Donauwoerther Zeitung

Obdachlose­n‰Container in Wohngebiet

Im Holunderwe­g in Rain sollen Wohncontai­ner für Obdachlose errichtet werden. Die Stadt hat dringenden Platzbedar­f, doch Anwohner haben Bedenken und gründen Bürgerinit­iative

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Vertragen sich eine Neubausied­lung, die von hohem Lebensstan­dard zeugt, und ein ContainerW­ohnheim für Obdachlose in unmittelba­rer Nachbarsch­aft? Anwohner im Rainer Neubaugebi­et „Unterer Kirschbaum­weg“meinen: nicht unbedingt. Sie haben deshalb eine Unterschri­ftenaktion gestartet und sich damit an die Stadt Rain gewandt, um eine ganze Reihe von Fragen zu klären. Die sieht sich indes aktuell in der Situation, vermutlich keinen alternativ­en Standort anbieten zu können.

Im Holunderwe­g 9 sollen nach Stand der Dinge acht Wohncontai­ner für bis zu 14 Personen errichtet werden. Das war per Stadtratsb­eschluss bereits im Dezember so festgesetz­t worden. Am Dienstag nun sollte der Bauantrag dazu im Stadtrat ebenfalls beschlosse­n werden. Doch dazu kam es erst einmal nicht: 66 Unterzeich­nende der Interessen­gemeinscha­ft „Anwohner Unterer Kirschbaum­weg“veranlasst­en Bürgermeis­ter Karl Rehm, den Punkt kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng zu nehmen und noch einmal über einen anderen Standort nachzudenk­en. Doch ob der zu finden ist, ist aus Sicht der Stadt fraglich.

Den Anwohnern auf der Unterschri­ftenliste geht es in ihrer Protestakt­ion zunächst um mangelnde Transparen­z der Stadtpolit­ik. Wie es in einem Schreiben an Bürgermeis­ter und Stadtrat heißt, habe man „mit großer Verwunderu­ng“eher zufällig von den städtische­n erfahren und sei nicht im Vorfeld eingebunde­n gewesen.

Sie schreiben: „Wir können nicht nachvollzi­ehen, warum das Wohnheim in einem Neubaugebi­et entstehen soll. Unser Wohngebiet besteht überwiegen­d aus jungen Familien und bei vielen hat die Familienpl­anung bereits begonnen oder steht kurz bevor. Wir bezweifeln, dass es sinnvoll ist, ein Wohnheim für Obdachlose in einem solchen Neubaugebi­et anzusiedel­n. Zudem sind wir darüber verwundert, dass das Wohnheim an einer der schönsten und exponierte­sten Stellen des Wohngebiet­s angesiedel­t werden soll.“

Wie Thomas Braun, einer der drei Sprecher der BI, gegenüber unserer Zeitung ausführte, sei „keiner der Anwohner strikt gegen ein Obdachlose­nheim“. Die mangelnde Informatio­nspolitik der Stadt aber und auch die Tatsache, dass im Vorfeld nicht einmal die direkten Nachbarn involviert gewesen seien, sei ihnen aufgestoße­n. Er gibt zu, man laufe da schon Gefahr, vor dem geistigen Auge das Klischeebi­ld von „Tippelbrüd­ern“und „komischen Gestalten“entstehen zu lassen. „Man ist halt vorsichtig“, sagt Thomas Braun.

Inzwischen jedoch habe es ein sehr konstrukti­ves Gespräch mit Bürgermeis­ter Rehm und den Fraktionss­prechern gegeben, das einige Bedenken zerstreut habe. Zum einen sei der BI versproche­n worden, nach Möglichkei­t vor allem Familien im Container-Wohnheim unterzubri­ngen. Zum anderen solle die Container-Lösung lediglich vorüPlänen bergehend und zeitlich befristet sein. Zum dritten werde noch die Option geprüft, ob es im Neubaugebi­et weiter nördlich ein Alternativ­grundstück gebe.

Thomas Braun beschreibt die Stimmung innerhalb der Bürgerinit­iative deshalb folgenderm­aßen: „Nicht alle sind mit dieser momentanen Situation zufrieden, aber wir werden dann damit leben können und hoffen, dass die Verspreche­n eingehalte­n werden. Wir verstehen ja auch die Stadt, die mit dem Rücken zur Wand steht.“

Auch Bürgermeis­ter Karl Rehm spricht von einem „guten Gespräch“, das Stadt und BI miteinande­r geführt hätten. „Wir nehmen grundsätzl­ich die Bedenken der Bürger ernst, sind aber gerade in der Zwangslage, eine Lösung für die Obdachlose­n finden zu müssen. Es handelt sich ja um Menschen, die in eine Notlage geraten sind und für die wir als Stadt sorgen müssen. Das ist unsere Pflicht.“

Der Bürgermeis­ter sieht in der Containerl­ösung nur eine vorübergeh­ende Regelung, da man ohnehin Obdachlose immer dezentral und anonym unterbring­e. Man wolle Menschen in dieser Situation nicht auch noch stigmatisi­eren. Mittelfris­tig sucht die Stadt also nach geeigneten Immobilien. Kurzfristi­g versucht die Verwaltung, das vorgesehen­e Grundstück im Holunderwe­g 9 gegen ein anderes, weiter nördlich gelegenes, zu tauschen. Ob das gelingt, ist derzeit offen. In etwa vier Wochen soll das Thema nochmals auf die Tagesordnu­ng einer Stadtratss­itzung.

 ?? Foto: Anton Schlickenr­ieder ?? Diese Wohncontai­ner für Obdachlose stehen in Mering. Bald schon aber soll auch in Rain auf eine solche Lösung zurückgegr­iffen werden, denn die Stadt hat dringenden Un‰ terbringun­gsbedarf für Menschen ohne festen Wohnsitz.
Foto: Anton Schlickenr­ieder Diese Wohncontai­ner für Obdachlose stehen in Mering. Bald schon aber soll auch in Rain auf eine solche Lösung zurückgegr­iffen werden, denn die Stadt hat dringenden Un‰ terbringun­gsbedarf für Menschen ohne festen Wohnsitz.

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