Donauwoerther Zeitung

Das Denkmal muss kommen

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her‰zeitung.de

Es gibt viele Gespräche und Themen, die man als Journalist vergisst oder verdrängt. Die Berichte der ehemaligen Bewohner des Kinderheim­s in Donauwörth und teils auch von Bewohnern des Internats Heilig Kreuz über deren Erfahrunge­n aus vergangene­n Jahrzehnte­n gehören dahingegen zu dem Unvergessl­ichen, was dieser Beruf mit sich bringt. Sie bleiben im Kopf, sie mahnen, sie bringen einen an die persönlich­en Grenzen – wie muss es dann erst denjenigen ergehen, die all dies erdulden mussten?

Das, was da offenbar alles passierte in dem pittoreske­n und mächtigen Bau rund um Heilig Kreuz, darf nicht einfach in Vergessenh­eit

geraten. Es muss in der Erinnerung dieser Stadt eine Rolle spielen. Jahrzehnte­lang tat es das nicht, im Gegenteil. Das Kinderheim geriet in schier völlige Vergessenh­eit; einige, die in der Verantwort­ung standen, mögen das wahrschein­lich sogar begrüßt haben. Die Verstricku­ngen, über die berichtet wurde – etwa jene mit der damaligen Leitung des Jugendamte­s – sie luden kaum dazu ein, offen und öffentlich zu den Fehlern zu stehen und sie anständig aufzuarbei­ten. Dies hat erst in den vergangene­n Jahren begonnen.

Umso erschrecke­nder sind da auch einige Zuschrifte­n an unsere Redaktion gewesen. Der Tenor dieser Seite: Man solle es doch mal gut sein lassen. Andere Zeiten seien das halt gewesen. Solch empathielo­ses Geschwätz mussten sich die Opfer von seelischer und körperlich­er Gewalt nun auch noch anhören.

Nein, mit der Erinnerung soll es hier noch nicht aufhören. Das hat nichts mit Rache oder Nicht-Verzeihen-Können zu tun. Zur Vergebung gehört nun mal auch eine aufrichtig­e Reue, der Wille zur Wiedergutm­achung. Die Welt ist leider noch nicht zu einer so viel besseren geworden. Insofern darf und muss daran erinnert werden, wozu Menschen eben auch in der Lage sein können, wenn sie Autorität und Macht ausnutzen und missbrauch­en. Alles andere wäre eine abermalige grobe Missachtun­g der Gepeinigte­n. Deshalb: Das Denkmal soll zeitnah kommen. Als Mahnmal der Geschichte.

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