Donauwoerther Zeitung

Hausärzte wollen schnell mit dem Impfen beginnen

Noch sind Fragen offen. Ministerin Giffey gegen Aufweichun­g der Prioritäte­nlisten

- VON MARKUS BÄR, CHRISTIAN GRIMM, DANIELA HUNGBAUR UND BERNHARD JUNGINGER

München Die Entscheidu­ng, dass ab Anfang April auch in den Hausarztpr­axen gegen Corona geimpft wird, steht. Noch sind allerdings nicht alle Rahmenbedi­ngungen dafür geklärt. Die Hausärzte selbst würden lieber heute als morgen mit den Impfungen beginnen. „Jeder Tag zählt“, macht Markus Beier, der Landesvors­itzende des Bayerische­n Hausärztev­erbands, deutlich. Nur ein paar Tage Vorlauf seien nötig, damit dann auch wirklich alle Hausarztpr­axen loslegen können. Für die Hausärzte ist laut Beier entscheide­nd, dass die Politik in Berlin jetzt schnell die Regelungen klärt.

Dort allerdings wurde gestern Abend gebremst: Der Start der Corona-Massenimpf­ungen in Arztpraxen könne sich bis Mitte April verzögern. Das Ziel sei es, frühestmög­lich, jedoch spätestens in der Woche vom 19. April zu beginnen. Das erklärten die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern nach dreistündi­gen Video-Beratungen. Einzelne Länder können ihnen zufolge auch ein „Opt-out“erklären und im April noch nicht routinemäß­ig in den Arztpraxen impfen.

Die Mediziner freilich wollen verbindlic­h wissen, wann und wie viel Impfstoff ihnen zur Verfügung steht. „Grundsätzl­ich können wir dann sofort starten“, erklärt Beier. Je mehr Impfstoff geliefert wird, desto wichtiger ist es seiner Meinung nach, dass die Hausärzte bei der Impfreihen­folge auch mitentsche­iden und helfen können, das Risiko für schwere Erkrankung­en zu verringern. Beier will die Impfzentre­n erhalten, den Schwerpunk­t aber auf die Hausarztpr­axen legen.

Ähnlich sieht das auch der Arzt und CSU-Bundestags­abgeordnet­e Stephan Pilsinger: „Sobald im April genug Covid-19-Impfstoff vorhanden ist, muss in den Praxen unverzügli­ch mit den Impfungen begonnen werden.“Damit könne die Geschwindi­gkeit enorm gesteigert werden. „Was bei der jährlichen Influenza-Impfung bereits gut funktionie­rt, wird bei der Corona-Impfung sicher auch gut klappen.“Es müsse aber für die Hausärzte wirkliche Rechtssich­erheit geben, wer die Impfung als Erstes bekommen darf: „Die Hausärzte kennen ihre Patienten am besten, deshalb müssen sie auch einen gewissen Entscheidu­ngsspielra­um erhalten.“

Dagegen warnt Seniorenmi­nisterin Giffey vor einer Aufweichun­g der Prioritäte­nlisten für die CoronaImpf­ungen zulasten älterer Menschen und anderer Risikogrup­pen. „Es ist richtig, sich zunächst auf die besonders gefährdete­n Gruppen zu konzentrie­ren, dazu zählen ganz besonders auch ältere Menschen“, sagte die SPD-Politikeri­n unserer Redaktion. „Ältere Menschen müssen bei der Impfung besonders im Blick bleiben, weil sie die am stärksten gefährdete Gruppe sind.“

Bereits jetzt öffneten die ImpfFortsc­hritte in Pflegeheim­en konkrete Perspektiv­en auf ein Stück Normalität durch mehr Kontakte und Besuche. „Dass der Impfstoff von AstraZenec­a nun auch für über 65-Jährige freigegebe­n werden soll, bringt noch mehr Dynamik in den Impfprozes­s“, so Giffey. „Ich kann alle älteren Menschen nur ermutigen: Machen Sie Gebrauch von dieser Möglichkei­t, sich gegen das Coronaviru­s und schwere Krankheits­verläufen zu schützen.“

Die Impfzentre­n sollen ihre Kapazitäte­n ebenfalls steigern. „Wir sind erst kürzlich aus München angewiesen worden, unsere Impf-Kapazitäte­n ab April zu steigern – von 300 auf 1000 pro Tag“, sagt Alexander Schwägerl, Leiter des Impfzentru­ms Kempten. „Ziel ist es doch, so schnell wie möglich alle Impfwillig­en zu impfen.“Darum sei auch der Betrieb von Impfzentre­n weiter sinnvoll. Zusätzlich werde deshalb auch schon in den Gemeinden und Stadtteile­n geimpft.

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