Donauwoerther Zeitung

Corona hat auch Einfluss auf die Kriminalit­ät

Die Polizei beobachtet bei den Straftaten im Jahr 2020 im Donau-Ries-Kreis einige Veränderun­gen. Ein ganz anderer Aspekt lässt die Gesamtzahl der Fälle stark sinken

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Die Polizei beobachtet bei den Straftaten im Jahr 2020 im DonauRies-Kreis einige Veränderun­gen. Mehr dazu lesen Sie auf

Landkreis Schaut man auf die absoluten Zahlen, dann ist der DonauRies-Kreis 2020 deutlich sicherer geworden. 3744 Straftaten registrier­te die Polizei. Das waren gleich 1328 weniger als im Jahr zuvor. Hat die Corona-Pandemie hier positiv gewirkt? Wohl nur zum Teil, wie ein genauerer Blick in die Statistik zeigt. Auf manchen Feldern ging die Kriminalit­ät deutlich zurück, auf anderen stieg sie an. Hinzu kommt eine traurige Häufung von tödlichen Verbrechen.

Bereits die Gesamtzahl der Straftaten bedarf einer gesonderte­n Betrachtun­g. Hier fällt auf: 2019 noch verzeichne­te die Polizei im Landkreis fast 1400 Verstöße gegen das Aufenthalt­s- und Asylverfah­rensgesetz. 2020 waren es nur noch 42. Die Erklärung: Bis Dezember 2019 bestand in Donauwörth auf dem Schellenbe­rg das sogenannte Ankerzentr­um, in dem sich Hunderte von Asylbewerb­ern aufhielten, von denen gegen fast alle automatisc­h ein Verfahren eingeleite­t wurde, weil laut Gesetz illegal eingereist waren oder sich ohne Genehmigun­g in Deutschlan­d aufhielten.

Lässt man diesen Bereich außer Acht, dann bewegte sich die Zahl der Straftaten im vorigen Jahr auf etwa dem gleichen Niveau wie 2019 – allerdings mit zum Teil gegensätzl­ichen Entwicklun­gen. Die wiederum hingen offensicht­lich mit den pandemiebe­dingten Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens zusammen. Ein Beispiel: Betrügerei­en im Internet nahmen allerorten zu. Dies lag der Polizei zufolge sicher mit daran, dass viele Geschäfte geschlosse­n hatten und die Kunden sich die Ware per Computer oder Handy bestellten – und an Betrüger gerieten.

Eine andere Masche, die – wie mehrfach berichtet – immer mehr zu beobachten war und ist: Betrügerba­nden rufen bei hiesigen Bewohnern an, geben sich als Polizisten oder Firmenmita­rbeiter (Microsoft) aus und versuchen an Daten zu gelangen. „Jeden Tag kommen bei uns Anzeigen rein“, merkt Thomas Scheuerer, Leiter der Polizeiins­pektion Donauwörth, dazu an.

Auffällig in der Region war auch die Zunahme von Sachbeschä­digungen. Hier gab es ganze Serien von Schmierere­ien und Vandalismu­s, unter anderem in Donauwörth, Bäumenheim, Mertingen, Oberndorf, Monheim, Harburg und Otting. Den Ermittlern gelang es inzwischen, viele dieser Fälle aufzukläre­n, da einige Serientäte­r ausfindig gemacht werden konnten.

Der anderen, erfreulich­en, Seite der Statistik zufolge waren Einbrecher (noch) weniger aktiv als in den Jahren zuvor. 21 Fälle bearbeitet­e die Kripo Dillingen im Donau-RiesKreis. 2016 waren es noch 60 gewesen. In 40 Prozent sei es 2020 beim Versuch geblieben, berichtet Michael Lechner, Chef der Dienststel­le.

Die Gründe für den Rückgang lägen auf der Hand: „Die Leute waren wegen der Pandemie mehr zu Hause, und es galt zeitweise eine nächtliche Ausgangssp­erre.“Da täten sich Einbrecher einfach schwerer. Im Bereich der Polizeiins­pektion Rain habe es keinen einzigen Wohnungsei­nbruch gegeben, stellt stellsie vertretend­er Leiter Hartmut Vogt zufrieden fest.

Auch die Gewalt gegen Beamte sei 2020 rückläufig gewesen. Eine Erklärung dafür: Es fanden nach der Faschingsz­eit wegen Corona keine Feste mehr statt. Also auch weniger Alkoholexz­esse, Randale und Widerstand­shandlunge­n. Die Zahl Diebstähle war ebenfalls niedriger. Durch den Lockdown hätten sich für Langfinger wohl weniger Möglichkei­ten ergeben, mutmaßt Thomas Scheuerer.

Die insgesamt positive Bilanz wird laut Kripo-Chef Lechner durch mehrere Ehedramen im Donau-Ries-Kreis getrübt: In Holzheim brachte ein Mann erst seine Frau und dann sich selbst um. Gleiches geschah in Altisheim. In Sulzdorf erstach eine alkoholisi­erte Frau ihren Gatten. Diese Fälle hätten die Ermittler stark in Anspruch genommen. Gleiches gelte für eine Auseinande­rsetzung in Asbach-Bäumenheim, wo vier Männer einen 33-Jährigen derart schlugen und traten, dass er lebensgefä­hrlich verletzt wurde.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Solche Schmierere­ien wie hier in einer Bahnunterf­ührung bei Otting waren im Jahr 2020 im Raum Donauwörth häufig zu beobachten. Dies ist eine von mehreren Besonder‰ heiten in der Kriminalst­atistik im Donau‰Ries‰Kreis.
Foto: Wolfgang Widemann Solche Schmierere­ien wie hier in einer Bahnunterf­ührung bei Otting waren im Jahr 2020 im Raum Donauwörth häufig zu beobachten. Dies ist eine von mehreren Besonder‰ heiten in der Kriminalst­atistik im Donau‰Ries‰Kreis.

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