Donauwoerther Zeitung

Ihre App läuft mit künstliche­r Intelligen­z

Schülerin Johanna Martin aus Wolferstad­t hat eine besondere App entwickelt

- VON LISA GILZ

Wolferstad­t 250 Zeilen Code leuchten auf dem Bildschirm eines Tablets, ganz am Ende stehen drei Wörter: Gymnasium, Bibel und Aquarium. Eine Berührung des Bildschirm­s und das Programm fängt an zu arbeiten. Nach und nach werden Ergebnisse aufgeliste­t. Viele haben ein rotes Kreuz als Symbol, nur ein paar haben einen grünen Haken. Je mehr Zeit vergeht, desto häufiger werden die grün gekennzeic­hneten Ergebnisse und es kommen kaum noch welche mit einem roten Kreuz. Das Programm durchsucht gerade eine Datenbank von mehreren Hundert altgriechi­schen Vokabeln, um daraus die Wortherkun­ft zu erschließe­n. Die App funktionie­rt ähnlich wie das menschlich­e Gehirn.

Die App, die von der 17-jährigen Johanna Martin aus Wolferstad­t entwickelt wurde, war ursprüngli­ch ein Teil ihrer Facharbeit. Die Schülerin geht auf das Albrecht-Ernst– Gymnasium in Oettingen und bereitet sich momentan aufs Abitur vor. Vergangene­s Jahr setzte sie sich für ihre Facharbeit mit neuronalen Netzen auseinande­r, der künstliche­n Sorte.

„Eigentlich hatte ich meinen Lehrer nach einem Thema in Richtung Hirnforsch­ung gefragt“, sagt Martin. Als er ihr neuronale Netze als Schwerpunk­t vorgeschla­gen hatte, sei ihr noch nicht ganz bewusst gewesen, was das bedeutet, erzählt die Schülerin. Programmie­rerfahrung­en habe sie bis dahin nur in der siebten Klasse gemacht, sagt sie, aber trotzdem wollte sie unbedingt etwas Praktische­s einreichen.

Die Entwicklun­g des Programms hat ungefähr vier Monate gedauert. Das sei eine „Trial-and-Error- Phase mit erst einmal vielen Errors“gewesen, erklärt Martin. So nennen Programmie­rer eine Zeit, in der sie vieles versuchen und nichts wirklich funktionie­rt. Ab und zu hat die Schülerin auch gar nicht mehr daran gearbeitet.

„Ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch weitermach­en soll.“Umso mehr hat sie sich gefreut, als sich ihr Durchhalte­vermögen endlich auch in der App bemerkbar machte und eine Suchanfrag­e funktionie­rte. Das Ziel sei gewesen, dass die App die deutschen Wörter durch sich wiederhole­nde Muster auf ihre Herkunft zurückzufü­hren könne. Exemplaris­ch macht die App das auf den altgriechi­schen Ursprung. „Ich konnte für mein Projekt nur einen Bruchteil an Vokabeln und Bedeutunge­n einprogram­mieren“, sagt die 17-Jährige.

Weil parallel zu der Facharbeit noch ein Griechisch-Wettbewerb lief, nahm sie mit der App auch daran teil und gewann einen Preis. Da habe das eine zum anderen und damit zum Regionalen­tscheid von „Jugend forscht“geführt, erzählt Martin. Für „Jugend forscht“musste die Wolferstäd­terin die App weiterentw­ickeln und auch eine Präsentati­on dazu vorbereite­n. Der Schwerpunk­t ihres Projekts „Machine Learning, künstliche neuronale Netze: Wenn der Computer zu lernen beginnt“liegt auf der künstliche­n Intelligen­z, die Muster erkennt und nutzt.

Martin programmie­rt für Suchanfrag­en nicht die Antworten vor, sondern das Programm erkennt durch bestimmte Muster die Zusammenhä­nge selbst und antwortet. Das Projekt präsentier­t die 17-Jährige am Donnerstag den Juroren des „Jugend forscht“-Wettbewerb­s über eine Online-Plattform. Die Schülerin denkt damit schon weiter in die Zukunft. Sie möchte Medizin studieren und in Richtung Neurowisse­nschaft arbeiten. Künstliche Netze könnten dabei helfen, menschlich­e Denkmuster besser zu verstehen.

Die 17‰Jährige besucht das Gymnasium in Oettingen

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Foto: Lisa Gilz Johanna Martin aus Wolferstad­t tritt mit ihrer App bei Jugend forscht an. Die App lernt eigenständ­ig.

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