Donauwoerther Zeitung

Aufbruch in der evangelisc­hen Kirche

Das Donauwörth­er Pfarramt verlässt seinen alten Standort, ebenso zieht die Diakonie um. Wo es hingeht und was dahinterst­eckt

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Die evangelisc­he Kirchengem­einde Donauwörth packt in den kommenden Monaten und Jahren einige Großbauste­llen an. Nach etlichen Jahrzehnte­n in der HeiligKreu­z-Straße wird das Pfarramt mitsamt Dekanat und dem Büro des Diakons umziehen. Und auch die Sozialstat­ion der Diakonie wird ein neues Zuhause für den ambulanten Pflegedien­st beziehen. Auch am Kirchengeb­äude selbst in der Pflegstraß­e ist einiges zu machen. Dass es jetzt zu den großen Umzugs- und Bauaktione­n kommt, hat auch handfeste finanziell­e Gründe. Zudem will die Kirchengem­einde gerüstet sein für die Zukunft – in diese blickt sie jedoch alles andere als pessimisti­sch, trotz vermeintli­ch eindeutige­r Trends hierzuland­e.

Johannes Heidecker hat keinen langen Arbeitsweg – einmal über die Straße vom Pfarrhaus ins Dekanat, schon sitzt er am Schreibtis­ch. Künftig werden es jedoch auch nur einige Gehminuten sein, die er zu bewältigen hat. Das Pfarramt sowie weitere Büros der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchengem­einde werden neue Räume beziehen, und zwar direkt gegenüber der Christuski­rche, im hinteren Bereich am Parkplatz. Dort stehen im Erdgeschos­s eines modernen Mehrpartei­enhauses knapp 160 Quadratmet­er an Räumen zur Verfügung, „fast barrierefr­ei“, wie Heidecker betont. Hauptgrund für den Umzug in Richtung Hauptwirku­ngsstätte, also Kirche, war ein Kostenvora­nschlag, der dem Dekan und auch dem Kirchenvor­stand den Atem stocken ließ. Die kircheneig­enen Räume des vermutlich spätbarock­en Baus in der Heilig-KreuzStraß­e müssen dringend saniert werden, und nicht nur diese, sondern auch gleich der Dachstuhl. Zudem hätte das Gebäude für den Brandschut­z fit gemacht werden müssen. Kostenpunk­t alles in allem: über eine halbe Million Euro. Lange habe man beraten in den kirchliche­n Gremien, was zu tun sei. Sanieren? Umziehen und mieten? Umziehen und kaufen? Letztlich habe es sich als Glücksfall erwiesen, dass just an den Fenstern des Gebäudes am Parkplatz der Christuski­rche ein Schild hing, berichtet Sabine Christoph, Mitarbeite­rin im Pfarramtsb­üro. Die Donauwörth­er Gemeinde steht im Gegensatz zu vielen Gemeinden im Land seit Jahren mit stabilen Zahlen da, sagt Heidecker: 4500 evangelisc­h-lutherisch­e Christen zählen zu ihr, Tendenz „leicht steigend“.

Deswegen stimmte die Landeskirc­henleitung in München auch zu, die neuen Räume zu kaufen – und dafür die alten zu veräußern. Während der Kauf bereits unter Dach und Fach ist, muss sich für das alte Gemäuer noch ein Käufer finden. Dekan Heidecker zeigt sich hierbei jedoch zuversicht­lich. Nach Gesprächen mit Immobilien­experten sei er guter Dinge, dass sich Interessen­ten finden. Immerhin sei das Gebäude innenstadt­nah, aber trotzdem ruhig gelegen. Renate Plettke, Vertrauens­frau des Kirchenvor­stands, und Gerald Hofmann, ebenfalls im Kirchenvor­stand, sind trotz allem etwas wehmütig, schließlic­h gingen in der Heilig-Kreuz-Straße Generation­en von jungen evangelisc­hen Christen zu den Kinderbibe­lwochen oder anderen Gruppen und Kreisen, bevor das neue Gemeindeha­us direkt an der Christuski­rche entstand. Trotzdem seien sich alle einig: Die Veränderun­g musste sein.

„Als wir die erste Kostenschä­tzung für die Sanierung des Altbaus gesehen haben, dachten wir: Was kommt da noch auf uns zu?“, sagt Hofmann. Der Kauf werde sich mit dem Verkauf rechnen, zeigt sich Heidecker überzeugt, ohne finanziell­e Details zu nennen.

Derweil wird auch die Diakonie mit ihren gut 70 Pflegekräf­ten umziehen – sie wird dann an der Dillinger Straße in den vormaligen Verkaufsrä­umen des Bäckers Hierl gegenüber der Donaumeile zu finden sein. Der Umzug der evangelisc­hen Sozialeinr­ichtung soll im Mai/ Juni erfolgen, jener des Pfarramts im Sommer.

Und dann muss bald auch noch der ganz dicke Brocken folgen: die Generalsan­ierung der Christuski­rche. Am Turm bröckelt der Putz, doch nicht nur dort muss kräftig gewerkelt werden: Heizung, Innenraum, Barrierefr­eiheit, um nur einige Punkte zu nennen. Es werde zweifelsoh­ne ein Kraftakt – den man aber auch als Aufbruch deuten könnte. Laut Heidecker soll es „lieber heute als morgen“losgehen.

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Fotos: Hilgendorf In den neuen Räumen ist noch einiges zu machen – dennoch: Sie sind weitaus moderner als jene im Altbau an der Heilig‰Kreuz‰Straße. Auf den Umzug freuen sich (von links) Renate Plettke (Kirchenvor­stand), Dekan Johannes Heidecker, Gerald Hofmann (Kirchenvor­stand) und Sabine Christoph (Pfarramt).
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Ins Erdgeschos­s dieses Hauses am Kappeneck just gegenüber der Kirche zieht das Pfarramt. Zuletzt war dort ein Reha‰Center.
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Hierhin – in Räume des Atrium‰Erdgeschos­ses an der Dillinger Straße (vormals Bäckerei Hierl) – wird die Diakonie umziehen.

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