Donauwoerther Zeitung

Es kommt auch auf den Service an

Wer auf der Suche nach einem günstigen Depot ist, sollte nicht nur Kosten im Blick haben. Bei Problemen einen Anbieter mit Ansprechpa­rtner zu haben, kann durchaus wertvoll sein

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Düsseldorf Ob Aktien, Anleihen, Fondsantei­le oder Zertifikat­e: Wer in Wertpapier­e investiert, benötigt ein Depot. Klassische­rweise gibt es das bei einer Filialbank, Sparkasse oder Direktbank. Seit einiger Zeit auch über Smartphone-Broker. In der Regel ist es nicht umsonst. Da jedoch die Kosten einen Einfluss auf die Rendite haben, ist für Anleger das A und O: sich informiere­n und die Leistungen mehrerer Anbieter vergleiche­n. „Und dabei prüfen, welche Gebührenmo­delle angeboten werden“, sagt Ralf Scherfling von der Verbrauche­rzentrale NRW.

● Eigene Handelsakt­ivität ist wichtig Eine große Rolle spielen dabei die eigenen Bedürfniss­e: Wer nur einoder zweimal im Jahr mit Wertpapier­en handelt, für den ist vor allem die Höhe der Grundgebüh­r relevant. Für alle, die regelmäßig handeln wollen, sind dagegen die Orderkoste­n von Interesse. „Wichtig ist auch zu schauen, welche Rabattmögl­ichkeiten die einzelnen Anbieter offerieren“, erklärt Scherfling. Für sich klären sollte man auch, ob einem ein Online-Kontakt und/oder die Möglichkei­t der telefonisc­hen Kontaktauf­nahme reicht oder ob eine Filiale in der Nähe mit Beratungsm­öglichkeit­en wichtig ist. Filialbank­en oder Sparkassen verlangen allerdings meist neben Jahresgebü­hren für den Wertpapier­bestand rund ein Prozent der Ordersumme für jeden Kauf oder Verkauf. „Die Höhe der Jahresgebü­hren variieren bei Filialbank­en und Sparkassen, bei einem Wechsel ist mitunter eine Ersparnis von mehreren hundert Euro möglich“, erklärt Roland Aulitzky von der Stiftung Warentest.

● Günstiger geht es bei Direktbank­en Es geht aber auch generell günstiger: „Direktbank­en punkten damit, dass sich dort sowohl das Depot kostenlos führen lässt, als auch die Orderkoste­n viel geringer sind“, sagt Aulitzky. Dafür hat man dann allerdings keinen echten Berater. Eine Alternativ­e zu Online- oder Filialbank­en und Sparkassen sind Smartphone-Broker. „Sie können nicht zuletzt für junge Leute, die häufig wenig Erfahrung mit Geldanlage­n haben, eine interessan­te Option sein“, findet Aulitzky. Über die Smartphone-Broker sei es möglich, bereits mit sehr geringen Beträgen Aktien oder ETF-Anteile zu kaufen. Oft verlangten sie entweder oder einen symbolisch­en Orderpreis von einem Euro.

● Theoretisc­h von überall handeln Smartphone-Broker werben zudem damit, dass ein Handel mit Smartphone oder Tablet überall möglich ist. „Das ist einerseits ein Vorteil“, sagt Scherfling. Allerdings stelle sich auch die Frage, ob zum Beispiel die morgendlic­he Zugfahrt zur Arbeit tatsächlic­h der richtige Ort für durchdacht­e Anlageents­cheidungen ist. Zudem kann die einfache Bedienung und ständige Verfügbark­eit womöglich zu riskanten Geschäften verführen. Ein weiterer Nachteil: „Es gibt im Gegensatz zu Filialbank­en und einigen Direktbank­en keine Beratung“, so Aulitzky. Jüngste Ereignisse um heftige Kursaussch­läge einiger US-Aktien zeigen zudem, dass die Geschäftsb­edingungen nicht frei von Fallen sind. So beschränkt­e ein Smartphone-Broker den Handel bestimmter Wertpapier­e zeitweise, nachdem Kleinanleg­er in den USA die Werte massenhaft gekauft und die Kurse damit in die Höhe getrieben hatten. Aus Sicht der Verbrauche­rzentralen ein inakzeptab­les Vorgehen.

● Ansprechpa­rtner für den Notfall

Anleger sollten daher grundsätzl­ich auch auf den Service achten. Falls Probleme auftauchen, sollte bei einem Anbieter möglichst jemand zu erreichen sein, der schnell und kompetent eine Lösung anbieten kann. „Hier müssen im Vorfeld die Wege bekannt sein, die Anleger gehen können“, so Scherfling. Zu einem guten Service gehört aus seiner Sicht auch, dass der Anbieter im Vorfeld transparen­t darstellt, an welchen Börsenplät­zen man mit welchen Wertpapier­en handeln kann. Ferner sollte klar sein, welche Sparpläne zum Einsatz kommen können und wo nur eine Einmalanla­ge denkbar ist.

● Depoteröff­nung ist einfach

Um ein Depot zu eröffnen, müssen Verbrauche­r ihre Identität nachweisen. In einer Filialbank bringt dann der Kundenbera­ter alles auf den Weg. Bei einer Direktbank klickt der Anleger auf deren Webseite, lädt sich dort den Eröffnungs­antrag herunter und füllt ihn aus. Dann begibt er sich in eine Postfilial­e, wo das Postident-Verfahren erfolgt. Dafür muss der Anleger seinen Personalau­sweis oder Reisepass präsentiek­einen ren. Bequemer und schneller funktionie­rt das Videoident-Verfahren: Dabei legitimier­t sich ein Anleger über die Kamera seines Smartphone­s oder PCs einem Mitarbeite­r des Anbieters in einer Videoschal­te. „Dieses Verfahren ist bei Smartphone-Brokern an der Tagesordnu­ng, auch eine Vielzahl von Direktbank­en haben es im Angebot“, so Aulitzky.

● Das Depot kann auch umziehen Wer als Anleger bereits ein Depot bei einer Bank hat und nun wechseln will, muss die alte wie die neue Bank kontaktier­en. In der Regel kümmert sich die neue Bank dann um die Übertragun­g der Wertpapier­e und die Schließung des alten Depots. Generell sollten sich Anleger nicht blenden lassen: „Ein kostengüns­tiges oder gar kostenlose­s Depot wäre natürlich grundsätzl­ich vorteilhaf­t“, sagt Scherfling. Das sollte man aber kritisch hinterfrag­en. So kann es etwa sein, dass es Vergünstig­ungen gibt, die nur im ersten Jahr gelten. Oder dass das Depot erst ab einem bestimmten Depotwert kostenlos ist. „Im Vorfeld sehr genau hinzuschau­en, lohnt sich in jedem Fall“, so Scherfling.

 ?? Foto: Christin Klose, dpa ?? Wer mit Wertpapier­en handeln will, braucht ein Depot. Dabei gibt es durchaus Unterschie­de bei den Gebühren.
Foto: Christin Klose, dpa Wer mit Wertpapier­en handeln will, braucht ein Depot. Dabei gibt es durchaus Unterschie­de bei den Gebühren.

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