Zehn Jahre Protest vor dem Münster
Seit Fukushima gibt es eine Mahnwache
Donauwörth Vor genau zehn Jahren sorgte das Atomreaktorunglück in Fukushima für Entsetzen. Und genau seit zehn Jahren demonstrieren Umweltschützer um Albert Riedelsheimer für die Energiewende – mit einer Mahnwache in Donauwörth.
Sie stehen seit zehn Jahren regelmäßig mit Mitstreitern neben der Stadtpfarrkirche in Donauwörth und halten dort die Fukushima-Mahnwachen ab. War es eine spontane Reaktion nach dem Reaktorunglück?
Riedelsheimer: Die Idee kam mir in der Tat sehr spontan. Über das Wochenende, an dem dieses Unglück seinen Lauf nahm und das wir ja alle live mitverfolgen konnten, habe ich mir intensiv zu diesem Thema Gedanken gemacht. Wir mussten und müssen ein Zeichen setzen.
Warum ist es beim Montag als Tag für die Mahnwache geblieben?
Riedelsheimer: Der Montag hat seit den Demonstrationen der Bürgerrechtsbewegung in der DDR eine gewisse Tradition als Tag des Protests. Wir waren uns auch im Ortsverband der Grünen sehr schnell einig, dass wir diesen Tag wählen.
Vor Fukushima war es um die AntiAtom-Bewegung eher still geworden, nachdem diese ihren größten Zulauf in den 1980er- und 1990er-Jahren hatte. War Fukushima auch in der Region der Auslöser für eine Wende?
Riedelsheimer: Ab Fukushima hat auf jeden Fall jeder kapiert, was los ist. Klar, es gab auch unter RotGrün Ende der 1990er-Jahre wichtige Ereignisse wie den Beschluss zum Atomausstieg, dann kam jedoch unter Merkel das Verlängerungsgesetz. Da habe ich mich schon gefragt: Okay, wo ist da der Sinn, wenn wir in Jahrzehnten erst aussteigen. Es muss doch etwas passieren, vor dem nächsten Unglück. Dann kam Fukushima – und damit wiederum ein schärferer Atomausstieg. Hier merkten wir bei den ersten Mahnwachen nach dem Reaktorunglück ein erhebliches Interesse – am Anfang waren in Donauwörth stets um die 50 bis 60 Personen bei den Mahnwachen am Montagabend.
Gab es mal eine Mahnwachen-Pause in den zehn Jahren? Und: Wie lange soll es die Mahnwachen noch geben?
Riedelsheimer: Wir nennen die Aktion bewusst „Mahnwache für die Energiewende“– und wir werden deshalb weitermachen, weil dieses Thema an sich eben so wichtig ist. Eine Pause gab es nur einmal während des ersten Corona-Lockdowns.
(Interview: Thomas Hilgendorf)