit Langem diskutierte Reaktivierung der Strecke zwischen Nördlingen und Wassertrüdingen stark. Widerspruch kommt von der Bayern-Bahn
Landkreis Die CSU im Landkreis Donau-Ries geht deutlich auf Distanz zu einer Reaktivierung der Hesselbergbahn zwischen Nördlingen und Wassertrüdingen. Die christsoziale Kreistagsfraktion formuliert in ihrem Antrag für eine Aufwertung des Nahverkehrs auf Straße und Schiene in der Region (wir berichteten) Zweifel an Zahlen in der aktuellen Potenzialanalyse für die Strecke, die im Auftrag des Kreistages der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) erstellt hat und von 1020 Personenkilometern pro Tag auf der Verbindung ausgeht. Damit wäre ein wesentliches Kriterium für eine Wiederbelebung des Zugverkehrs erfüllt.
In dieser Deutlichkeit hat die CSU bisher ihre Skepsis über das vor allem von den Grünen unterstützte Vorhaben noch nie zum Ausdruck gebracht. Aus Sicht von Fraktionschef Ulrich Lange gebe es hierfür stichhaltige Gründe. „Vor dem Hintergrund der zu optimistischen Fahrgastangaben und einer nicht belastbaren Kostenschätzung für eine Inbetriebnahme spricht wenig bis nichts für eine Reaktivierung“, sagt Lange.
Vielmehr solle auf Kreisebene ein eigenes Nahverkehrskonzept zur besseren Anbindung Oettingens und des gesamten Nord-Rieses erarbeitet werden. Teil davon könnte eine Rufbuslinie von und zum Bahnhof Otting-Weilheim sowie zum Bahnhof in Treuchtlingen sein. Die CSU frage sich zudem, wer außer den Schülern die Hesselbergbahn noch nutzen solle. Wenn jemand beispielsweise von Nördlingen mit dem Zug nach Nürnberg fahren wolle, wäre er über Donauwörth erheblich schneller in der Frankenmetropole als über Gunzenhausen. „Somit erscheint eine solche Verbindung wenig attraktiv“, sagt Lange.
Die Zurückhaltung werde laut Lange zudem dadurch untermauert, dass es eine hohe Diskrepanz zwischen den Schülerzahlen in der Studie und dem tatsächlichen Schulbusverkehr der Firma Schwarzer gebe. An einigen Haltepunkten entlang der Bahnstrecke würden laut VGNExpertise die prognostizierten Schülerzahlen sogar höher ausfallen als die Anzahl der „normalen“Fahrgäste. „Eine Hesselbergbahn als Schülerzug? Das ist nicht Sinn einer Reaktivierung“, so der Bundestagsabgeordnete.
Für unrealistisch halte es die CSU außerdem, Schülerinnen und Schüler des Albrecht-Ernst-Gymnasiums mit dem Bus aus Pfäfflingen, Deiningen und Löpsingen zum Bahnhof in Dürrenzimmern zu fahren, um dort in den Zug nach Oettingen einzusteigen. Dort müssten sie dann gut einen Kilometer zu Fuß zum AEG laufen. „Das wäre unsinnig und nicht zumutbar“, betont Ulrich Lange.
Die übrigen Kreistagsfraktionen wollen die Wiederbelebung der Hesselbergbahn aber noch nicht ad acta legen. Deutliche Kritik an der CSU kommt zudem von der Bayern-Bahn. Es sei absolut nicht zielführend, den von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft inzwischen als reaktivierungswürdig eingestuften Südabschnitt der Hesselbergbahn Wassertrüdingen–Nördlingen bei einer Neuausrichtung des Nahverkehrs im Ries außer Acht zu lassen.
Während im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen die Wiederbelebung der Strecke von Gunzenhausen nach Wassertrüdingen bereits für 2024 beschlossene Sache sei, komme das Projekt „Hesselbergbahn-Süd“im Donau-Ries-Kreis immer wieder ins Stocken, betonte der Betriebsingenieur der BayernBahn, Patrick Zeitlmann, unserer Zeitung gegenüber. Logisch sollte es eigentlich sein, in einem zukunftsweisenden Verkehrskonzept die beiden betriebstüchtigen und vollständig erhaltenen Bahnstrecken von Nördlingen nach Gunzenhausen und nach Dombühl zu berücksichtigen.
Zeitlmann und Bayern-Bahn-Geschäftsführer Andreas Braun verweisen darüber hinaus auf einen bürgernahen und umweltfreundlichen Nahverkehr, den die Schiene bieten könne. Dazu bedarf es aber noch der Klärung weiterer Fragen. Diese seien neben einer fraktionsübergreifenden Zusammenarbeit im Kreistag Donau-Ries beispielsweise auch die Anpassung der Busnetze oder der Gestaltung der Haltepunkte.