Donauwoerther Zeitung

Verstörend­e Bilder von der Grenze

Joe Biden hat im Wahlkampf eine humanere Flüchtling­spolitik versproche­n. Doch in den Auffanglag­ern im Süden bahnt sich eine humanitäre Krise an. Nun sollen dramatisch­e Appelle und Soldaten im Nachbarlan­d Mexiko helfen

- VON KARL DOEMENS

Washington Wochenlang hat die neue US-Regierung versucht, die Zustände an der Südgrenze des Landes vor der Öffentlich­keit möglichst zu verbergen. Bis heute wird Journalist­en der Zutritt zu den Auffanglag­ern für jugendlich­e Migranten verweigert. Umso stärker ist nun die Wirkung der Fotos, die der demokratis­che Abgeordnet­e Henry Cuellar am Montag veröffentl­ichte: Sie zeigen dutzende Kinder und Jugendlich­e in einem mit Plastikpla­nen unterteilt­en Zelt, die auf engstem Raum dicht gedrängt unter silbernen Rettungsde­cken hocken oder liegen.

„Das System ist überlastet“, kommentier­t der Parlamenta­rier aus Texas seine Aufnahmen: „Da gibt es kein Wenn und Aber.“Während das linksliber­ale Amerika geschockt ist, kommt den Republikan­ern die

Tatsächlic­h versucht die Administra­tion nun auf verschiede­nen Ebenen, die Lage an der Grenze, die Regierungs­sprecherin Jen Psaki beharrlich nicht als „Krise“bezeichnen will, zu entschärfe­n. So hat Washington die Katastroph­enschutzbe­hörde Fema angewiesen, den Bau von Notunterkü­nften voranzutre­iben und Hotels an der Grenze angemietet. Um die Kinder und Jugendlich­en schneller aus den gefängnisa­rtigen Einrichtun­gen in Übergangsl­ager transporti­eren zu können, wurde in Dallas das Konferenzz­entrum geöffnet. Nach einer Woche sind dort bereits 2000 Minderjähr­ige untergebra­cht, und die Kapazitäts­grenze ist bald erreicht.

Zugleich hofft Washington, mit warnenden Botschafte­n die Menschen in Mittelamer­ika von der Flucht abhalten zu können. „Jetzt ist nicht die Zeit zu kommen! Kommen Sie nicht!“, appelliert Heimatschu­tzminister

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