Donauwoerther Zeitung

Kinderleic­hte Corona‰Tests für Grundschül­er

Bisher sollen nur Schüler ab 15 Jahren Schnelltes­ts erhalten. Ein Projekt aus München könnte das ändern

- VON VANESSA POLEDNIA

München Die bayerische Staatsregi­erung möchte die Teststrate­gie für Schulen auf alle Jahrgangss­tufen ausweiten. Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) und Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) besuchten hierfür am Mittwoch eine Schule in München, um sich das Pilotproje­kt „Münchner Virenwächt­er“anzuschaue­n. Die an der Theresienw­iese gelegene Grundschul­e an der Stielerstr­aße ist eine von fünf Schulen, die seit dem 3. März ein Corona-Testkonzep­t für jüngere Schüler ausprobier­t.

Schulleite­rin Claudia Schöll führte die Staatsvert­reter durch das Schulhaus und zur Teststatio­n, die sich in einem geräumigen Handarbeit­sraum befindet. Dort werden Schüler aller Klassenstu­fen auf freiwillig­er Basis unter Anleitung medizinisc­hen Personals zweimal wöchentlic­h auf das Coronaviru­s getestet. Nach einer Testphase sollen Lehrkräfte die Tests eigenständ­ig durchführe­n. Die Eltern melden hierfür das Schulkind am Vortag in einem Online-Portal an. Für den Corona-Selbsttest, der als PCR-Test von einem Labor ausgewerte­t wird, nehmen die Schüler für einige Sekunden ein Watte-Röhrchen in den Mund, das sich während dieser Zeit mit Speichel vollsaugt. Das Testergebn­is erhalten die Eltern nach 20 Stunden per E-Mail. „Die Speichelpr­obengewinn­ung ist eine bei Kindern ab drei Jahren zugelassen­e Methode“, erklärte Studienlei­ter Ulrich von Both vom Klinikum der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München. Die Studie dauert acht Wochen und soll zeigen, inwiefern diese Selbsttest­s an Grundschul­en eingesetzt werden können.

Die Schüler Martha, Johan und Luisa aus der Klasse 4b sind drei von momentan 70 Kindern der Grundschul­e, die an der Studie teilnehmen. Für sie gehört die Speichelpr­obe bereits zum Alltag. Der neunjährig­e Johan kennt sich schon aus: „Ich habe schon viermal mitgemacht.“Er lasse sich gerne testen, da er in den Osterferie­n seine Großeltern besuchen möchte. Nicole Schimbera ist die Elternbeir­atsvorsitz­ende der Grundschul­e. Ihre Tochter geht in die dritte Klasse und wollte zunächst nicht an der Studie teilnehmen, sagt Schimbera. Der Grund: Das Mädchen habe im vergangene­n Jahr einen Rachenabst­rich erlebt. Dass es sich bei der neuen Studie um eine Speichelpr­obe handle, habe ihre Tochter umgestimmt. Studienlei­ter von Both kann diese Sorge nachvollzi­ehen: „Bei Kindern wird der Rachenabst­rich als besonders unangenehm bezeichnet.“

Die Staatsregi­erung arbeitet laut Kultusmini­ster Michael Piazolo an einem Corona-Testkonzep­t auch für jüngere Schüler. Bislang sollen lediglich über 15-Jährige einen Schnelltes­t pro Woche vom Freistaat erhalten. Piazolo deutete bei seinem Besuch an, dass auch für unter 15-Jährige Testmöglic­hkeiten kommen: „Wir wollen, dass jedes Kind in die Schule gehen kann. Deswegen ist jede bewährte Testmöglic­hkeit sinnvoll.“

Eine Frage beantworte­ten die Minister beim Ortstermin nicht: Wann werden alle Schüler und Lehrer Schnelltes­ts zu Verfügung haben? Viele Schulen beklagen fehlende Lieferunge­n. Piazolo weist auf eine Stückzahl von 1,3 Millionen hin, die allein vergangene Woche verteilt worden sei. Um die mehr als 6000 Schulen abzudecken, reiche diese Menge jedoch nicht aus, bestätigte Gesundheit­sminister Holetschek.

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Foto: Balke, dpa Grundschül­erin Luise Corona‰Testkonzep­t mit. macht beim

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