Laschet dringt auf Entscheidung der KFrage
Der Machtkampf innerhalb der Union steuert auf sein Finale zu
München/Berlin Nach einer Woche erbitterter Auseinandersetzung um die Kanzlerkandidatur in der Union steuert der Machtkampf offenbar auf eine Entscheidung zu. In einer digitalen Sondersitzung des Bundesvorstands drängte CDU-Chef Armin Laschet darauf, über die K-Frage zu entscheiden – und das Ringen um eine Lösung zu beenden. Laschet war mit der Ankündigung in die Sitzung gegangen, einen Vorschlag zu machen, „wie wir jetzt sehr schnell die nicht geklärte Frage zwischen CDU und CSU auflösen“. Sein Rivale im Kampf um die Kanzlerkandidatur, CSU-Chef Markus Söder, blieb der Sitzung fern.
Laschet richtete am Abend nach Angaben von Teilnehmern einen Appell an seine CDU-Kollegen: „Wir sind heute in der Verantwortung, ein Zeichen zu setzen, wo der Wahlkampf hingeht.“Der Parteivorsitzende betonte, er wolle jeden ermutigen, in der Runde offen seine Meinung zu sagen.
Während Parteikollegen wie Annegret Kramp-Karrenbauer, Baden-Württembergs CDU-Landesvorsitzender Thomas Strobl oder Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sich hinter ihren Vorsitzenden stellten, erhielt der erst vor drei Monaten gewählte CDU-Chef auch viel Gegenwind. Aus Sachsen-Anhalt kam nach Angaben von Teilnehmern genauso Kritik wie vom saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans. Hans sagte demnach, er habe lieber einen Kanzler von der CSU als einen von den Grünen. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sprach sich überraschend klar gegen den Parteivorsitzenden aus. Insgesamt hatten sich mehr als 40 Redner angemeldet.
Der Sondersitzung waren Pressekonferenzen von Armin Laschet und Markus Söder vorausgegangen, in denen beide noch einmal bekräftigt hatten, Kanzlerkandidat werden zu wollen. Markus Söder hatte dabei ungewohnt versöhnliche Töne angeschlagen. In München hatte der CSU-Politiker erklärt, der Schwesterpartei CDU das letzte Wort zu überlassen. „Wir als CSU und auch ich respektieren jede Entscheidung“, sagte er nach einer virtuellen Sitzung des CSU-Präsidiums.
Beide Politiker waren am Sonntagabend in die Hauptstadt gereist, um in kleinem Kreis über die K-Frage zu beraten. Nach Informationen des Spiegel war neben Vertrauten aus CDU und CSU auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble dabei, um zwischen den beiden Rivalen zu vermitteln – letztlich allerdings ohne Erfolg. Schäuble soll den anwesenden CSUPolitikern
Mehrere Stunden berieten Söder und Laschet
mangelnden vorgeworfen haben.
Lässt sich so Markus Söders diplomatischer Auftritt am Montag in München erklären? Der CSU-Chef war bei der Pressekonferenz in der Parteizentrale erkennbar darum bemüht, den Streit zwischen den Schwesterparteien nicht weiter eskalieren zu lassen. Die nächtliche Unterredung mit Konkurrent Armin Laschet bezeichnete Söder als „freundschaftliches Gespräch ohne abschließendes Ergebnis“. Auch im Umgang mit den Führungsgremien der CDU schlug der CSU-Chef freundlichere Töne an und beteuerte seinen „ausdrücklichen Respekt vor allen Gremien“der CDU.
Die Autoren Uli Bachmeier und Michael Stifter zeichnen auf der Seite die möglicherweise entscheidenden Stunden im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur nach. Rudi Wais erinnert an Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine, die sich 1998 ein ähnlich erbittertes Rennen um die SPD-Kanzlerkandidatur geliefert haben.
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