Bauland in Rain ist absolut rar und teuer
Wer im Stadtgebiet Rain ein Eigenheim errichten will, muss für das Grundstück tief in die Tasche greifen, wenn er überhaupt eines bekommt. Und auch bei Wohnungen sind die Kauf- und Mietpreise gestiegen
Rain Großflächige Ausschachtungen, aufgetürmte Erdberge, Absperrungsbaken und Stromverteilerkästen – im Baugebiet Maximilianstraße in Rain, wo Ende 2020 die Erschließung begonnen hat, herrscht der spröde Charme einer Großbaustelle. Auch wenn die Bagger nach der Winterpause erst gerade wieder mit ihrer Arbeit begonnen haben, ist jetzt schon deutlich erkennbar, dass dort eine Siedlung im Entstehen ist.
18 Bauplätze hat die Stadt Rain in diesem Neubaugebiet zum Verkauf aus öffentlicher Hand zur Verfügung, wie Alfred Marb, der Leiter der Finanzabteilung im Rathaus, auf Nachfrage mitteilt. Das ist nicht gerade üppig, wenn man bedenkt, dass dieser Zahl 80 registrierte Kaufinteressenten gegenüberstehen. Die Bewerber-Liste ist mittlerweile abgeschlossen.
Wer einen der begehrten Bauplätze bekommt, entscheidet letztlich der Stadtrat. Kämmerer Marb: „Die Kriterien werden derzeit erarbeitet und demnächst dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt. Das Gleiche gilt auch für den Baulandpreis.“Wie viel der private Häuslebauer pro Quadratmeter Grund bezahlen muss, ergibt sich laut Alfred Marb zum einen aus dem Einkauf, zum zweiten aus den anfallenden Kosten der Bereitstellung der Grundstücke und aus den Erschließungskosten. Zum Vergleich: Im jüngsten Neubaugebiet in Rain „Unterer Kirschbaumweg“, in dem derzeit noch immer rege gebaut wird, hat die Stadt die Bauplätze für einen Quadratmeterpreis von 160 Euro veräußert. Kämmerer Marbs Prognosen für die entstehende Siedlung in der Maximilianstraße: „Dieser Preis ist definitiv nicht mehr haltbar. Er wird um einiges höher liegen. Zum Vergleich verkauft Burgheim derzeit bereits für 210 Euro je Quadratmeter.“
Was Baulandpreise in Rain betrifft, kennt sich auch Immobilienmakler Walter Müller aus, der seit rund 25 Jahren in dieser Branche tätig ist. Wer eine der seltenen Gelegenheiten hat, aus privater Hand ein Grundstück ohne Bauzwang zu ergattern, zahlt nach seiner Erfahrung „bis zu 250 Euro pro Quadratmeter. Dieser Markt ist praktisch leer gefegt.“
Bis erneut ein Baugebiet vorhanden ist und ausgewiesen werden kann, kann es laut Alfred Marb bis zu zwei Jahre dauern. „Es ist derzeit schwierig auf dem Markt Grundstücke für weiteres Bauland zu bekommen“, sagt der Leiter der Finanzabteilung. „Eigentümer von Grund und Boden wollen derzeit nicht verkaufen. Die Stadt Rain wäre um jedes Angebot froh und würde auch entsprechend bezahlen.“
Wachstumspotenzial für neue Siedlungen allerdings gibt es in der Stadt Rain durchaus. Der Flächennutzungsplan zeigt auf, wo dies in Kernstadt und Ortsteilen der Fall ist. An welchen Standorten derartige Entwicklungen möglich sind, erläuterte Joost Godts vom beauftragten Planungsbüro Godts jüngst dem Stadtentwicklungsausschuss.
Dessen Mitglieder diskutierten die Situation kritisch. Zum einen bestand weitgehend Einigkeit darüber, dass es wichtig sei, Bauland anzubieten, um bauwillige Bürger am Ort zu halten, die ansonsten abwandern würden. Auch die Dörfer sollten von ihrer Struktur her nicht überaltern, sondern jungen Menschen die Möglichkeit bieten, sich anzusiedeln. Andererseits aber droht der Flächenfraß durch zu viel Versiegelung. Die Ausschussmitglieder waren sich einig, dass auch alternative Möglichkeiten bedacht werden müssen. Welche Wege hier gangbar sind, gilt es noch zu klären. Grundsätzlich gehen die Gedanken in Richtung Nachverdichtung aber auch zur Idee, weniger in die Fläche, als in die Höhe zu bauen.
Doch das Thema Bauen und Wohnen umfasst weit mehr, als die Eigenheim-Projekte der privaten „Häuslebauer“. Wer kein eigenes Haus plant, sondern überlegt, eine Wohnung im Stadtgebiet Rain zu kaufen, oder zu mieten, findet eine Marktlage vor, die sich in den vergangenen zehn Jahren gravierend verändert hat. Vor allem in preislicher Hinsicht.
Immobilienmakler Walter Müller hat die Entwicklungen beobachtet. Er weiß: Wer sich heute in einem neuen Objekt eine Wohnung kaufen möchte, zahlt einen Quadratmeterpreis von 3700 Euro. Vor zehn Jahren waren es noch 2300 Euro. „Dabei hat sich von der Bauausführung – in puncto energetische Baumaßnahmen – seitdem kaum etwas verändert“, so Müller. „Es haben vielmehr die Materialkosten und die Lohnkosten der Handwerker angezogen.“Müller spricht von einem „ungesunden Wachstum“, da die Vermieter einer Neubauwohnung eine entsprechende Miete verlangen, damit sich ihre Investition rechnet.
Bei Mietpreisen spricht der Immobilienmakler von etwa zehn Euro pro Quadratmeter für eine Neubauwohnung, aber auch schon bei Bestandsimmobilien/Altbauten liege der durchschnittliche Wert bei sieben Euro pro Quadratmeter. „Durch die Neubaupreise und die entsprechenden Mieten ziehen auch die Mietpreise beim Altbau nach.“
Wie ist die Lage hinsichtlich Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in Rain? „Es gibt reichlich Wohnungen“, sagt Walter Müller. „Ich sehe durchaus eine Sättigung der Situation, da die aktuell niedrige Zinspolitik schon seit einiger Zeit die Investoren auf den Plan gerufen hat. Aktuell wird in verschiedene Bauvorhaben investiert, da dürften in den kommenden Jahren 150 bis 170 weitere Wohnungen entstehen.“
Müller benennt Projekte an folgenden Standorten: Baumanngasse, der Bahnhofstraße (ehemals Tierarzt Knoll), im Graisbacher Weg, im Neubaugebiet Unterer Kirschbaumweg, in der Alten Bayerdillinger Straße (Ecke Georg-Tannstätter-Straße), Alte Bayerdillinger Straße (ehemalige Pferdekoppel) und in der Neuburger Straße (ehemals Gasthof Ferschl).