Aufbruch in der evangelischen Kirche
Das Donauwörther Pfarramt verlässt seinen alten Standort, ebenso zieht die Diakonie um. Wo es hingeht und was dahintersteckt
Donauwörth Die evangelische Kirchengemeinde Donauwörth packt in den kommenden Monaten und Jahren einige Großbaustellen an. Nach etlichen Jahrzehnten in der HeiligKreuz-Straße wird das Pfarramt mitsamt Dekanat und dem Büro des Diakons umziehen. Und auch die Sozialstation der Diakonie wird ein neues Zuhause für den ambulanten Pflegedienst beziehen. Auch am Kirchengebäude selbst in der Pflegstraße ist einiges zu machen. Dass es jetzt zu den großen Umzugs- und Bauaktionen kommt, hat auch handfeste finanzielle Gründe. Zudem will die Kirchengemeinde gerüstet sein für die Zukunft – in diese blickt sie jedoch alles andere als pessimistisch, trotz vermeintlich eindeutiger Trends hierzulande.
Johannes Heidecker hat keinen langen Arbeitsweg – einmal über die Straße vom Pfarrhaus ins Dekanat, schon sitzt er am Schreibtisch. Künftig werden es jedoch auch nur einige Gehminuten sein, die er zu bewältigen hat. Das Pfarramt sowie weitere Büros der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde werden neue Räume beziehen, und zwar direkt gegenüber der Christuskirche, im hinteren Bereich am Parkplatz. Dort stehen im Erdgeschoss eines modernen Mehrparteienhauses knapp 160 Quadratmeter an Räumen zur Verfügung, „fast barrierefrei“, wie Heidecker betont. Hauptgrund für den Umzug in Richtung Hauptwirkungsstätte, also Kirche, war ein Kostenvoranschlag, der dem Dekan und auch dem Kirchenvorstand den Atem stocken ließ. Die kircheneigenen Räume des vermutlich spätbarocken Baus in der Heilig-KreuzStraße müssen dringend saniert werden, und nicht nur diese, sondern auch gleich der Dachstuhl. Zudem hätte das Gebäude für den Brandschutz fit gemacht werden müssen. Kostenpunkt alles in allem: über eine halbe Million Euro. Lange habe man beraten in den kirchlichen Gremien, was zu tun sei. Sanieren? Umziehen und mieten? Umziehen und kaufen? Letztlich habe es sich als Glücksfall erwiesen, dass just an den Fenstern des Gebäudes am Parkplatz der Christuskirche ein Schild hing, berichtet Sabine Christoph, Mitarbeiterin im Pfarramtsbüro. Die Donauwörther Gemeinde steht im Gegensatz zu vielen Gemeinden im Land seit Jahren mit stabilen Zahlen da, sagt Heidecker: 4500 evangelisch-lutherische Christen zählen zu ihr, Tendenz „leicht steigend“.
Deswegen stimmte die Landeskirchenleitung in München auch zu, die neuen Räume zu kaufen – und dafür die alten zu veräußern. Während der Kauf bereits unter Dach und Fach ist, muss sich für das alte Gemäuer noch ein Käufer finden. Dekan Heidecker zeigt sich hierbei jedoch zuversichtlich. Nach Gesprächen mit Immobilienexperten sei er guter Dinge, dass sich Interessenten finden. Immerhin sei das Gebäude innenstadtnah, aber trotzdem ruhig gelegen. Renate Plettke, Vertrauensfrau des Kirchenvorstands, und Gerald Hofmann, ebenfalls im Kirchenvorstand, sind trotz allem etwas wehmütig, schließlich gingen in der Heilig-Kreuz-Straße Generationen von jungen evangelischen Christen zu den Kinderbibelwochen oder anderen Gruppen und Kreisen, bevor das neue Gemeindehaus direkt an der Christuskirche entstand. Trotzdem seien sich alle einig: Die Veränderung musste sein.
„Als wir die erste Kostenschätzung für die Sanierung des Altbaus gesehen haben, dachten wir: Was kommt da noch auf uns zu?“, sagt Hofmann. Der Kauf werde sich mit dem Verkauf rechnen, zeigt sich Heidecker überzeugt, ohne finanzielle Details zu nennen.
Derweil wird auch die Diakonie mit ihren gut 70 Pflegekräften umziehen – sie wird dann an der Dillinger Straße in den vormaligen Verkaufsräumen des Bäckers Hierl gegenüber der Donaumeile zu finden sein. Der Umzug der evangelischen Sozialeinrichtung soll im Mai/ Juni erfolgen, jener des Pfarramts im Sommer.
Und dann muss bald auch noch der ganz dicke Brocken folgen: die Generalsanierung der Christuskirche. Am Turm bröckelt der Putz, doch nicht nur dort muss kräftig gewerkelt werden: Heizung, Innenraum, Barrierefreiheit, um nur einige Punkte zu nennen. Es werde zweifelsohne ein Kraftakt – den man aber auch als Aufbruch deuten könnte. Laut Heidecker soll es „lieber heute als morgen“losgehen.