BauplatzLotterie
In Kaisheim werden Parzellen verlost. Wie diese Aktion zustande kommt
Kaisheim Die Vergabe von Baugrundstücken ist vielerorts ein intensiv diskutiertes Thema. Die Nachfrage übersteigt bisweilen das Angebot. Mancherorts wird argwöhnisch beobachtet, dass sich Auswärtige ansiedeln und junge Einheimische gezwungen sind, sich woandershin zu orientieren. Deshalb gehen Kommunen dazu über, die Parzellen nach einem Punktesystem zu vergeben. In Kaisheim war in dieser Woche eine ganz neue Form der Bauplatzvergabe zu beobachten. Dort fand eine Verlosung von Grundstücken an Interessierte statt.
Das Thema Bauland ist in Kaisheim schwierig. Neue Flächen lassen sich dort nur schwerlich ausweisen. Ein wesentlicher Grund dafür: Weite Teile der Fluren gehören dem Staat, der einst nicht nur das Kloster, sondern auch dessen weitläufigen Besitz übernahm. Dazu gehörten ganze Ländereien. Heute betreibt der Freistaat in Kaisheim eine Justizvollzugsanstalt und ein landwirtschaftliches Versuchsgut – und gibt nur ungern etwas von den Flächen her. Diese Erfahrung machte die Kommune in den vergangenen Jahrzehnten.
Unter diesen Vorzeichen, aber auch aus ökologischen Gründen schrieb sich die Marktgemeinde laut Bürgermeister Martin Scharr auf die Fahnen, erst den sogenannten Innenbereich zu „verdichten“, also freie Flächen im bereits besiedelten Gebiet zu bebauen. Die befinden sich freilich in privater Hand. „Es war nicht immer einfach, die Baulücken zu sehen und nicht vermarkten zu dürfen“, merkte Scharr in der Sitzung an.
Dann gelang der Kommune aber ein Erfolg: Sie einigte sich mit einer Erbengemeinschaft darauf, dass dieinsgesamt sieben Bauplätze, die sich über den Bereich der Abt-Rogerius-Straße und des Mozartrings verteilen, an Bauwillige veräußert. Mit den Eigentümern kam man überein, zuvorderst Kaisheimer zu berücksichtigen.
Die Vergabe sollte möglichst transparent ablaufen, sagte der Bürgermeister. Eine eigene Veranstaltung sei wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Also wurde die Sache in den Gemeinderat verlagert. Für die Verlosung konnten die angehenden Bauherren eine Prioritätenliste einreichen, welche Parzelle für sie am ehesten infrage kommt und welche vielleicht an zweiter oder dritter Stelle.
Als „Glücksfee“engagierte der Bürgermeister die ehemalige Gemeinderätin Gabriele Laxgang, die wegen einer Ehrung anwesend war. Laxgang zog drei Zettel – und schon war die Aktion vorbei. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen hatte ein Interessent geäußert, er wolle ein bestimmtes Areal – und sonst keines. Das Wunsch-Grundstück war aber gleich weg. Ein Grundstück an der Abt-Rogerius-Straße fiel automatisch einem Interessenten zu, weil er der einzige dafür war. Die drei Parzellen am Mozartring wollte hingegen kein einziger der einheimischen Bewerber in der ersten Runde. Wer eine halbe Million Euro oder mehr in ein neues Eigenheim investiert, ist mitunter wählerisch, wenn es um den Standort geht.
So konnten sich am Ende der Bauplatz-Lotterie vier der Personen beziehungsweise Paare, die in der alten Turnhalle als Zuhörer anwesend waren, freuen.
Nächster Schritt sei nun, die Termine beim Notar auf einen Tag zu konzentrieren, so Scharr, denn die bisherigen Eigentümer müssten von weither anreisen. Gleichzeitig werde man die zweite Runde angehen, um die drei übrigen Bauplätze zu verse kaufen. Bewerber seien genügend vorhanden.
Bis die Kommune selbst in Kaisheim wieder Bauland anbieten kann, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Für das beabsichtigte neue Wohngebiet am Hohen Garten sind nach Auskunft von Martin Scharr die Pläne noch nicht fertig. Im künftigen Baugebiet am Ziegelanger, wo der Freistaat nach langen Verhandlungen eine Fläche abtreten will, steht zunächst einmal das Ergebnis eines Wertgutachtens aus.
In den Ortsteilen gibt es ebenfalls Bemühungen für neues Bauland. In Bergstetten will ein privater Investor ein Wohnquartier verwirklichen. In Leitheim und Hafenreut sind Scharr zufolge die Pläne fertig. Ob die Gebiete dort demnächst erschlossen werden, werde sich in den Haushaltsberatungen für 2021 zeigen. In Altisheim seien alle fünf Parzellen, die neu ausgewiesen wurden, inzwischen verkauft.