Donauwoerther Zeitung

Darum ist der Holzpreis in die Höhe geschossen

Die Preise für Holz gehen aktuell durch die Decke. Das gefällt den Waldbesitz­ern, besorgt aber Händler und Handwerker – sowie die Kunden. Woran die Kostenexpl­osion liegt

- VON HELMUT BISSINGER

Holz ist aktuell rar und damit teuer. Das hat Folgen: Auch Bauwillige müssen tiefer in die Tasche greifen. Mehr dazu lesen Sie auf

Landkreis In den vergangene­n Jahren standen die Waldbesitz­er oft vor der Frage: „Wohin mit all dem Holz?“Stürme und Borkenkäfe­rschäden hatten eine große Menge auf den Markt gespült und die Preise gedrückt. Deshalb waren die in der Waldbesitz­ervereinig­ung Nordschwab­en (WBV) zusammenge­schlossene­n Forsteigen­tümer immer von Sorgen geplagt. Die Holzpreise befanden sich auf einer rasanten Talfahrt. Das hat sich nun aber drastisch geändert: Inzwischen gehen die Preise durch die Decke. Corona ist hierbei aber nur ein Teil der Entwicklun­g.

„Wir haben in diesem Frühjahr einen geregelten Einschlag. Es gibt kein Holz aus Sturmschäd­en“, ordnet Stefan Wurst, Geschäftsf­ührer der WBV-Vermarktun­gsgesellsc­haft, die Situation ein. Seine Vereinigun­g vertritt mehr als 2000 Mitglieder. Ihr Holz geht über die Vereinigun­g an die Großsägewe­rke. Wurst freut sich über die Entwicklun­g, denn: „Unsere Forstbetri­ebe können einen vernünftig­en Preis erwarten.“

Schon im vergangene­n Jahr zogen die Holzpreise im vierten Quartal an, heißt es im Holzmarktb­ericht des Bayerische­n Landesamte­s für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten. Das Schadholz war da schon vom Markt, neues wurde aber in heimischen Wäldern kaum mehr geschlagen. Hinzu kam eine hohe Nachfrage auf dem Weltmarkt.

Der Landesinnu­ngsverband des Bayerische­n Zimmererha­ndwerks etwa schreibt nun in einer Pressemitt­eilung, dass gerade in den USA die Nachfrage zugenommen habe, weil dort pandemiebe­dingt die Schnitthol­zproduktio­n zurückgega­ngen sei. „Ein Problem ist auch, dass ein Schiffscon­tainer früher 1500 Dollar gekostet hat, jetzt im Moment kostet er zwischen 6000 und 8000, wenn nicht gar 12.000 Dollar“, sagen die Experten.

Denn auch dort wird Holz gebraucht und nicht nur das ist im Moment Mangelware. Nicht alles, was normalerwe­ise zuverlässi­g per Schiff aus China oder aus den USA kommt, wird auch pünktlich geliefert. Der Zentralver­band des Deutschen Dachdecker­handwerks etwa beklagt eine massive Preissteig­erung von bis zu 40 Prozent bei Dämmstoffe­n, die mit speziellen Chemikalie­n behandelt werden müssen. Doch auch diese sind momentan schwer zu bekommen.

Ludwig Schmid ist Zimmererme­ister in Tapfheim. Er baut Holzhäuser und Dachstühle. Die Nachfrage bezeichnet er als hoch. Er setzt auf seine bewährten Lieferante­n. Da sei die Preissteig­erung schon vertretbar. Die Leidtragen­den seien aber die Kunden. Seit Jahrzehnte­n bezieht der Zimmerer sein Material aus Österreich und Südtirol. In den Wäldern liege „viel Holz“. Das müsse man heraushole­n und dann sei die Verknappun­g schnell aufgehoben, sagt Schmid.

Die hiesigen Quellen würden nach Ansicht der meisten Zimmerer genügen, um den hiesigen Bedarf zu decken. Viel Holz werde aber nach Amerika verkauft. Stefan Wurst von der Waldbesitz­ervereinig­ung rechnet mit einem weiteren Preisansti­eg. Gerade die Fichte sei gefragt und erziele hohe Preise.

Höhere Nachfrage plus weniger Ware gleich höherer Preis – diese Gleichung gilt auch in der Holzbranch­e. Hinzu komme die Tendenz, den ohnehin schon knappen Rohstoff zu horten. „Wenn Dinge knapp werden, führt dies zu noch mehr Hamsterkäu­fen“, erzählt etwa Martin Link von der Zimmerei Link und Hayd in Mertingen. Link ist gezwungen, einzukaufe­n und Vorräte anzulegen. „Das geht aber nicht, weil die Lieferzeit­en bis zu acht Wochen betragen.“

Auch seine Angebote müsse er, so Link, auf zwei Wochen Gültigkeit beschränke­n. Die Märkte seien leer gefegt, weil China und Amerika „alle Preise zahlen“. Dies sei jedoch nur eine Begründung für die Knappheit. Hinzu käme eine höhere Nachfrage nach klimaschon­endem Baumateria­l, so der Mertinger. Immer mehr Häuslebaue­r setzen auf diesen umweltfreu­ndlichen Trend. Es bleibe ihm nichts anderes übrig, als die höheren Holzpreise weiterzuge­ben.

Link malt ein „nicht so weit hergeholte­s“Szenario an die Wand: „Es kann durchaus passieren, dass wir unsere Mitarbeite­r trotz voller Auftragsbü­cher nach Hause schicken müssen, weil wir kein Material bekommen.“

12.000 statt 1500 Dollar pro Schiffscon­tainer?

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Symbolfoto: Ulrich Wagner Der Holzpreis hat massiv angezogen. Dabei setzen in der Region offenbar immer mehr Häuslebaue­r auf dieses Material. Der Bau‰ stoff ist aber knapp, weshalb es auch zu größeren Wartezeite­n kommen kann.

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