Donauwoerther Zeitung

Morgen wird im Landkreis die „Notbremse“gezogen

Der Kreis Donau-Ries lag drei Tage in Folge über einer Corona-Inzidenz von 100. Welche Maßnahmen das jetzt nach sich zieht – und welche Neuerung es in den Schulen gibt

- VON THOMAS HILGENDORF UND CHRISTOF PAULUS

Der Kreis Donau-Ries lag drei Tage in Folge über einer Inzidenz von 100. Welche Maßnahmen das jetzt nach sich zieht, steht auf

Landkreis Es ist diesmal nicht nur die Zahl, auf die viele Menschen im Kreis Donau-Ries gespannt blicken – es ist auch der Name. Kryptisch ausgedrück­t: B1.1.7, besser bekannt als britische Variante des neuartigen Coronaviru­s. Sie hat sich im Landkreis Donau-Ries ausgebreit­et und wohl das ihre dazu beigetrage­n, dass nun die Notbremse gezogen wird. Drei Tage in Folge überschrit­t die Inzidenz die für einen Lockdown ausschlagg­ebende Marke von 100. Was heißt das jetzt für die Region?

Der Sprecher des Landratsam­tes Donau-Ries, Simon Kapfer, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass ab Mittwoch sämtliche Regelungen, die der Freistaat Bayern für Gebiete, welche die Hunderterm­arke überschrit­ten haben, im Landkreis einszu-eins umgesetzt werden. Ausnahmen von den bayerische­n Vorgaben werde es nicht geben.

Das heißt, dass ab Mittwoch im Landkreis lediglich Treffen von Angehörige­n eines Hausstands mit einer Person eines anderen Haushalts erlaubt sind. Dabei gibt es aber, etwa in Bezug auf die Kinderbetr­euung, Ausnahmen – wenn etwa die Großeltern zur Beaufsicht­igung anwesend sind.

Ferner ist gemäß jener Notbremse eine nächtliche Ausgangssp­erre zwischen 22 und 5 Uhr vorgesehen. Zudem treten nun wieder Beschränku­ngen für den Einzelhand­el in Kraft. Sogenannte Geschäfte des täglichen Bedarfs, deren Bandbreite neben Lebensmitt­elmärkten zuletzt erweitert wurde – jetzt zählen auch Friseure, Gartenmärk­te oder Buchhandel dazu – werden weiterhin normal geöffnet haben. Alle anderen, etwa Bekleidung­släden, können „Click & Collect“anbieten, nach der die Kunden die Ware telefonisc­h oder via E-Mail bestellen und im Laden abholen können.

Eine Sieben-Tage-Inzidenz jenseits der 100 hieße eigentlich auch Distanzunt­erricht an Schulen – weil jedoch am vergangene­n Freitag vorerst eine Entscheidu­ng für die gesamte Folgewoche gefällt wurde, läuft hier und in Kitas der Betrieb, als sei der Inzidenzwe­rt unter 100: Gruppenbet­reuung oder Wechselunt­erricht, beziehungs­weise Präsenz bei Mindestabs­tand. Dabei lag eben am Freitag der Wert im Landkreis nach Tagen des rasanten Anstiegs nur aus bisher nicht gänzlich geklärten Gründen plötzlich bei überrasche­nd niedrigen 89.

Damals hatte das Robert-KochInstit­ut, dessen Zahlen für die Maßgaben maßgeblich sind, keine neuen Infektione­n gemeldet – wie auch am Montag. So erklärt sich auch der vorgeblich erneut gesunkene Wert von 112,1 Infektione­n pro 100.000 Einwohnern in den vergangene­n sieben Tagen. Folgte man den jeweiligen Tageszahle­n des Landratsam­tes, läge diese Inzidenz am Montag tatsächlic­h bei 167. Dass sich das Landratsam­t trotz offenbar zu niedriger Zahlen gegen geschlosse­ne Schulen entschiede­n hat, begründet die Behörde in einer Pressemitt­eilung unter anderem damit, dass es „bei einer eigenständ­igen Entscheidu­ng gegen die gesetzlich­en Vorgaben gegebenenf­alls für Schäden hätte haften müssen, beispielsw­eise für einen Verdiensta­usfall von Eltern“.

Allerdings gibt es nun ab sofort und bis zum Beginn der Osterferie­n eine wesentlich­e Neuerung, wie Sprecher Kapfer erläutert: Eltern, die im Präsenzunt­erricht um die Gesundheit ihrer Kinder besorgt sind, könnten formlos eine Beurlaubun­g bei der Schule beantragen. Jedoch seien die hiesigen Schulen, wie der Sprecher weiter erläutert, hinsichtli­ch Corona – bis auf Einzelfäll­e, welche vor allem Quarantäne-Maßnahmen betreffen – bislang „komplett unauffälli­g“. Zudem stünden ab Dienstag flächendec­kend Schnelltes­ts für Lehrer und Erzieher zur Verfügung.

Das Vorgehen hin zur Notbremse im Landkreis sei, so Kapfer, von Landrat Stefan Rößle sowohl mit dem Ministeriu­m als auch mit dem Regierungs­präsidente­n abgestimmt worden. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte zuletzt jegliche Abweichung­en von der Notbremsen-Regelung vehement abgelehnt.

Indessen breitet sich die britische Variante des Coronaviru­s im Landkreis Donau-Ries aus: Die Zahl der positiv Getesteten stieg nach Angaben des Landratsam­tes in der vergangene­n Woche von 58 auf jetzt 151. Das Ausbruchsg­eschehen sei „diffus“, teilt das Landratsam­t mit. Einzelne Ausbruchsh­erde, wie aktuell bei Airbus Helicopter­s, wo am Montag das Ergebnis der Reihentest­ung bekannt wurde, machten nach Einschätzu­ng des Gesundheit­samtes nur einen Bruchteil der Infizierte­n aus.

 ?? Archivfoto: Helmut Bissinger ?? Schlange stehen an den Bau‰ und Gartenmärk­ten – das wird weiterhin möglich sein, während andere Geschäfte, die nicht als Läden des täglichen Bedarfs zählen, auf Click & Collect ausweichen müssen.
Archivfoto: Helmut Bissinger Schlange stehen an den Bau‰ und Gartenmärk­ten – das wird weiterhin möglich sein, während andere Geschäfte, die nicht als Läden des täglichen Bedarfs zählen, auf Click & Collect ausweichen müssen.

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