Das Denkmal muss kommen
Es gibt viele Gespräche und Themen, die man als Journalist vergisst oder verdrängt. Die Berichte der ehemaligen Bewohner des Kinderheims in Donauwörth und teils auch von Bewohnern des Internats Heilig Kreuz über deren Erfahrungen aus vergangenen Jahrzehnten gehören dahingegen zu dem Unvergesslichen, was dieser Beruf mit sich bringt. Sie bleiben im Kopf, sie mahnen, sie bringen einen an die persönlichen Grenzen – wie muss es dann erst denjenigen ergehen, die all dies erdulden mussten?
Das, was da offenbar alles passierte in dem pittoresken und mächtigen Bau rund um Heilig Kreuz, darf nicht einfach in Vergessenheit
geraten. Es muss in der Erinnerung dieser Stadt eine Rolle spielen. Jahrzehntelang tat es das nicht, im Gegenteil. Das Kinderheim geriet in schier völlige Vergessenheit; einige, die in der Verantwortung standen, mögen das wahrscheinlich sogar begrüßt haben. Die Verstrickungen, über die berichtet wurde – etwa jene mit der damaligen Leitung des Jugendamtes – sie luden kaum dazu ein, offen und öffentlich zu den Fehlern zu stehen und sie anständig aufzuarbeiten. Dies hat erst in den vergangenen Jahren begonnen.
Umso erschreckender sind da auch einige Zuschriften an unsere Redaktion gewesen. Der Tenor dieser Seite: Man solle es doch mal gut sein lassen. Andere Zeiten seien das halt gewesen. Solch empathieloses Geschwätz mussten sich die Opfer von seelischer und körperlicher Gewalt nun auch noch anhören.
Nein, mit der Erinnerung soll es hier noch nicht aufhören. Das hat nichts mit Rache oder Nicht-Verzeihen-Können zu tun. Zur Vergebung gehört nun mal auch eine aufrichtige Reue, der Wille zur Wiedergutmachung. Die Welt ist leider noch nicht zu einer so viel besseren geworden. Insofern darf und muss daran erinnert werden, wozu Menschen eben auch in der Lage sein können, wenn sie Autorität und Macht ausnutzen und missbrauchen. Alles andere wäre eine abermalige grobe Missachtung der Gepeinigten. Deshalb: Das Denkmal soll zeitnah kommen. Als Mahnmal der Geschichte.