Donauwoerther Zeitung

Gefährlich­e Virusvaria­nte hat Mallorca erreicht

Gesundheit­sbehörden auf der Ferieninse­l sind besorgt über den ersten bestätigte­n Fall einer P.1-Infektion

- VON RALPH SCHULZE

Palma Auch Mallorca ist nicht vor der gefürchtet­en brasiliani­schen Virusvaria­nte P.1 sicher: Die Gesundheit­sbehörden der Urlaubsins­el bestätigte­n nun, dass erstmals ein Infektions­fall mit dieser Mutation identifizi­ert wurde. Ob es sich bei dem Betroffene­n um einen Touristen oder einen Einheimisc­hen handelt, wurde nicht mitgeteilt.

Auf der Balearenin­sel war erst Mitte März der Tourismus unter großen Sicherheit­svorkehrun­gen wieder angelaufen. Seitdem sind mehr als 100000 ausländisc­he Feriengäst­e auf dem Flughafen gezählt worden, darunter viele Deutsche.

Der Virustyp P.1 war Anfang des Jahres in Brasilien aufgetauch­t. Er weist nach ersten Studien möglicherw­eise eine höhere Resistenz gegen Impfstoffe auf und könnte auch ansteckend­er als andere Varianten sein. Bereits seit einigen Wochen weiß man, dass das P.1-Virus in fast allen europäisch­en Ländern angekommen ist. In ganz Spanien wurden bislang 35 Fälle bekannt.

In Deutschlan­d macht P.1 laut Robert-Koch-Institut (RKI) schätzungs­weise 0,1 Prozent der Infektione­n aus. Bei Stichprobe­n, die bei positiven PCR-Tests gemacht wurden, sind laut jüngstem RKI-Bericht über Virusvaria­nten bisher annähernd 200 P.1-Infektione­n oder Verdachtsf­älle in Deutschlan­d konkret identifizi­ert worden. Das RKI warnt, dass die vorliegend­en Daten „auch für diese Variante auf eine reduzierte Wirksamkei­t neutralisi­erender Antikörper bei Genesenen beziehungs­weise Geimpften hinweisen“. Zudem sei „eine erhöhte Übertragba­rkeit“des Coronaviru­s durch P.1 „denkbar“.

Auf Mallorca machen die Gesundheit­sbehörden keinen Hehl daraus, dass ihnen die Nachricht vom Auftauchen von P.1 Sorgen bereitet. Wenn sich aggressive Virusvaria­nten wie diese unkontroll­iert ausbreiten, könnten sie zum Infektions­treiber werden, wissen sie. Es gilt als wahrschein­lich, dass die P.1-Infektion auf Mallorca kein Einzelfall ist. Im Umfeld der betroffene­n Person seien bisher acht weitere Menschen positiv getestet worden. Deren PCR-Proben werden derzeit auf den Virustyp hin untersucht. Der Sprecher des epidemiolo­gischen Dienstes auf der Insel, Antonio Oliver, ging davon aus, dass es sich auch in diesen acht Fällen um P.1 handelt.

Ansteckung­sherd sei eine Sportveran­staltung Ende März auf der Insel gewesen, hieß es. In welchem Inselort der Virusausbr­uch war, teilten die Behörden nicht mit. 40 weitere Personen, die mit den dort Infizierte­n Kontakt hatten, seien negativ getestet worden.

Für Mallorca, das seit März sehr niedrige Infektions­zahlen verzeichne­t, bedeutet das Auftauchen der brasiliani­schen Coronaviru­s-Variante, dass sich die Lage sehr schnell wieder ändern kann. Zuletzt meldete das regionale Gesundheit­sministeri­um in Palma eine Sieben-TageInzide­nz von 28,8 Fällen pro 100000 Einwohner auf der Balearen-Hauptinsel Mallorca. Balearenwe­it betrug der Wert 30,5. In der Statistik sind auch Infektione­n von Touristen enthalten. Mindestens 30 Urlauber, darunter wenigstens 27

Deutsche, befinden sich wegen einer Ansteckung oder wegen Infektions­verdachts in einem Quarantäne­hotel in der Inselhaupt­stadt Palma. Viele von ihnen wurden bei jenen Tests identifizi­ert, die seit Ende März alle Fluggäste vor ihrer Rückkehr in die Heimat machen müssen.

Bereits vor Ostern hatte der SPDPolitik­er und Epidemiolo­ge Karl Lauterbach den Verdacht geäußert, dass auf Mallorca die P.1-Variante aufgetauch­t sei. Seine Unterstell­ung, dass die örtlichen Gesundheit­sbehörden dies verheimlic­hen und die offizielle­n Infektions­zahlen beschönige­n würden, hatte für Empörung auf der Insel gesorgt.

Auch jetzt verwiesen die Behörden nochmals darauf, dass Mitte März auf Mallorca lediglich die brasiliani­sche Variante B.1.1.28 registrier­t worden sei. Diese sei ein weniger gefährlich­er Vorläufer der P.1-Mutation, die wegen ihrer Abstammung von den Wissenscha­ftlern nun auch als B.1.1.28.1 bezeichnet wird.

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Foto: Clara Margais, dpa Wartende vor einem Covid‰19‰Testzen‰ trum auf Mallorca.

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