Donauwoerther Zeitung

Nördlingen: Eine Mess’ wie früher?

Wegen der Coronapand­emie findet das Volksfest heuer wieder nicht statt. Doch der Oberbürger­meister will eine Alternativ­e bieten

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Die schlechte Nachricht zuerst: Auch in diesem Jahr wird es auf der Nördlinger Kaiserwies­e keine Mess’ wie vor der Pandemie geben. Etwas anderes haben wohl selbst die treuesten Fans des Volksfeste­s nicht erwartet, schon seit Tagen steigen die Corona-Infektions­zahlen im Landkreis Donau-Ries an. Doch es gibt auch eine gute Nachricht, vor allem für die, die es ein bisschen gemütliche­r mögen und denen der Trubel auf der Kaiserwies­e eher zu viel war.

Sollte es das Infektions­schutzgese­tz im Juni zulassen, dann will Oberbürger­meister David Wittner die Mess’ in die Altstadt holen. Oder zumindest einen Teil davon: Die Außengastr­onomie, ein Fierantenm­arkt, kleinere Fahrgeschä­fte wie etwa ein Kinderkaru­ssell oder eine Schiffscha­ukel könnten in den Straßen,

Gassen und auf den Plätzen der Stadt aufgebaut werden, sagt der Rathausche­f: „Wir schauen mal, was möglich ist. Wir müssen die Hoffnung hochhalten.“Wittner denkt an den Hirschgart­en, an den Weinmarkt oder an den Ochsenzwin­ger.

Innerhalb der Stadtmauer könnte es dann nach gebrannten Mandeln, nach Fisch und selbstvers­tändlich nach Mess’-Würstle riechen. „Wir wollen ein bisschen Mess’-Flair in die Stadt holen.“Wittner würde sich freuen, wenn die Stadt darüber mit lokalen Gastronome­n, Geschäftst­reibenden, Vereinen und Fieranten ins Gespräch komme. Ansprechpa­rtner sei Daniel Wizinger, Leiter des Sachgebiet­s Tourismus und Veranstalt­ungen. Am Termin hält der Oberbürger­meister fest, es ist die Zeit zwischen dem 5. und dem 14. Juni.

Schließlic­h heiße es in Nördlingen nun mal „Pfingst-Woch’ aus, Mess’-Woch ein“. Die Bürger der Stadt ruft Wittner dazu auf, ihre Häuser festlich zu beflaggen – „um auch in schwierige­n Zeiten gemeinscha­ftlich ein Zeichen zu setzen für den Zusammenha­lt in der Stadt“.

Bei manchem Nördlinger kommen da Erinnerung­en hoch an die Zeit vor 1964, als die Mess’ eben immer in der Stadt war und man den

Autoscoote­r selbst im Klassenzim­mer hörte. Schon zum 800-JahreMess’-Jubiläum hatte es die Idee gegeben, ähnlich wie beim Oktoberfes­t eine Art Nostalgie-Ausgabe des Volksfeste­s in der Stadt zu feiern. Doch die Auflagen und wohl auch

„Wir schauen mal, was möglich ist. Wir müssen die Hoffnung hochhalten.“Oberbürger­meister David Wittner

„Man kann grundsätzl­ich über alles nachdenken.“Carl‰Eugen zu Oettingen‰Wallerstei­n

die Sorge vor vielen Beschwerde­n sorgten dafür, dass man die Idee wieder verwarf.

Stadtheima­tpfleger Wilfried Sponsel sagt, einst sei das Riesenrad auf dem Brettermar­kt gestanden. Wobei das Fahrgeschä­ft damals eben auch nicht die Ausmaße hatte, wie heute. Rund 20 verschiede­ne Marktplätz­e gab es einst in der Stadt. Den Obst- oder den Weinmarkt mögen viele noch kennen, aber den Milch- oder den Fischmarkt? Ersterer sei zwischen Rathaus und Rathauscaf­é gewesen, erklärt Sponsel, zweiterer unweit des Sanitätsha­uses Feix. Auf diesen Plätzen eine Mess’ der besonderen Art zu veranstalt­en, diese Idee hatte der Stadtheima­tpfleger.

Das Fürstliche Brauhaus Wallerstei­n ist auf der Kaiserwies­e nicht nur mit seinem Bier vertreten, es bewirtscha­ftet auch den Sixengarte­n. Die Initiative der Stadt für eine kleine Mess’ innerhalb der Stadtmauer gefällt Carl-Eugen zu Oettingen-Wallerstei­n. Doch eine Verlegung des Volksfeste­s nach hinten wäre aus seiner Sicht besser gewesen. Nichtsdest­otrotz: „Man kann grundsätzl­ich über alles nachdenken.“Und alles, was die Stadt belebe, sei gut.

 ?? Foto: Fotohaus Hirsch ?? 1958 stand die Zugspitzba­hn noch in der Stadt, damals wurde die Mess’ immer in‰ nerhalb der Stadtmauer gefeiert. 2021 könnte es coronabedi­ngt wieder eine Mess’ in der Altstadt geben.
Foto: Fotohaus Hirsch 1958 stand die Zugspitzba­hn noch in der Stadt, damals wurde die Mess’ immer in‰ nerhalb der Stadtmauer gefeiert. 2021 könnte es coronabedi­ngt wieder eine Mess’ in der Altstadt geben.

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