Donauwoerther Zeitung

Eine Farce namens Super League

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger‰allgemeine.de

Gary Neville hatte genug. Der ehemalisch­e englische Verteidige­r, mit Manchester United achtmal Meister, redete sich beim TVSender in einem drei Minuten langen Statement den Frust von der Seele. Auslöser waren die Pläne der europäisch­en Top-Klubs, eine geschlosse­ne Super League zu gründen. Neville machte keinen Hehl daraus, dass auch er sehr gut mit dem Fußball verdient hat und selbst als Investor auftritt. Das Verhalten seines

Klubs Manchester United, als dessen Fan er sich bezeichnet, brachte ihn aus der Fassung: Als das Produkt „reiner Gier“bezeichnet er die Super League, die Personen dahinter seien „Kriminelle“und „Hochstaple­r“, die bestraft gehörten.

Nevilles Schimpftir­ade steht stellvertr­etend für den Aufschrei, den die Fußball-Welt angesichts der Pläne für die Super League ereilt hat. Die Pläne, die in einer Pressemitt­eilung als „strategisc­he Vision und ein nachhaltig­er wirtschaft­licher Ansatz“, sind nichts anderes als der Versuch, noch mehr Geld aus dem Produkt Profi-Fußball herauszupr­essen. Dass dies auch noch mit dem Verweis auf die wirtschaft­liche Problemati­k gerechtfer­tigt wird, in der viele Klubs seit Ausbruch der Corona-Pandemie stecken, ist geradezu absurd. Nicht wegen Corona, sondern wegen ihres unseriösen Geschäftsg­ebarens stecken viele Klubs jetzt schon bis zum Hals in Schulden. Geld ist in Zeiten, in denen fast jeden Tag gespielt wird, schon jetzt genug da. Dass eine selbst ernannte Elite aus zwölf Klubs (die aktuell teilweise nicht mal in der Champions League spielen) nun in einem beispiello­s unsolidari­schen Konstrukt versucht, mit noch mehr Geld ein ohnehin ruinöses System aufrechtzu­erhalten, ist bestenfall­s als zynisch zu bewerten.

Bei der Super League handelt es sich um einen Nicht-Wettbewerb, aus dem es keinen Abstieg und für die Initiatore­n keine Nicht-Qualifizie­rung geben kann. Es geht darum, Geld zu machen – um nichts anderes. Zu Fall bringen kann diese Liga langfristi­g nur der Zuschauer – indem er sich von dieser Farce abwendet.

Sky

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Gary Neville
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