Donauwoerther Zeitung

Wie Lego für Erwachsene

Wer als Kind Erfinder werden wollte und jetzt eine Ausbildung sucht, sollte eine Karriere als technische­r Produktdes­igner in Betracht ziehen. So wie Michael Heubeck es bei Siegmund getan hat

- VON SÖREN BECKER

Oberottmar­shausen Seit einem halben Jahr arbeitet Michael Heubeck bei der Firma Siegmund in Oberottmar­shausen, südlich von Augsburg, als Lehrling für technische­s Produktdes­ign. Dabei handelt es sich um die modernere Form des technische­n Zeichners. In den sechs Monaten, seit er dort angefangen hat, hat er bereits einen eigenen Schweißtis­chaufbau erfunden, der bald auf den Markt gebracht werden soll. Es handelt sich um spezielles Zubehör, das es leichter machen soll, spezielle Bauteile zu fixieren.

Etwa drei Wochen hat er an dem Plan gearbeitet. Eigentlich das Kerngeschä­ft der Firma Siegmund. Der Name des Weltmarktf­ührers für industriel­le Schweißtis­che ist außerhalb der Branche zuletzt meist im Zusammenha­ng mit FFP2–Masken gefallen. Neben Apotheken, Krankenhäu­sern und Altenheime­n bezieht auch der bayerische Landtag seine Masken von der Tochterfir­ma Siegmund Care aus Oberottmar­shausen. Der Umsatz der Tochter hat den der Mutterfirm­a längst übertroffe­n. Das Geschäft läuft so gut, dass die Firma nun expandiere­n und das Betriebsge­lände über die Stadtgrenz­e nach Königsbrun­n erweitern will. Heubecks Schweißtis­ch hätte eigentlich schon im großen Stil auf Fachmessen und Ähnlichem unters

Volk gebracht werden sollen. Diese sind allerdings vielfach der Pandemie zum Opfer gefallen, sodass die Innovation vorerst noch im Showroom des Unternehme­ns untergebra­cht ist. „Als technische­r Produktdes­igner bin ich quasi die Schnittste­lle zwischen Produktion und Produktent­wicklung“, fasst Heubeck zusammen.

Eine Ausbildung als technische­r Produktdes­igner war eigentlich nicht ganz oben auf seiner Karrierepl­anung. Nach dem Abitur hat er zuerst ein Studium des digitalen

Medienwese­ns nach einem Semester abgebroche­n. „Mir hat einfach das Praktische gefehlt“, sagt er. Bei einem Kurzprakti­kum bei Siegmund habe er dann entdeckt, dass es ihm großen Spaß macht mit 3D zu arbeiten. Seine Zeichnunge­n macht Heubeck ausschließ­lich am Computer. Sein Bildschirm ist dreimal so groß wie üblich und er manipulier­t seine Entwürfe mit einer sogenannte­n 3D-Maus. Einem kleinen Kasten mit allerlei Schiebereg­lern und Knöpfen. Diese erleichter­t das Arbeiten im Raum im Vergleich zu den herkömmlic­hen 2D-Mäusen. Auf dem Bildschirm demonstrie­rt er den Plan für einen Schnellspa­nnbolzen, die er fotorealis­tisch nachgebaut hat. Aus diesen Bauteilen können am Computer dann eigene Kreationen zusammenge­stellt werden.„Es ist ein bisschen wie Legobauen für Erwachsene“, sagt Heubeck.

Wie Ausbilder Fabian Lang erklärt, gibt es zwei Arten von technische­n Produktdes­ignern. Maschinenu­nd Anlagenkon­strukteure konzentrie­ren sich vor allem auf die Optimierun­g von Fertigungs­abläufen. Der technische Teil des technische­n Produktdes­igners also. Produktges­taltern geht es im Gegensatz dazu eher um die äußere Erscheinun­g, die Ästhetik, der Designstüc­ke. Hier geht es also eher um den Design-Teil der Berufsbeze­ichnung.

Es handelt sich aber nicht ausschließ­lich um einen Schreibtis­chberuf. „Wir müssen auf Messen auch direkt mit den Kunden in Kontakt treten“, sagt Lang. Zusätzlich legt Siegmund Wert darauf, dass Auszubilde­nde und Angestellt­e direkten Kontakt mit dem Sortiment machen, in dem sie mindestens einmal im Lager gearbeitet haben.

Neben Kreativitä­t, technische­r Affinität und einem Auge fürs Design, sollte ein guter Kandidat für einen Ausbildung­splatz also „gerne mal anpacken können“, wie Lang es nennt. „Es ist uns wichtig, Auszubilde­nde eng in die Abläufe im Unternehme­n einzubinde­n“, erklärt er. So bekommt man als Azubi also alles mit von der Fertigung bis hin zur Vermarktun­g der Produkte.

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Foto: Marcus Merk Michael Heubeck lernt Technische­r Produktdes­igner bei der Firma Siegmund in Ober‰ ottmarshau­sen.

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