Die Überraschung kommt aus Österreich
Johannes Lamparter holt sich den WM-Titel beim Einzelwettbewerb von der Großschanze, auch weil sich der große Favorit in der Loipe zurückhält. Eric Frenzel wird Vierter, Vinzenz Geiger enttäuscht auf Rang 15
Oberstdorf Als sich Johannes Lamparter schon feiern ließ, lieferten sich Fabian Rießle und Eric Frenzel noch einmal einen packenden Kampf. Es sah fast so aus, als ging es hier noch um die Medaillen. Die aber waren längst vergeben, als die beiden besten deutschen Kombinierer am Donnerstag ins Ziel kamen. Frenzel wurde Vierter, er gewann den Sprint gegen seinen Teamkollegen. Es war ein schwacher Trost an einem für das deutsche Team enttäuschenden Tag. „Wir haben heute Fehler gemacht und nicht diese Bomben gezündet, wie die drei da vorne“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Er meinte damit vor allem die Leistung beim Skispringen, als lediglich Rießle in der Lage schien, mit den Besten mitzuhalten. Der Schwarzwälder aber erlaubte sich einen Wackler im Flug, am Ende hatte er fast zwei Minuten Rückstand auf die Spitze für den Langlauf gesammelt. Aussichtslos. „Für eine Medaille müsste ein Wunder passieren“, sagte Rießle. Dieses aber blieb aus – zumindest aus deutscher Sicht.
Eine echte Überraschung aber lieferte der Wettkampf trotzdem. Es gewann nicht der große Dominator aus Norwegen, diesmal holte sich Jarl Magnus Riiber nicht den erwarteten Sieg ab. Es wäre seine dritte Goldmedaille bei den Titelkämpfen in Oberstdorf gewesen. Am Ende aber wurde es für ihn nur Silber hinter dem Überraschungssieger aus Österreich. Bronze holte sich der Japaner Akito Watabe. 37 Sekunden hatten die beiden Abstand auf Lamparter. Sie kamen in der Loipe dem einsam davonlaufenden 19-Jährigen einfach nicht hinterher. Vor allem Riibers Passivität fiel auf. Er hing hinter Watabe fest und wagte keinen Angriff. Es soll wohl am Ski gelegen haben, mit dem sich Riiber diesmal nicht so wohlfühlte. Immerhin setzte er sich kurz vor dem Ziel noch gegen den Japaner durch. „Ich hatte heute nicht den perfekten Tag“, sagte der Norweger.
Im Ziel gratulierte er Lamparter anerkennend. Der war bis dahin schon mehrmals auf den Schultern seiner Teamkollegen durch den Zielraum getragen worden. „Das war heute ein unglaublicher Tag für mich, ich hatte einen perfekten Sprung“, sagte Lamparter. Und einen perfekten Lauf. „Ich habe von Anfang an versucht, das Tempo hochzuhalten.“Der 19-Jährige hat noch keinen Weltcup gewonnen, nun ist er Weltmeister. Erst vor wenigen Wochen hatte er schon bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Lahti triumphiert. 2015 hatte Bernhard Gruber den letzten WM-Titel für Österreich in der Kombination gewonnen. „Er war mein Vorbild, das macht mich jetzt natürlich sehr stolz“, sagte Lamparter. Gruber hat erst vor kurzem seine Karriere beLamparter scheint ein würdiger Nachfolger.
Im deutschen Team dagegen war die Stimmung gedämpft. Erstmals seit 1999 stand im Wettkampf von der Großschanze kein Deutscher auf dem Podest. Rang vier und fünf waren immerhin noch Schadensbegrenzung. Am Ende blieb Frenzel nur noch Lob für den neuen Weltmeister. „Er hat das richtig gut gemacht, er hat offenbar den Schwung von der Junioren-WM mitgenommen“, sagte Frenzel, der als Titelverteidiger von vor zwei Jahren in Seefeld an den Start gegangen war. Nun ging er nach Platz vier von der Normalschanze ein zweites Mal knapp leer aus. „Damit muss ich leben. Zuletzt hat es oft genug funktioniert, diesmal leider nicht.“Auch weil er mit dem Timing beim Springen nach wie vor Probleme hat. „Meine Sprünge hier waren nicht verkehrt, aber es lief nicht zu 100 Prozent zusammen“, sagte er.
Eine Chance bleibt dem deutschen Team noch. Am Samstag steht der Teamsprint an, dabei werden Eric Frenzel und Fabian Rießle an den Start gehen. „Das hat sich von alleine aufgestellt“, sagte Weinbuch. Für Vinzenz Geiger ist das ein Rückschlag. Der Weltcup-Zweite muss von außen die Daumen drücken. Andererseits auch nicht wirkendet, lich überraschend, vor allem auf der Schanze kam der Oberstdorfer zuletzt nicht zurecht. Am Donnerstag kam er auf Rang 15, mit drei Minuten Rückstand. „Beim Laufen habe ich mich gut gefühlt, das hilft aber nichts, wenn es auf der Schanze nicht klappt“, sagte Geiger. Kommentarlos war er zuvor nach dem Springen verschwunden. 116 Meter und nur Rang 25, da fehlten dem Oberstdorfer die Worte. Seine Hoffnungen waren groß gewesen. Er hatte in diesem Winter schon gewonnen, er hatte Jarl Magnus Riiber besiegt, nun aber diese Enttäuschung. Zumal Riiber diesmal zu schlagen war. Lamparter hat es bewiesen.