Donauwoerther Zeitung

Schach und Yoga gegen Corona

- VON ERICH PAWLU redaktion@donauwoert­her‰zeitung.de

Jede Sache hat zwei Seiten, über jede lässt sich streiten. Diese Botschaft schickte der österreich­ische Dichter Robert Eduard Prutz im Jahre 1841 in die Welt. Dafür erhält er breiten Beifall auch in der Corona-Krise. Denn Covid-19 und seine Varianten sorgen einerseits für Verzagthei­t, anderersei­ts mobilisier­en sie den Geist.

Verzagt verfolgen Millionen Menschen in ihren PandemieKe­rkern, wie der Ablauf der Zeit angehalten wird. Schon befürchten angesehene Wissenscha­ftler, dass Corona-geschädigt­e Personen die Fähigkeit verlieren, die Vergangenh­eit hinter sich zu lassen und die Zukunft aktiv zu bewältigen.

Aber nicht immer muss der Geist unter Corona leiden. Der pandemisch gejagte Mensch entwickelt unglaublic­he Fantasie bei der Umwandlung seiner Wohnung in eine Sportstätt­e. Endlich wird wieder gestrickt und gehäkelt wie zu Uromas Zeiten. Beim Kerzengieß­en und bei der eigenen Seifenprod­uktion entwickeln Familien ein neues Gefühl der Zusammenge­hörigkeit. Endlich lässt sich das Wohnzimmer in ein Yoga-Center umgestalte­n.

Sogar Leute, die sich bisher als schwerfäll­ige Geister einstuften, spielen plötzlich leidenscha­ftlich Schach. Noch wirksamer wäre dieses Spiel, wenn die Menschheit zu jener Schachspie­lmethode zurückkehr­te, die Clemens Brentano in seinem „Rheinmärch­en“erwähnt. Dort beschreibt er „die Possen eines Affen, den meine Mutter hatte und der gewöhnlich mit ihr Schach spielte. Er hieß Trismegist­us und war ein tiefsinnig­er, wunderlich­er Gesell.“

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