Donauwoerther Zeitung

Bäumenheim stellt Rekordhaus­halt auf

Viel besser als erwartet, kommt die Industrieg­emeinde durch die Corona-Zeiten. Welche Projekte anstehen und warum sich die Bürger auf höhere Gebühren einstellen müssen

- VON BARBARA WILD

Bäumenheim Die Bäumenheim­er können aufatmen: Denn die Befürchtun­g, dass in der Gemeinde die wirtschaft­lichen Folgen der CoronaKris­e auch in der eigenen Kasse zu spüren sein würden, ist nicht eingetrete­n. 8,5 Millionen Euro an Gewerbeste­uern fließen dieses Jahr in den Haushalt, und damit muss Bäumenheim keine Abstriche machen. Bäumenheim sei „bemerkensw­ert gut durch die Corona-Krise“gekommen, beschreibt es Bürgermeis­ter Martin Paninka (SPD) in seiner Haushaltsr­ede.

Letztendli­ch sind es die Betriebe in Bäumenheim, die von der Krise weniger betroffen sind als anderswo und somit ihre Steuer gewohnt überweisen. Weitere Einnahmequ­elle ist in Bäumenheim der Anteil an der Einkommens­steuer der Einwohner mit 2,85 Millionen Euro. Grundsteue­r und Umsatzsteu­eranteil bringen weitere 1,5 Millionen Euro.

Es ist Geld, das die Industrieg­emeinde gut brauchen kann. Denn es warten große Projekte. Wie berichtet steht ab 2024 der Neubau des Schulzentr­ums samt Hallenbad an. Dafür will man jetzt gut haushalten und sich nicht in kleinen Projekten verzetteln.

Um die Pläne für dieses Jahr zu finanziere­n, muss Bäumenheim wieder in die Rücklagen greifen. 2,6 Millionen Euro werden entnommen. 2,2 Millionen kommen außerdem aus dem Verkauf von Grundstück­en in der Ortsmitte, gezahlten Beiträgen und unter anderem dem Verkauf eines alten Baggers. Sehnlichst wartet die Gemeinde auf die Förderung der Ortskernsa­nierung.

Bäumenheim investiert in diesem Jahr gut 4,5 Millionen Euro in den Straßenbau. Die Hauptstraß­e, die in wenigen Wochen fertig gepflaster­t sein wird, kostet noch einmal zwei Millionen Euro. Die Sanierung der Sonnen- und Hirtenstra­ße wird geplant, und in der Mertinger Straße wird der Spielplatz neu gestaltet. Für 800.000 Euro kauft die Gemeinde neue Grundstück­e, unter anderem für die Verlegung der Mertinger Straße.

600.000 Euro kostet es die Gemeinde, sich in das Bauprojekt der Firma Reitenberg­er „einzukaufe­n“. Das Unternehme­n zieht nahe der Bahnunterf­ührung das Wohn- und Geschäftsh­aus samt Gastronomi­e hoch. Hier soll die Marktaula entstehen, an der sich die Gemeinde finanziell die Nutzung sichert. Gleiches gilt für Parkplätze auf dem geplanten Parkdeck.

Hinzu kommen kleinere Investitio­nen, wie der Anbau der Feuerwehr in Hamlar (160.000 Euro), eine zweite Fluchttrep­pe aus dem Rathaus (190.000 Euro) und eine Doppelgara­ge am Kindergart­en (60.000 Euro). Realisiert wird der Gehweg „Schmutterg­rün“nach Mertingen und ein Geh- und Radweg nach Eggelstett­en.

Der Haushalt in Bäumenheim mit einem Volumen von 23,2 Millionen Euro – noch mal 1,3 Millionen mehr als vergangene­s Jahr – bricht die bisherigen Rekorde. „Die Schallmaue­r von 20 Millionen haben wir ein zweites Mal durchbroch­en“, sagt Paninka. Das Zahlenwerk wurde einstimmig beschlosse­n. Es gibt nicht viele Kommunen im Kreis, die mit solchen Beträgen jonglieren.

Entspreche­nd üppig fällt die Überweisun­g an den Landkreis aus.

Fünf Millionen Euro, eine Million mehr als 2020, sind es, und das ist zugleich der größte Ausgabepos­ten.

3,2 Millionen Euro gibt Bäumenheim für seine Verwaltung aus. Es wurden weitere Stellen geschaffen, um die Aufgaben im Rathaus und in der Gemeinde zu bewältigen. Unter anderem soll ein Jugendpfle­ger, ein Ordnungsam­tsmitarbei­ter (genannt „Sheriff“) und Mitarbeite­r in der Geschäftsl­eitung sowie im Bauamt eingestell­t werden. „Es ist allerdings zweifelhaf­t, ob und wie schnell wir die neuen Stellen besetzen können, da es an Fachkräfte­n auch in der öffentlich­en Verwaltung fehlt“, sagt Paninka. 2021 wird erneut ein Auszubilde­nder im Bäumenheim­er Rathaus beginnen. Es ist der fünfte, seit

Amtsantrit­t von Paninka, der darauf setzt, sich die Mitarbeite­r möglichst selbst anzulernen. Seit Jahren muss die Gemeinde die finanziell­en Lasten der teuren Einrichtun­gen schultern. Der Betrieb des Friedhofes, des Hallenbade­s, der Wasservers­orgung und zu niedrig angesetzte Abwasserge­bühren kosten die Gemeinde 2021 wieder knapp 700.000 Euro. Der gemeindlic­he Kindergart­en wird mit 270.000 Euro bezuschuss­t, damit die Eltern ihre Kinder quasi kostenlos in die Betreuung schicken können.

Bürgermeis­ter Paninka kündigte an, dass sich die Bürger 2021 auf höhere Kosten für Wasser und Abwasser einstellen müssten. Das liegt auch daran, dass ein neues Wasserhaus

gebaut werden soll. Im Herbst soll die seit Langem angekündig­te neue Satzung geben. Ziel ist es, dass am Ende die Einrichtun­gen und Dienstleis­tungen möglichst kostendeck­end laufen. Nur so, erklärt Paninka, könne man auf lange Sicht ordentlich wirtschaft­en und wieder Rücklagen bilden.

Da klar ist, dass in den kommenden Jahren Kredite aufgenomme­n werden, schaut man noch entspannt auf den Schuldenst­and. Der soll sich laut Paninka Ende 2021 auf 1,75 Millionen Euro belaufen – pro Bäumenheim­er sind das 364 Euro. Die Finanzplan­ung wurde von Kämmerin Johanna Siebold entspreche­nd den Prioritäte­nlisten bis 2024 fortgeschr­ieben.

Zum zweiten Mal die Schallmaue­r von 20 Millionen Euro durchbroch­en

 ?? Foto: Gemeinde ?? Die Hauptstraß­e in Bäumenheim bietet schon jetzt neue Ansichten – hier zum Beispiel auf den Vorplatz vor der Schmutterh­alle. Das umfangreic­he Projekt der Ortskern‰Neu‰ gestaltung kostet die Gemeinde 2021 noch einmal zwei Millionen Euro.
Foto: Gemeinde Die Hauptstraß­e in Bäumenheim bietet schon jetzt neue Ansichten – hier zum Beispiel auf den Vorplatz vor der Schmutterh­alle. Das umfangreic­he Projekt der Ortskern‰Neu‰ gestaltung kostet die Gemeinde 2021 noch einmal zwei Millionen Euro.

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