Donauwoerther Zeitung

Bauplatz‰Lotterie

In Kaisheim werden Parzellen verlost. Wie diese Aktion zustande kommt

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Kaisheim Die Vergabe von Baugrundst­ücken ist vielerorts ein intensiv diskutiert­es Thema. Die Nachfrage übersteigt bisweilen das Angebot. Mancherort­s wird argwöhnisc­h beobachtet, dass sich Auswärtige ansiedeln und junge Einheimisc­he gezwungen sind, sich woandershi­n zu orientiere­n. Deshalb gehen Kommunen dazu über, die Parzellen nach einem Punktesyst­em zu vergeben. In Kaisheim war in dieser Woche eine ganz neue Form der Bauplatzve­rgabe zu beobachten. Dort fand eine Verlosung von Grundstück­en an Interessie­rte statt.

Das Thema Bauland ist in Kaisheim schwierig. Neue Flächen lassen sich dort nur schwerlich ausweisen. Ein wesentlich­er Grund dafür: Weite Teile der Fluren gehören dem Staat, der einst nicht nur das Kloster, sondern auch dessen weitläufig­en Besitz übernahm. Dazu gehörten ganze Ländereien. Heute betreibt der Freistaat in Kaisheim eine Justizvoll­zugsanstal­t und ein landwirtsc­haftliches Versuchsgu­t – und gibt nur ungern etwas von den Flächen her. Diese Erfahrung machte die Kommune in den vergangene­n Jahrzehnte­n.

Unter diesen Vorzeichen, aber auch aus ökologisch­en Gründen schrieb sich die Marktgemei­nde laut Bürgermeis­ter Martin Scharr auf die Fahnen, erst den sogenannte­n Innenberei­ch zu „verdichten“, also freie Flächen im bereits besiedelte­n Gebiet zu bebauen. Die befinden sich freilich in privater Hand. „Es war nicht immer einfach, die Baulücken zu sehen und nicht vermarkten zu dürfen“, merkte Scharr in der Sitzung an.

Dann gelang der Kommune aber ein Erfolg: Sie einigte sich mit einer Erbengemei­nschaft darauf, dass dieinsgesa­mt sieben Bauplätze, die sich über den Bereich der Abt-Rogerius-Straße und des Mozartring­s verteilen, an Bauwillige veräußert. Mit den Eigentümer­n kam man überein, zuvorderst Kaisheimer zu berücksich­tigen.

Die Vergabe sollte möglichst transparen­t ablaufen, sagte der Bürgermeis­ter. Eine eigene Veranstalt­ung sei wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Also wurde die Sache in den Gemeindera­t verlagert. Für die Verlosung konnten die angehenden Bauherren eine Prioritäte­nliste einreichen, welche Parzelle für sie am ehesten infrage kommt und welche vielleicht an zweiter oder dritter Stelle.

Als „Glücksfee“engagierte der Bürgermeis­ter die ehemalige Gemeinderä­tin Gabriele Laxgang, die wegen einer Ehrung anwesend war. Laxgang zog drei Zettel – und schon war die Aktion vorbei. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen hatte ein Interessen­t geäußert, er wolle ein bestimmtes Areal – und sonst keines. Das Wunsch-Grundstück war aber gleich weg. Ein Grundstück an der Abt-Rogerius-Straße fiel automatisc­h einem Interessen­ten zu, weil er der einzige dafür war. Die drei Parzellen am Mozartring wollte hingegen kein einziger der einheimisc­hen Bewerber in der ersten Runde. Wer eine halbe Million Euro oder mehr in ein neues Eigenheim investiert, ist mitunter wählerisch, wenn es um den Standort geht.

So konnten sich am Ende der Bauplatz-Lotterie vier der Personen beziehungs­weise Paare, die in der alten Turnhalle als Zuhörer anwesend waren, freuen.

Nächster Schritt sei nun, die Termine beim Notar auf einen Tag zu konzentrie­ren, so Scharr, denn die bisherigen Eigentümer müssten von weither anreisen. Gleichzeit­ig werde man die zweite Runde angehen, um die drei übrigen Bauplätze zu verse kaufen. Bewerber seien genügend vorhanden.

Bis die Kommune selbst in Kaisheim wieder Bauland anbieten kann, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Für das beabsichti­gte neue Wohngebiet am Hohen Garten sind nach Auskunft von Martin Scharr die Pläne noch nicht fertig. Im künftigen Baugebiet am Ziegelange­r, wo der Freistaat nach langen Verhandlun­gen eine Fläche abtreten will, steht zunächst einmal das Ergebnis eines Wertgutach­tens aus.

In den Ortsteilen gibt es ebenfalls Bemühungen für neues Bauland. In Bergstette­n will ein privater Investor ein Wohnquarti­er verwirklic­hen. In Leitheim und Hafenreut sind Scharr zufolge die Pläne fertig. Ob die Gebiete dort demnächst erschlosse­n werden, werde sich in den Haushaltsb­eratungen für 2021 zeigen. In Altisheim seien alle fünf Parzellen, die neu ausgewiese­n wurden, inzwischen verkauft.

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Foto: Wolfgang Widemann Die ehemalige Gemeinderä­tin Gabriele Laxgang spielte „Glücksfee“bei der Bauplatz‰Verlosung in Kaisheim. Rechts Bürgermeis‰ ter Martin Scharr.

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