Bäumenheim stellt Rekordhaushalt auf
Viel besser als erwartet, kommt die Industriegemeinde durch die Corona-Zeiten. Welche Projekte anstehen und warum sich die Bürger auf höhere Gebühren einstellen müssen
Bäumenheim Die Bäumenheimer können aufatmen: Denn die Befürchtung, dass in der Gemeinde die wirtschaftlichen Folgen der CoronaKrise auch in der eigenen Kasse zu spüren sein würden, ist nicht eingetreten. 8,5 Millionen Euro an Gewerbesteuern fließen dieses Jahr in den Haushalt, und damit muss Bäumenheim keine Abstriche machen. Bäumenheim sei „bemerkenswert gut durch die Corona-Krise“gekommen, beschreibt es Bürgermeister Martin Paninka (SPD) in seiner Haushaltsrede.
Letztendlich sind es die Betriebe in Bäumenheim, die von der Krise weniger betroffen sind als anderswo und somit ihre Steuer gewohnt überweisen. Weitere Einnahmequelle ist in Bäumenheim der Anteil an der Einkommenssteuer der Einwohner mit 2,85 Millionen Euro. Grundsteuer und Umsatzsteueranteil bringen weitere 1,5 Millionen Euro.
Es ist Geld, das die Industriegemeinde gut brauchen kann. Denn es warten große Projekte. Wie berichtet steht ab 2024 der Neubau des Schulzentrums samt Hallenbad an. Dafür will man jetzt gut haushalten und sich nicht in kleinen Projekten verzetteln.
Um die Pläne für dieses Jahr zu finanzieren, muss Bäumenheim wieder in die Rücklagen greifen. 2,6 Millionen Euro werden entnommen. 2,2 Millionen kommen außerdem aus dem Verkauf von Grundstücken in der Ortsmitte, gezahlten Beiträgen und unter anderem dem Verkauf eines alten Baggers. Sehnlichst wartet die Gemeinde auf die Förderung der Ortskernsanierung.
Bäumenheim investiert in diesem Jahr gut 4,5 Millionen Euro in den Straßenbau. Die Hauptstraße, die in wenigen Wochen fertig gepflastert sein wird, kostet noch einmal zwei Millionen Euro. Die Sanierung der Sonnen- und Hirtenstraße wird geplant, und in der Mertinger Straße wird der Spielplatz neu gestaltet. Für 800.000 Euro kauft die Gemeinde neue Grundstücke, unter anderem für die Verlegung der Mertinger Straße.
600.000 Euro kostet es die Gemeinde, sich in das Bauprojekt der Firma Reitenberger „einzukaufen“. Das Unternehmen zieht nahe der Bahnunterführung das Wohn- und Geschäftshaus samt Gastronomie hoch. Hier soll die Marktaula entstehen, an der sich die Gemeinde finanziell die Nutzung sichert. Gleiches gilt für Parkplätze auf dem geplanten Parkdeck.
Hinzu kommen kleinere Investitionen, wie der Anbau der Feuerwehr in Hamlar (160.000 Euro), eine zweite Fluchttreppe aus dem Rathaus (190.000 Euro) und eine Doppelgarage am Kindergarten (60.000 Euro). Realisiert wird der Gehweg „Schmuttergrün“nach Mertingen und ein Geh- und Radweg nach Eggelstetten.
Der Haushalt in Bäumenheim mit einem Volumen von 23,2 Millionen Euro – noch mal 1,3 Millionen mehr als vergangenes Jahr – bricht die bisherigen Rekorde. „Die Schallmauer von 20 Millionen haben wir ein zweites Mal durchbrochen“, sagt Paninka. Das Zahlenwerk wurde einstimmig beschlossen. Es gibt nicht viele Kommunen im Kreis, die mit solchen Beträgen jonglieren.
Entsprechend üppig fällt die Überweisung an den Landkreis aus.
Fünf Millionen Euro, eine Million mehr als 2020, sind es, und das ist zugleich der größte Ausgabeposten.
3,2 Millionen Euro gibt Bäumenheim für seine Verwaltung aus. Es wurden weitere Stellen geschaffen, um die Aufgaben im Rathaus und in der Gemeinde zu bewältigen. Unter anderem soll ein Jugendpfleger, ein Ordnungsamtsmitarbeiter (genannt „Sheriff“) und Mitarbeiter in der Geschäftsleitung sowie im Bauamt eingestellt werden. „Es ist allerdings zweifelhaft, ob und wie schnell wir die neuen Stellen besetzen können, da es an Fachkräften auch in der öffentlichen Verwaltung fehlt“, sagt Paninka. 2021 wird erneut ein Auszubildender im Bäumenheimer Rathaus beginnen. Es ist der fünfte, seit
Amtsantritt von Paninka, der darauf setzt, sich die Mitarbeiter möglichst selbst anzulernen. Seit Jahren muss die Gemeinde die finanziellen Lasten der teuren Einrichtungen schultern. Der Betrieb des Friedhofes, des Hallenbades, der Wasserversorgung und zu niedrig angesetzte Abwassergebühren kosten die Gemeinde 2021 wieder knapp 700.000 Euro. Der gemeindliche Kindergarten wird mit 270.000 Euro bezuschusst, damit die Eltern ihre Kinder quasi kostenlos in die Betreuung schicken können.
Bürgermeister Paninka kündigte an, dass sich die Bürger 2021 auf höhere Kosten für Wasser und Abwasser einstellen müssten. Das liegt auch daran, dass ein neues Wasserhaus
gebaut werden soll. Im Herbst soll die seit Langem angekündigte neue Satzung geben. Ziel ist es, dass am Ende die Einrichtungen und Dienstleistungen möglichst kostendeckend laufen. Nur so, erklärt Paninka, könne man auf lange Sicht ordentlich wirtschaften und wieder Rücklagen bilden.
Da klar ist, dass in den kommenden Jahren Kredite aufgenommen werden, schaut man noch entspannt auf den Schuldenstand. Der soll sich laut Paninka Ende 2021 auf 1,75 Millionen Euro belaufen – pro Bäumenheimer sind das 364 Euro. Die Finanzplanung wurde von Kämmerin Johanna Siebold entsprechend den Prioritätenlisten bis 2024 fortgeschrieben.
Zum zweiten Mal die Schallmauer von 20 Millionen Euro durchbrochen