Donauwoerther Zeitung

Zum Schäumen!

Das Dorf Champagne darf den Namen nicht für Weine nutzen

- VON STEFANIE WIRSCHING

Im Kampf zwischen Groß und Klein schlägt das Herz der Menschen meist für den Außenseite­r. Also für den, der eigentlich keine Chance hat. David, die Gallier, Holstein Kiel. So unwahrsche­inlich ist der Erfolg, dass, wenn die Sache gut ausgeht, von einem Märchen die Rede ist. In einem Dorf in der Schweiz mit einigen unbeugsame­n Winzern hat man von solch einem geträumt. Nun aber steht fest: Champagne, ein kleiner Weinort mit 28 Hektar in der Westschwei­z, darf künftig nicht mehr „Gemeinde Champagne“auf seine Weine schreiben. So entschied das Verfassung­sgericht des Kantons Waadt und beendete damit einen jahrelange­n Streit zwischen den Schweizer Winzern und dem mächtigen Wirtschaft­sverband der französisc­hen Champagner-Produzente­n.

Die Geschichte zum Streit grandios, bester Filmstoff.

Ein bilaterale­r Vertrag zwischen der Schweiz und Frankreich wäre daran beinahe gescheiter­t. Um den Nationalst­olz hochzuhalt­en, schenkte die Fluglinie Swissair den Wein aus – bis sie dann schwer ins Torkeln kam. Geld wurde für den WeinDavid gesammelt, auch gegen die EU gefochten, im Hin und Her ist aber nun wohl ein Ende erreicht. Das ist

Schweizer Gericht entschied für Schampus-Goliath: Nur Weine aus der französisc­hen Champagne dürfen den Namen tragen. Unfair. Tja. Was man aber auch sagen muss: Ein Fehler wohl, dass die Winzer als Marketingg­ag vor einem halben Jahrhunder­t ihren Wein in Sektflasch­en füllten. Der Übermut der Kleinen eben. Das brachte die Franzosen endgültig zum Schäumen! Zur Wahrheit gehört auch: sie liegt im Wein. Der Libre-Champ, wie die Waadtlände­r ihn nun nennen, ist ein ordentlich­er, aber doch unspektaku­lärer weißer Stillwein. Es fehlt ihm, um es ganz hart zu sagen, an wahrer Größe!

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