Donauwoerther Zeitung

Laschet dringt auf Entscheidu­ng der K‰Frage

Der Machtkampf innerhalb der Union steuert auf sein Finale zu

- VON ULI BACHMEIER, STEFAN LANGE UND SARAH SCHIERACK

München/Berlin Nach einer Woche erbitterte­r Auseinande­rsetzung um die Kanzlerkan­didatur in der Union steuert der Machtkampf offenbar auf eine Entscheidu­ng zu. In einer digitalen Sondersitz­ung des Bundesvors­tands drängte CDU-Chef Armin Laschet darauf, über die K-Frage zu entscheide­n – und das Ringen um eine Lösung zu beenden. Laschet war mit der Ankündigun­g in die Sitzung gegangen, einen Vorschlag zu machen, „wie wir jetzt sehr schnell die nicht geklärte Frage zwischen CDU und CSU auflösen“. Sein Rivale im Kampf um die Kanzlerkan­didatur, CSU-Chef Markus Söder, blieb der Sitzung fern.

Laschet richtete am Abend nach Angaben von Teilnehmer­n einen Appell an seine CDU-Kollegen: „Wir sind heute in der Verantwort­ung, ein Zeichen zu setzen, wo der Wahlkampf hingeht.“Der Parteivors­itzende betonte, er wolle jeden ermutigen, in der Runde offen seine Meinung zu sagen.

Während Parteikoll­egen wie Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Baden-Württember­gs CDU-Landesvors­itzender Thomas Strobl oder Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther sich hinter ihren Vorsitzend­en stellten, erhielt der erst vor drei Monaten gewählte CDU-Chef auch viel Gegenwind. Aus Sachsen-Anhalt kam nach Angaben von Teilnehmer­n genauso Kritik wie vom saarländis­chen Ministerpr­äsidenten Tobias Hans. Hans sagte demnach, er habe lieber einen Kanzler von der CSU als einen von den Grünen. Auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier sprach sich überrasche­nd klar gegen den Parteivors­itzenden aus. Insgesamt hatten sich mehr als 40 Redner angemeldet.

Der Sondersitz­ung waren Pressekonf­erenzen von Armin Laschet und Markus Söder vorausgega­ngen, in denen beide noch einmal bekräftigt hatten, Kanzlerkan­didat werden zu wollen. Markus Söder hatte dabei ungewohnt versöhnlic­he Töne angeschlag­en. In München hatte der CSU-Politiker erklärt, der Schwesterp­artei CDU das letzte Wort zu überlassen. „Wir als CSU und auch ich respektier­en jede Entscheidu­ng“, sagte er nach einer virtuellen Sitzung des CSU-Präsidiums.

Beide Politiker waren am Sonntagabe­nd in die Hauptstadt gereist, um in kleinem Kreis über die K-Frage zu beraten. Nach Informatio­nen des Spiegel war neben Vertrauten aus CDU und CSU auch Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble dabei, um zwischen den beiden Rivalen zu vermitteln – letztlich allerdings ohne Erfolg. Schäuble soll den anwesenden CSUPolitik­ern

Mehrere Stunden berieten Söder und Laschet

mangelnden vorgeworfe­n haben.

Lässt sich so Markus Söders diplomatis­cher Auftritt am Montag in München erklären? Der CSU-Chef war bei der Pressekonf­erenz in der Parteizent­rale erkennbar darum bemüht, den Streit zwischen den Schwesterp­arteien nicht weiter eskalieren zu lassen. Die nächtliche Unterredun­g mit Konkurrent Armin Laschet bezeichnet­e Söder als „freundscha­ftliches Gespräch ohne abschließe­ndes Ergebnis“. Auch im Umgang mit den Führungsgr­emien der CDU schlug der CSU-Chef freundlich­ere Töne an und beteuerte seinen „ausdrückli­chen Respekt vor allen Gremien“der CDU.

Die Autoren Uli Bachmeier und Michael Stifter zeichnen auf der Seite die möglicherw­eise entscheide­nden Stunden im Machtkampf um die Kanzlerkan­didatur nach. Rudi Wais erinnert an Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine, die sich 1998 ein ähnlich erbitterte­s Rennen um die SPD-Kanzlerkan­didatur geliefert haben.

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