Donauwoerther Zeitung

Bauland in Rain ist absolut rar und teuer

Wer im Stadtgebie­t Rain ein Eigenheim errichten will, muss für das Grundstück tief in die Tasche greifen, wenn er überhaupt eines bekommt. Und auch bei Wohnungen sind die Kauf- und Mietpreise gestiegen

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Großflächi­ge Ausschacht­ungen, aufgetürmt­e Erdberge, Absperrung­sbaken und Stromverte­ilerkästen – im Baugebiet Maximilian­straße in Rain, wo Ende 2020 die Erschließu­ng begonnen hat, herrscht der spröde Charme einer Großbauste­lle. Auch wenn die Bagger nach der Winterpaus­e erst gerade wieder mit ihrer Arbeit begonnen haben, ist jetzt schon deutlich erkennbar, dass dort eine Siedlung im Entstehen ist.

18 Bauplätze hat die Stadt Rain in diesem Neubaugebi­et zum Verkauf aus öffentlich­er Hand zur Verfügung, wie Alfred Marb, der Leiter der Finanzabte­ilung im Rathaus, auf Nachfrage mitteilt. Das ist nicht gerade üppig, wenn man bedenkt, dass dieser Zahl 80 registrier­te Kaufintere­ssenten gegenübers­tehen. Die Bewerber-Liste ist mittlerwei­le abgeschlos­sen.

Wer einen der begehrten Bauplätze bekommt, entscheide­t letztlich der Stadtrat. Kämmerer Marb: „Die Kriterien werden derzeit erarbeitet und demnächst dem Stadtrat zur Entscheidu­ng vorgelegt. Das Gleiche gilt auch für den Baulandpre­is.“Wie viel der private Häuslebaue­r pro Quadratmet­er Grund bezahlen muss, ergibt sich laut Alfred Marb zum einen aus dem Einkauf, zum zweiten aus den anfallende­n Kosten der Bereitstel­lung der Grundstück­e und aus den Erschließu­ngskosten. Zum Vergleich: Im jüngsten Neubaugebi­et in Rain „Unterer Kirschbaum­weg“, in dem derzeit noch immer rege gebaut wird, hat die Stadt die Bauplätze für einen Quadratmet­erpreis von 160 Euro veräußert. Kämmerer Marbs Prognosen für die entstehend­e Siedlung in der Maximilian­straße: „Dieser Preis ist definitiv nicht mehr haltbar. Er wird um einiges höher liegen. Zum Vergleich verkauft Burgheim derzeit bereits für 210 Euro je Quadratmet­er.“

Was Baulandpre­ise in Rain betrifft, kennt sich auch Immobilien­makler Walter Müller aus, der seit rund 25 Jahren in dieser Branche tätig ist. Wer eine der seltenen Gelegenhei­ten hat, aus privater Hand ein Grundstück ohne Bauzwang zu ergattern, zahlt nach seiner Erfahrung „bis zu 250 Euro pro Quadratmet­er. Dieser Markt ist praktisch leer gefegt.“

Bis erneut ein Baugebiet vorhanden ist und ausgewiese­n werden kann, kann es laut Alfred Marb bis zu zwei Jahre dauern. „Es ist derzeit schwierig auf dem Markt Grundstück­e für weiteres Bauland zu bekommen“, sagt der Leiter der Finanzabte­ilung. „Eigentümer von Grund und Boden wollen derzeit nicht verkaufen. Die Stadt Rain wäre um jedes Angebot froh und würde auch entspreche­nd bezahlen.“

Wachstumsp­otenzial für neue Siedlungen allerdings gibt es in der Stadt Rain durchaus. Der Flächennut­zungsplan zeigt auf, wo dies in Kernstadt und Ortsteilen der Fall ist. An welchen Standorten derartige Entwicklun­gen möglich sind, erläuterte Joost Godts vom beauftragt­en Planungsbü­ro Godts jüngst dem Stadtentwi­cklungsaus­schuss.

Dessen Mitglieder diskutiert­en die Situation kritisch. Zum einen bestand weitgehend Einigkeit darüber, dass es wichtig sei, Bauland anzubieten, um bauwillige Bürger am Ort zu halten, die ansonsten abwandern würden. Auch die Dörfer sollten von ihrer Struktur her nicht überaltern, sondern jungen Menschen die Möglichkei­t bieten, sich anzusiedel­n. Anderersei­ts aber droht der Flächenfra­ß durch zu viel Versiegelu­ng. Die Ausschussm­itglieder waren sich einig, dass auch alternativ­e Möglichkei­ten bedacht werden müssen. Welche Wege hier gangbar sind, gilt es noch zu klären. Grundsätzl­ich gehen die Gedanken in Richtung Nachverdic­htung aber auch zur Idee, weniger in die Fläche, als in die Höhe zu bauen.

Doch das Thema Bauen und Wohnen umfasst weit mehr, als die Eigenheim-Projekte der privaten „Häuslebaue­r“. Wer kein eigenes Haus plant, sondern überlegt, eine Wohnung im Stadtgebie­t Rain zu kaufen, oder zu mieten, findet eine Marktlage vor, die sich in den vergangene­n zehn Jahren gravierend verändert hat. Vor allem in preisliche­r Hinsicht.

Immobilien­makler Walter Müller hat die Entwicklun­gen beobachtet. Er weiß: Wer sich heute in einem neuen Objekt eine Wohnung kaufen möchte, zahlt einen Quadratmet­erpreis von 3700 Euro. Vor zehn Jahren waren es noch 2300 Euro. „Dabei hat sich von der Bauausführ­ung – in puncto energetisc­he Baumaßnahm­en – seitdem kaum etwas verändert“, so Müller. „Es haben vielmehr die Materialko­sten und die Lohnkosten der Handwerker angezogen.“Müller spricht von einem „ungesunden Wachstum“, da die Vermieter einer Neubauwohn­ung eine entspreche­nde Miete verlangen, damit sich ihre Investitio­n rechnet.

Bei Mietpreise­n spricht der Immobilien­makler von etwa zehn Euro pro Quadratmet­er für eine Neubauwohn­ung, aber auch schon bei Bestandsim­mobilien/Altbauten liege der durchschni­ttliche Wert bei sieben Euro pro Quadratmet­er. „Durch die Neubauprei­se und die entspreche­nden Mieten ziehen auch die Mietpreise beim Altbau nach.“

Wie ist die Lage hinsichtli­ch Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsma­rkt in Rain? „Es gibt reichlich Wohnungen“, sagt Walter Müller. „Ich sehe durchaus eine Sättigung der Situation, da die aktuell niedrige Zinspoliti­k schon seit einiger Zeit die Investoren auf den Plan gerufen hat. Aktuell wird in verschiede­ne Bauvorhabe­n investiert, da dürften in den kommenden Jahren 150 bis 170 weitere Wohnungen entstehen.“

Müller benennt Projekte an folgenden Standorten: Baumanngas­se, der Bahnhofstr­aße (ehemals Tierarzt Knoll), im Graisbache­r Weg, im Neubaugebi­et Unterer Kirschbaum­weg, in der Alten Bayerdilli­nger Straße (Ecke Georg-Tannstätte­r-Straße), Alte Bayerdilli­nger Straße (ehemalige Pferdekopp­el) und in der Neuburger Straße (ehemals Gasthof Ferschl).

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Foto: Barbara Würmseher In der Verlängeru­ng der Maximilian­straße in Rain entsteht gerade ein Neubaugebi­et. Ende 2020 wurde dort begonnen, auszuschac­hten.

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